Serie Obermeister der Rollladen- und Sonnenschutzinnungen – Teil 1 Wagner: "Gestalten, statt in der Ecke zu sitzen und zu meckern"

Seit 2008 ist Frank Wagner Obermeister der Rollladen- und Sonnenschutz-Innung in Hessen. Was war sein Antrieb und was zeichnet ihn besonders aus? sicht+sonnenschutz ist diesen Fragen nachgegangen.

Am Ausbildungsstand (v.li.n.re.): Daniel Fuchs (Auszubildender), Frank Wagner und Lukas Schulz (Auszubildender). - © Rollladen Wagner

Wenn er etwas anpackt, dann richtig – wer sich den Werdegang von Frank Wagner, Obermeister der Innung Hessen, anschaut, wird feststellen, dass das sein Berufsmotto sein könnte. Dabei hätte der Inhaber des Betriebs Rolladen Wagner in Erlensee beinahe einen ganz anderen beruflichen Weg eingeschlagen. "Nach meinem Abitur wollte ich ursprünglich Physik studieren", erklärt er. Was für ein Verlust für die Sicht- und Sonnenschutzbranche wäre das gewesen!

Wagners beruflicher Werdegang

Den Betrieb Rolladen Wagner haben seine Eltern im Jahr 1965 gegründet. War er in früheren Jahren doch eher abgeschreckt von dem Gedanken, den Betrieb zu übernehmen, erkannte er später doch die Vorzüge und fällte dementsprechend die Entscheidung. Diesen Weg schlug er nicht etwa halbherzig ein, sondern verfolgte ihn mit Leib und Seele. Er startete mit einer Schreinerlehre und legte die Prüfung zum Rollladen- und Jalousiebauer ab. Dann absolvierte er den Betriebswirt des Handwerks. "Das ist im Prinzip wie
ein Mini-Studiengang. Man lernt Bilanzerstellung, wichtige Dinge zum Marketing und vieles mehr", erklärt Wagner. Zuvor hatte er mit dem Gedanken gespielt, Betriebswirtschaftslehre zu studieren. "Das hat mich schon sehr gereizt, aber ich habe es als zu abgehoben empfunden, als ich mich näher damit auseinandergesetzt habe. Es war mir zu theoretisch", betont der hessische Obermeister. "Der Betriebswirt des Handwerks ist da einfach viel praxisnäher." Nach Abschluss der Meisterprüfung zum Schreiner stieg er 1983 in den elterlichen Betrieb ein – die Ausbildung absolviert hat er dort nicht. Er durchlief alle Stationen und übernahm 1989 nach dem Tod seiner Mutter die kaufmännischen Angelegenheiten. Als Mitgeschäftsführer neben seinem Vater nahm er auch an vielen Veranstaltungen der Innung teil. Einige Zeit war Wagner dann beim Bundesverband Rollladen + Sonnenschutz tätig und war viele Jahre im Vorstand der Rollladen- und Sonnenschutz-Innung Hessen. "Ich hatte aber nie die Ambitionen,
Obermeister zu werden", versichert er. Doch als sein Vorgänger die Position aufgab, übernahm er diese kommissarisch. "Das machte auch Sinn, da ich damals der stellvertretende Vorstandsvorsitzende war. Ich bin dann einfach reingewachsen", erinnert er sich. Nach seiner kommissarischen Tätigkeit ließ sich Wagner erneut als Obermeister aufstellen. Seit 2008 hat er das Amt inne. Die Tätigkeit im Bundesverband hat er dann eingestellt, er wollte sich auf die Innungs-Arbeit konzentrieren – frei
nach dem Motto "ganz oder gar nicht".

Ein Forum für die Mitglieder schaffen

"Die Hauptaufgabe unserer Innung ist es, die Rahmenbedingungen für unsere Mitglieder zu verbessern", sagt der Obermeister. Sein Antrieb ist es, ein Forum zum Austausch
zu realisieren. Damit auch möglichst viele zu den Veranstaltungen der Innung erscheinen, bieten sie stets ein attraktives Rahmenprogramm. "Das kann mal eine Weinprobe sein oder eine exklusive Führung hinter die Kulissen des Frankfurter Flughafens", erklärt Wagner.

Als Obermeister nimmt Wagner an vielen Veranstaltungen im Jahr teil. "Als ich meinen Terminkalender durchgeblättert habe, ist mir ganz schwindelig geworden. Man muss es als Hobby betrachten – es muss auch Spaß machen", sagt er. Besonders schätzt er an seiner Arbeit, dass er mit vielen Leuten sprechen und auch auf die Probleme der Branche aufmerksam machen kann, beispielsweise auf dem hessischen Handwerkskammertag. Dort trifft er auf Menschen aus den Ausschüssen und auf Staatssekretäre. "Ich war überrascht, wie kurz die Wege zu den Entscheidern sein können. Dort trifft man die, die die Gesetze machen, und man wird von ihnen gehört", sagt er. "Ich möchte lieber gestalten, anstatt in der Ecke zu sitzen und zu meckern." Er ist eben ein Macher.

Meisterprüfung in Wiesbaden

Die Innung in Hessen ist vor allem in der Lehrlingsgewinnung aktiv. Auf Veranstaltungen ermutigt Wagner die Betriebe, Auszubildende einzustellen. Die Innung ist zudem
auf Ausbildungsmessen präsent – mit einem Stand vom BVRS. Diesen können sich Betriebe beispielsweise für den Tag der offenen Tür ausleihen. Auch in Sachen Meisterprüfung ist die Innung Hessen vorne dabei. "In Wiesbaden ist einer der zwei Standorte, an denen die Meisterprüfung abgenommen wird", erzählt er. Dort gibt es zudem Vorbereitungskurse, zu denen die Innung Mitglieder als Referenten entsendet. "Wir sind dies bezüglich auch in ständigem Kontakt mit den Kammern und dem BVRS." Auch dem Thema Digitalisierung widmet sich die Innung verstärkt. "Wir organisieren viele Vorträge zu Social Media, Facebook oder Webseiten", sagt Wagner.

Im vergangenen Jahr wurde der Obermeister wiedergewählt. Da er für eine Fünf-Jahres-Periode gewählt ist, ist in den kommenden vier Jahren für ihn ans Aufhören nicht zu
denken. Und das ist auch gut so: In Sachen Ausbildung könnte ein neues Projekt in der Innung starten, das momentan in seinem Betrieb läuft. Eine Agentur hat um einen Auszubildenden als Ausbildungsbotschafter gebeten, der in Schulklassen über den Beruf informiert. Ein Projekt, in das sich der Obermeister reinknien kann – wieder mit Leib und Seele, versteht sich.