Schadensfall Fertig war hier nur der Kunde – mit den Nerven

Ein hoher Grad an industrieller Vorfertigung und die Standardisierung gelten als Vorteile von Fertighäusern. Im vorliegenden Fall kam es allerdings zu Pfusch am Bau, die Rollläden waren dabei nur das geringste Problem.

Kein Halt: Die Gelenkplatten sind mangelhaft befestigt. Durch die mechanische Belastung beim Kurbeln ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich alle Schrauben lösen. - © Santner

Zwei Jahre nach der Fertigstellung hatte ein Bauherr einem Kunden privat ein Holzfertighaus verkauft. Bis auf kleine Schönheitsfehler war das Werk bei der Übergabe mangelfrei. Die noch fertigzustellenden Anlagen wie Carport, Außenanlagen etc. wollte der Käufer selbst errichten.

SCHADENSBILD

Nach einiger Zeit fielen dem neuen Eigentümer doch ein paar Mängel auf. An kalten Tagen war es in manchen Bereichen des Hauses recht ungemütlich, insbesondere in der Nähe der Außenwände und Fenster. Eines Tages löste sich auch die Kurbel des Rollladens im WC. Der hinzugezogene Sachverständige machte sich an die Analyse.

HINTERGRUND

Die Rollläden sind als Rechtsroller ausgeführt und haben eine Außenrevision. Die Kurbeln sind in der Laibung nach oben hin befestigt, der Kurbeldorn geht schräg nach oben ins Getriebe. Die Verschraubung der Gelenkplatten erfolgte über vier Schrauben ausschließlich in der Laibung aus Gipskartonplatten – allerdings ohne Dübel.

SCHADENSANALYSE

Wie der Sachverständige feststellte, sind die fensternahen Schrauben komplett ohne Halt, da die Gipskartonplatte hier keine Unterkonstruktion hat. Die Schrauben zur Raumseite hin sind teilweise in der darunterliegenden Holzkonstruktion verankert. Die Folge: Durch die mechanische Belastung beim Kurbeln im Zusammenspiel mit der mangelhaften Befestigung sind die Gelenkplatten schräg nach unten geneigt und es ist nur eine Frage der Zeit, bis alle Schrauben den Dienst quittieren. Im Bad und in der Dusche, wo die Laibung gefliest ist, sind die Gelenkplatten indes überhaupt nicht befestigt. Beim Fenster in der Dusche waren mehrere Bohrlöcher (Fehlbohrungen) in verschiedenen Winkeln vorzufinden.
Was der Sachverständige darüber hinaus vermerkte: Die Kurbeldurchführung ist so eng gebohrt, dass der Gips auf die Fensterbank bröselt. Thermische Trennungen bzw. Dichtmembranen unter dem Gelenklager fehlen gänzlich. Bei kühlen Temperaturen sind im Bad und im WC sowie in der Küche Kondenswasserbildungen festzustellen.

FORTSETZUNG DER SCHADENSANALYSE

Weitere Auffälligkeiten: Der Rollladen an der Terrassentür blockiert teilweise den dahinter angebrachten Insektenschutz-Drehrahmen. Nur wenn der Nutzer den Rollladen aus der komplett geschlossenen Position nach oben kurbelt, kann er den Drehrahmen öffnen. Aus allen anderen Positionen nach oben gekurbelt, rollt sich der Behang selbstständig ein Stück ab und blockiert die Insektenschutztür. Ferner sind die Kunststoffschienen mangelhaft befestigt und dadurch mehr oder weniger beweglich. Die Schienen haben keinen Abstand zur Fensterbank. Dokumente wie Bedienungs- und Wartungsanleitung liegen nicht vor. Auch Kennzeichnungen nach den gültigen Normen sind nicht auffindbar.

LÖSUNG

Die Fertighausfirma war nicht bereit, die Mängel anzuerkennen, und reagierte mit Ausflüchten. Da sich, festgestellt durch einen Bausachverständigen, noch viel gravierendere Baumängel zeigten, wurde die Sache gerichtsanhängig. Die Fertighausfirma war nach längerem Tauziehen bereit, eine stattliche Summe für die Sanierung der Mängel zu zahlen.