Im Notfall kommt es auf jede Sekunde an. Lesen Sie, welche Anforderungen moderne Sonnenschutzsysteme für den zweiten Rettungsweg erfüllen müssen und wie im Brandfall die sofortige Bedienung sichergestellt ist.
Während man früher an Fenstern im zweiten Flucht- und Rettungsweg ganz auf den Rollladen verzichtete oder einen Rollladen mit mechanischem Gurtwickler oder Nothandkurbel verwendete, hält der Markt aktuell eine Vielzahl an Lösungen bereit, die im Ernstfall auch ohne Strom funktionieren. „Die Relevanz der Fluchtwegesicherung ist gestiegen, weil Unglücksfälle wie das Feuer im Londoner Grenfell Tower 2017 das Thema ins Bewusstsein gerückt haben und Endkunden verstärkt nach solchen Lösungen fragen“, sagt Alexander Vogt, Leiter Produkt-/Projektmanagement und Marketing bei Selve.
Bei der Produktentwicklung spiele die Funktionssicherheit eine entscheidende Rolle. Zudem wünschten sich Planer, Bauherren und Nutzer eine einfache Montage und Wartung, eine intuitive Bedienung und ein angemessenes Preis-Leistungs-Verhältnis. „Die Herausforderung liegt darin, dass es keine einheitlichen Gesetzesvorgaben gibt“, ergänzt Vogt. Deswegen gehe jeder Hersteller einen anderen Weg. „Bisher sind Flucht- und Rettungswege in der Arbeitsstätten verordnung geregelt“, weiß Frank Dahinten, Produktmanager Fenster- und Fassadensonnenschutz bei Warema. „Einige Landesbauordnungen enthalten bereits eine Vorschrift, weitere Bundesländer sind in der Vorbereitung.“
In Sekundenschnelle geöffnet
Selve hat 2018 den Antrieb SP Rescue vorgestellt, mit dem sich der Rollladen im Notfall – auch bei Stromausfall – in ein bis zwei Sekunden mit einem Handgriff öffnen lässt. Bei SEE-NHK handelt es sich um einen Antrieb mit elektronischer Endabschaltung und Nothandkurbel. Durch das Überset zungsverhältnis von 13 : 1 lasse sich der Behang mit wenigen Kurbeldrehungen öffnen. Die neueste Entwicklung, die auch auf der FENSTERBAU FRONTALE 2020 (Halle 4A, Stand 205) zu sehen sein wird, heißt Man Rescue. „Dies ist ein Motorlager für beliebige Antriebstypen“, verrät Vogt. „Hier kann der Rollladen im Notfall mit einem Gurt hochgezogen werden.“
Zusätzliche Gurtbedienung
Warema setzt seinen Fokus auf der FENSTERBAU FRONTALE 2020 (Halle 7, Stand 618) auf Neuheiten wie SecuKit für Rollläden und Fenstermarkisen. „Die Lösung wird live zu sehen sein“, verspricht Dahinten. Rollläden mit SecuKit verfügen über einen Motor und werden über eine intelligente Steuerung bedient. Im Fall eines Stromausfalls, der z.B. durch einen Brand ausgelöst wird, lässt sich der Behang durch die zusätzliche Gurtbedienung mit wenigen Handgriffen hochziehen. Am Monitor auf dem Messestand zeigt Warema auch das akkugestützte Notraff-Set für den ersten Rettungsweg, das den Sonnenschutz mit einer Geschwindigkeit von zirka einem Meter pro Sekunde hochfährt. Demnach benötigt ein drei Meter hoher Raffstore nur drei Sekunden, um den Flucht weg freizugeben.
Akku garantiert Energiereserven
Der neue akkugepufferte Rollladen von Lakal verfügt bei Stromausfall über Energiereserven von bis zu zehn Bewegungen in 24 Stunden. Gekoppelt an eine SmartHome-Lösung, lässt er sich so programmieren, dass er bei Auslösen der Brandmelder nach oben fährt. „Bei größeren Anwesen mit mehreren Fenstern auf der Straßenseite sollte man die Mehrkosten beim Bau investieren, um höchstmögliche Sicherheit zu erzielen“, rät Michael Selke, Vertriebsleiter DACH bei Lakal. Bei den Planungen sollte bedacht werden, dass der Akku in einer separaten Verteilerdose untergebracht ist. Zudem müsse man die Fenster definieren, die als zweiter Rettungsweg in Frage kämen. Der akkugepufferte Rollladen sei auch bei außergewöhnlichen Formaten wie Erkerfenstern einsetzbar.
Wenn der Rauchmelder piept
Auch Wir Elektronik hat eine Lösung für den zweiten Rettungsweg im Programm. Die eUhr Smart Safe verfügt über eine akkugepufferte Funksteuerung, die bei Stromausfall bis zu 20 Fahrten des Rollladens ermöglicht. Für noch mehr Sicherheit sorgt die Rauchwarnmelder-Signal funktion: Meldet ein im Raum angebrachter Rauch melder eine Gefahr, zieht die eUhr Smart Safe den Rollladen automatisch nach oben. Die programmierbare Zeitschaltuhr lässt sich über Funk auch mit einem an der Fensterscheibe angebrachten Sonnen- und Dämmerungssensor oder einem Handsendersteuern. Zudem lässt sich die Uhr in eine Haus automation oder ein SmartHome-Netzwerk einbinden.