Anforderungen an technische Textilien Hier geht es nicht nur um Design

Sonnenschutztextilien besitzen zwei Funktionen: Sie schützen vor Sonnenlicht und erfüllen eine dekorative Aufgabe. Wenn es um die Optik geht, vertraut so mancher Hersteller auf Designer, aber wie sieht es bei der Funktion aus? Hier kommen Forschungs- und Prüfinstitute wie die Deutschen Institute für Textil- und Faserforschung Denkendorf (DITF) ins Spiel.

So sieht es aus, wenn Transmissionswerte im Dunkellabor der DITF bestimmt werden. - © DITF

Für viele Hersteller von textilen Sonnenschutzprodukten sind die DITF eine wichtige Anlaufstelle, wenn es darum geht, Entwicklungen bei Sonnenschutztextilien voranzutreiben oder auch nur auf ihre Zweckmäßigkeit zu prüfen. „Wir arbeiten aktuell mit Sonnenschutzherstellern an mehreren größeren Entwicklungsprojekten zusammen, die zum Teil öffentlich gefördert werden“, sagt Bastian Baesch, Team leiter Sensorik und Aktorik sowie stellvertretender Bereichs leiter Techno logieintegration der DITF. „Wöchentlich finden in unseren Laboren aber auch konventionelle lichttechnische Messungen statt.“

Architektenwünsche erfüllen

Unter einer konventionellen Messung ist z.B. die Ermittlung von Transmissionswerten zu verstehen. „Bei manchen Ausschreibungen verlangen Architekten nicht nur ein spezielles Sonnenschutzsystem, sondern auch einen bestimmten Transmissionswert des Materials“, erklärt Baesch. „Da wird beispielsweise eine Lichttransmission von 50 Prozent gefordert.“ Einfach ausgedrückt: Wenn die Sonne scheint, darf nur die Hälfte der Lichtstrahlen durch das Textil kommen. Um nachzuweisen, dass ihre Produkte diesen Ansprüchen gerecht werden, geben Sonnenschutzhersteller entsprechende Tests bei den DITF in Auftrag.

„Wir prüfen jedoch nicht nur das Transmissionsverhalten, sondern z.B. auch das Reflexionsverhalten. Es gibt verschiedene Prüfungen mit verschiedenen Graden der Komplexität“, sagt Baesch. Jene Tests unterliegen bestimmten Vorschriften. So definiert z.B. die DIN EN 14500 u.a. das Verfahren zur Bestimmung der Lichtundurchlässigkeitskenngrößen von innen und außen liegenden Abdunkelungs-/Verdunkelungs anlagen nach den Festlegungen in DIN EN 14501:2016.

Der Ablauf einzelner Tests könnte sich jedoch bald ändern. „Die Norm wurde kürzlich überarbeitet, da man festgestellt hat, dass die Transmission durch kleinste Änderungen der Prüfungsparameter beeinflusst werden kann“, sagt Baesch, der mit den DITF an der Überarbeitung beteiligt ist. Demnach ist nicht auszuschließen, dass bestimmte Werte für bereits getestete Sonnenschutztextilien im neu erarbeiteten Testverfahren anders ausfallen können. „Aktuell bestehen zur DIN EN 14500 und DIN EN 14501 neue Normentwürfe, zu denen aktuell Stellung genommen werden kann“, erklärt der Experte. Aber nicht nur Tests werden verbessert. Die DITF arbeiten an der gesamtheitlichen Weiterentwicklung von Sonnenschutz textilien. Das schließt neue Fertigungsverfahren ein, die die Herstellung vergünstigen oder verstärkt individualisieren, aber auch die Verbesserung von Produkteigenschaften. „Wir sind z.B. schon heute in der Lage, durch den Aufbau von Textilien Licht so in den Raum einzubringen, dass dieser sich weniger aufheizt“, sagt Baesch. „Gerade unter Energieeinsparungsaspekten ist das ein Bereich, der weiter wachsen wird.“