Der architektonische Gesamteindruck zählt So verschmilzt der Sonnenschutz mit der Fassade

Homogene Gebäudeansichten liegen bei Architekten und Bauherren im Trend. Lesen Sie, was bei der Planung des Sonnenschutzes in der Fassade wichtig ist, welche technischen Anforderungen Raffstores erfüllen müssen und wie die Lamellenstruktur zur Förderung des gesundheitlichen Wohlbefindens beiträgt.

Der Sonnenschutz in der Fassade sorgt für homogene Gebäudeansichten und ein elegantes Erscheinungsbild. - © Warema

Der Sonnenschutz in der Fassade trägt maßgeblich zum Gesamteindruck eines Hauses bei. Als Klassiker kommen hier Raffstores zum Einsatz, die über den traditionellen Sonnenschutz hinaus auch Funktionen wie Blendschutz, Sichtschutz, Lichtlenkung oder Verdunkelung übernehmen. Damit die Anlagen am Ende den gewünschten Lichteintrag bringen und möglichst lange den physikalischen Gegebenheiten standhalten, sollten sie im Vorfeld gut geplant sein. „Das Konzept muss mit dem Architekten und Bauherren abgestimmt werden“, betont Zeljko Radicic, Leiter der Architektenberatung bei Roma. „So wirken sich z.B. die verschiedenen Lamellengeometrien nicht nur auf den Lichteinfall im Raum aus, sondern sind durch ihre Form auch unterschiedlich windstabil.“

AUF DIE WINDVERHÄLTNISSE ACHTEN

Zudem spielen die baulichen Gegebenheiten wie der Fassadenaufbau sowie die Schachttiefe und -höhe eine wichtige Rolle. „Je nach den Windverhältnissen muss eine Entscheidung zwischen Schiene und Seil getroffen werden“, erklärt Thomas Wiesmann, Strategischer Geschäftsfeldmanager Fenster- und Fassadensonnenschutz bei Warema. „Und nicht zuletzt sollten die Farben optimal auf das Gebäude abgestimmt sein.“
Auf die speziellen Anforderungen für Sanierungen und Renovierungen weist Kevin Carrozzo, Produktmanager Fenster & Fassade von Schenker Storen, hin: „Es sollte geprüft werden, ob die ausgewählten Raffstores von den Dimensionen her in den vorhandenen Bauraum passen.“ Sowohl bei Neubau als auch bei Sanierungen müsse zudem darauf geachtet werden, dass der Montageuntergrund die entstehenden Auszugskräfte aufnehmen kann.

SO VERSCHWINDEN KÄSTEN AUS DEM BLICKFELD

Und welche technischen Anforderungen müssen Raffstores erfüllen, damit sie sich ohne viel Aufwand in die Fassade integrieren lassen und für ein elegantes Erscheinungsbild sorgen? „Am besten ist es, wenn der Sonnenschutz komplett in der Fassade verschwindet, denn im Entwurf sind so gut wie nie Sonnenschutzkästen als gestalterisches Element vorgesehen“, weiß Radicic von Roma. „Es gilt also, in Höhe, Breite und Tiefe ein möglichst wenig aufbauendes System zur Verfügung zu stellen.“
Die Raffstore-Kästen lassen sich entweder mittels einputzbarer Systeme unsichtbar in die Fassade integrieren oder durch die Verwendung von Blenden ästhetisch gestalten. Zudem sollte auch der sauberen Integration der Führungsschienen Beachtung geschenkt werden. „Diese sind für den Endanwender sichtbar und sollten daher ansprechend eingebaut werden, z.B. durch das Versenken in die Laibung“, rät Carrozzo von Schenker Storen.
Weiterhin entsteht ein harmonischer und aufgeräumter Gesamteindruck, wenn die Lamellen von mehreren Behängen nebeneinander automatisch die gleiche Stellung einnehmen. In diesem Zusammenhang kommen laut dem Geschäftsfeldmanager von Warema auch immer mehr Fenster-Markisen zum Einsatz.

DIE RICHTIGE WAHL DER LAMELLENGEOMETRIEN

Die Flachlamellen mit Seilführung von Roma eignen sich vor allem für den Erdgeschossbereich von öffentlichen Gebäuden. Durch die Flexibilität wird eine dauerhafte Verformung der Lamelle, wenn z.B. ein Ball gegen den Behang fliegt, weitestgehend umgangen. Mit den gebördelten Lamellen lassen sich im Vergleich zu den Flachlamellen höhere Windstabilitäten erreichen. Die Z-Lamelle und die Dreibogenlamellen offerieren zusätzlich zur Windstabilität einen erhöhten Sichtschutz in geschlossenem Zustand. „Wenn es um eine starke Abdunkelung in Kombination mit Sichtschutz bei möglichst großer Windstabilität geht, empfiehlt sich der Einsatz der Comfort & Design Lamelle CDL“, sagt der Leiter der Architektenberatung.
Warema unterscheidet zwischen drei Lamellenarten. Standard an der Fassade sind die gebördelten Lamellen. Sie ermöglichen eine gute Tageslichtsteuerung bei gleichzeitig hoher Stabilität und Langlebigkeit. Flachlamellen lassen sich dank ihres flachen Aufbaus im eingefahrenen Zustand unauffällig integrieren und schränken bei geöffneten Behängen die Durchsicht kaum ein. „Um Schlafräume zu verdunkeln, bieten wir Verdunkelungslamellen als runde (90er-) oder eckige (93er-)Ausführung an“, beschreibt Wiesmann. Sie ermöglichten ebenfalls eine gute Tageslichtsteuerung.

Auch Schenker Storen bietet eine breite Palette an Lamellengeometrien an – von der einfachen Flachlamelle für Blendschutz bis hin zur Z-Lamelle für verbesserte Lichtlenkung und Verdunkelung. Wichtig für die Auswahl sei der Bedarf des Nutzers. „Bei Büros spielt z.B. der Blendschutz eine große Rolle, während bei Wohngebäuden eher der Sichtschutz und die Verdunkelung im Zentrum stehen“, sagt Carrozzo.

MEHR GESUNDHEITLICHES WOHLBEFINDEN UND RAUMATMOSPHÄRE

Die gezielte Tageslichtlenkung dient dazu, den Raum mit natürlichem Licht auszuleuchten und das Wohlbefinden der Menschen zu erhöhen. „Durch die Nutzung des natürlichen Lichts kann zudem Energie eingespart werden, da Räume weniger oder gar nicht mehr mit künstlichem Licht beleuchtet werden müssen“, sagt der Produktmanager von Schenker Storen.
Auch bei Roma spielt die Behaglichkeit eine große Rolle. Mit den Raffstores lassen sich der Lichteintrag und die Durchsicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen. „Allein hierdurch erreicht man ein gesundheitsförderndes Wohlbefinden und eine gemütliche Raumatmosphäre“, sagt der Leiter der Architektenberatung. Um z.B. die Kosten für Kühlung und Beleuchtung zu reduzieren, sei es steuerungstechnisch möglich, den Sonnenschutz je nach Sonnenstand den idealen Neigungswinkel einnehmen zu lassen.
Nach Angaben von Warema unterstützt flackerfreies Licht bei schwierigen Sehaufgaben und bietet höchste Farbwiedergabe. Gleichzeitig unterdrücke der Blauanteil die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin, mache wach und erhöhe die Konzentration. So takte er die innere Uhr und sorge für einen natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus mit erholsamem Schlaf und energiereichen Tagen. „Ein hoher Tageslichtquotient setzt einen funktionalen und flexiblen Sonnenschutz wie z.B. Raffstores mit smarter Steuerung voraus“, berichtet Wiesmann. Diese lassen immer die richtige Menge an Tageslicht ins Innere für ein angenehmes Klima und optimale Beleuchtung.

LICHTLENKUNG MIT DICHOMETRISCHER LAMELLENSTRUKTUR

Dass natürliches Tageslicht äußerst wertvoll für die menschliche Physiologie ist, weiß auch Dr.-Ing. Helmut Köster von Köster Lichtplanung. „Leider herrscht in den meisten Büros weltweit bei nur 500 Lux eine biologische Dunkelheit mit negativen Folgen für die menschliche Gesundheit und den Energieverbrauch für die künstliche Beleuchtung“, bedauert er. Damit Raffstores zu einer effektiven Tageslichtnutzung beitragen, sollten die Lamellen eine dichometrische Grundstruktur mit bifokaler Lamellenoptik aufweisen, d.h., die einzelnen Lamellen werden in zwei parallele Funktionsteilstücke gekantet, wobei die zum Sonneneinfall gelegene Lamellenhälfte steiler angestellt sei und als Retroreflektor diene.
Die zum Innenraum gelegene Lamellenhälfte sei flacher angestellt und lenke das Tageslicht in die Raumtiefe. Das Ergebnis sei eine bifokale Lamellenoptik mit einer sehr guten Durchsicht und Diffuslichteinlenkung. „Die Firma Schlotterer aus Österreich realisiert z.B. mit einer über die Behanghöhe kontinuierlichen Lamellenverstellung im unteren Behangbereich einen blendfreie Arbeitsplatz und im oberen Behangbereich eine Raumtiefenausleuchtung“, ergänzt der Experte. „Für Innenjalousien produziert die Firma Retrosolar spezielle Lamellenoptiken, die die Sonne im unteren Fensterbereich trotz horizontaler Lamellenlage komplett auslenken und im oberen Behangteil Zenitlicht einfangen.“

Kirsten Friedrichs