Schadensfall 3-4/24 Wie kommen die Falten ins Tuch?

Eine spezielle Klebetechnik soll Falten im Markisentuch wirksam reduzieren. Bei der im vorliegenden Fall montierten Anlage bildeten sich allerdings zur Mitte hin deutliche Waben. Warum?

Ansicht der Markise im ausgefahrenen Zustand.
Ansicht der Markise im ausgefahrenen Zustand. - © Hochmuth

Die Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses hatte an der Hauswand über ihrem Balkon eine Kassettenmarkise anbringen lassen. Als das Tuch nach kurzer Zeit Wellen zu werfen begann, reklamierte sie das Verhalten beim ausführenden Betrieb. Dieser sprach von normalen Gebrauchsspuren und wies jede Schuld von sich.

Die Kundin gab sich damit nicht zufrieden – und so landete der Fall vor Gericht. Der hinzugezogene Sachverständige sollte der Wellenbildung auf den Grund gehen und klären, ob der Fachbetrieb die Markise mangelhaft montiert hatte.

Vor-Ort-Termin

Der Sachverständige fand beim Ortstermin eine 4.500 Millimeter breite Markise mit einem Ausfall von 2.500 Millimeter vor. Die einzelnen Stoffbahnen des Markisentuchs aus Acryl waren an den Nahtstellen gestoßen und mittels eines Bands miteinander verklebt. Dieses spezielle Klebeverfahren soll das Wickelverhalten eigentlich verbessern. Warum also warf das Tuch Falten? Diese waren in der Mitte der Markise deutlich zu sehen – die Außenseiten zeigten sich hingegen makellos.

Bei seiner weiteren Untersuchung stellte der Sachverständige fest, dass die Markise links und rechts mit jeweils einer Konsole an der Wand befestigt ist. Verzinkte Holzschrauben verankern die Konsolen im Untergrund, der aus einem Wärmedämmverbundsystem (WDVS) mit einer darunterliegenden Holzkonstruktion besteht. Und genau hier liegt das Problem: Der Untergrund ist nicht druckfest. Der Fachbetrieb hatte dies bei der Montage nicht berücksichtigt.

Schadensanalyse

Die Monteure hatten nicht das richtige Befestigungsmaterial gewählt und die Markisenkonsolen nur auf dem Putz befestigt. Das führt dem Sachverständigen zufolge dazu, dass die Konsolen bei ausgefahrener Markise zur Mitte hin gedrückt werden. Die 63 Millimeter große Welle, die nur am Motorlager und an der Seitenkappe hängt, verbiegt sich infolgedessen im mittigen Bereich. Am Tuch kommt es in diesem Bereich zur Wabenbildung.

Zusammenfassung

Der Sachverständige kam in seinem Gutachten zum Schluss, dass die montierte Kassettenmarkise mangelbehaftet ist. Die Konsolen neigen bei Belastung durch die Markisenarme im ausgefahrenen Zustand nach innen. Dadurch kommt es zu einer Durchbiegung der Markisenwelle. Trotz der an­einandergeklebten Stoffbahnen bilden sich zur Mitte hin starke Wellen bzw. Falten, welche an den Außenseiten nicht sichtbar sind.

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    Die Konsole drückt sich in den Putz bzw. das Wärmedämmverbundsystem (WDVS).
    © Hochmuth
    Die Konsole drückt sich in den Putz bzw. das Wärmedämmverbundsystem (WDVS).
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    In der Mitte bildet der Markisenstoff Waben aus.
    © Hochmuth
    In der Mitte bildet der Markisenstoff Waben aus.
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    An den Außenseiten, links wie rechts, sind keine Falten am Tuch sichtbar.
    © Hochmuth
    An den Außenseiten, links wie rechts, sind keine Falten am Tuch sichtbar.
Marc Hochmuth ist ö.b.u.v. Sachverständiger der HWK Mannheim für das Rollladen- und Jalousiebauerhandwerk.
© Hochmuth

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Marc Hochmuth ist ö.b.u.v. Sachverständiger der HWK Mannheim für das Rollladen- und Jalousiebauerhandwerk.

Damit eine Markise die vom Hersteller angegebene Windwiderstandsklasse erfüllen kann, schreibt die Montageanleitung die Verwendung von Befestigungsmaterial vor, das für den Montageuntergrund geeignet ist. Für die richtige Auswahl ist der Monteur verantwortlich. Im vorliegenden Fall hatten die Monteure das falsche Material verwendet. Hinweise zur fachgerechten Markisenbefestigung auf druckfestem und nicht druckfestem Untergrund gibt die „Richtlinie zur technischen Beratung, zum Verkauf und zur Montage von Gelenkarmmarkisen“, welche der Verband ITRS mit seiner Fachgruppe IVRSA erarbeitet hat.