Rekordbeteiligung ViS feiert 75-jähriges Bestehen auf dem Rhein

Rekordbeteiligung und fantastische Stimmung beim Jubiläum des Verbands innenliegender Sicht- und Sonnenschutz (ViS). Zirka 130 Gäste gingen zu der Feier Anfang Oktober an Board der MS Jan von Werth. Auf der Agenda standen neben dem Rückblick auf die Verbandsgeschichte auch die Neuwahl des Vorstands sowie die aktuelle Lage der Branche.

Die nächste ViS-Jahrestagung findet am 26. und 27. September 2024 statt, der Ort wird noch bekannt gegeben. - © Vis

Die Veranstaltung des ViS startete wie üblich mit der internen Mitgliederversammlung. Im Fokus standen dabei der Bericht über die Verbandsarbeit des zurückliegenden Jahres sowie die strategische Ausrichtung für das kommende Jahr.

Neuwahlen des Vorstands

Ebenso stand die Neuwahl des Vorstands an. Neben Ingo Fahl (Ifasol), der bereits seit 2013 den Vorsitz innehat, und Andreas Kopetschny (Mhz Hachtel), der ebenfalls im Amt bestätigt wurde, freut sich der Vis über tatkräftige Verstärkung durch Ulf Kattelmann (Kadeco Sonnenschutzsysteme) und Heiko Ziffer (Teba). Hildegard Frommherz, die nicht mehr zur Wiederwahl stand, wurde herzlich verabschiedet.

Zweiter Tag der Mitgliederversammlung

Im öffentlichen Teil der Mitgliederversammlung am zweiten Tag wurden die neuen ViS-Mitglieder (Cortina Sonnenschutz, H. Büsche und Jiecang Europe) offiziell im Verband empfangen. ViS-Geschäftsführer Martin Auerbach führte das Auditorium durch 75 Jahre Verbandsgeschichte, beginnend mit der Gründung des Springrolloverbands im Jahr 1948 in Oldenburg. Ferner berichtete er über die Projektarbeit des ViS. Der Verband bietet unter dem Dach des Kompetenz-Zentrums Textil + Sonnenschutz interessierten Mitgliedern mit seinem Nachhaltigkeitsnetzwerk Renewtex eine Plattform, kreislauffähige und nachhaltige Produkte zu entwickeln. Die Mitgliederversammlung endete mit einem humoristischen Vortrag von Matthias Machwerk, der feststellte, dass früher nicht alles besser war.

Kein Back to Normal

Derzeitig wird die sogenannte Nach-Corona-Zeit mit den Jahren vor Corona verglichen. Einschränkungen mit und durch Corona scheinen im Jahr 2023 kein Thema mehr zu sein. Viele Unternehmen erhoffen sich die vergleichsweise ruhigen Zeiten der Vor-Coronazeit zurück. Das Weltgeschehen sei keinesfalls mit 2019 auf eine Stufe zu stellen. "Die Ausgangslage für viele Unternehmen ist weiterhin schlecht", heißt es in der Verbandsmitteilung. "Die Geschäftsergebnisse der deutschen Hersteller von innen liegendem Sicht- und Sonnenschutz fallen in diesem Jahr deutlich negativer aus." Grund sind zahlreiche Krisen und deren Auswirkungen, beispielsweise die hohe Inflation und der Fachkräftemangel. Etwas Entspannung zeigt sich hingegen bei den Themen Materialverknappung und Energiekosten.

Fehlende Nachfrage und Umsatzrückgang für 2023

Der Sommer 2023 hat in Deutschland nach dem bereits sehr sonnigen und warmen Vorjahr nochmal eins draufgelegt. Dennoch war das Jahr 2023 für die Branche innen liegender Sicht- und Sonnenschutz bislang kein gutes und wird insgesamt ein Minusjahr werden. Die größte Herausforderung sowohl für den stationären Handel als auch den Onlinehandel ist der Frequenzmangel der Kunden. Die Unternehmen leiden unter der fehlenden Nachfrage, die sich mit Ausnahme von Rollos bei den anderen Produktgruppen mit einem Absatzrückgang teilweise im zweistelligen Bereich zeigt. Beim Umsatz weisen einzig Rollos und Wabenplissee ein Plus auf.

Diese Ergebnisse offenbaren zwei Effekte bei den Verbrauchern: Kaufzurückhaltung und Preissensibilität auf der einen Seite sowie ein gedeckter Bedarf, andererseits das Umlenken der vorhandenen Finanzen in teure Reisen. Der für die Branche so positive Trend der Verbraucher, in das eigene Zuhause zu investieren, kommt laut Verbandsaussagen in diesem Jahr scheinbar nicht mehr zum Tragen.

Umsatzanteile der Produktgruppe der Maßkonfektion

Die Entwicklung bei den Umsatzanteilen der Produktgruppen in der Maßkonfektion verläuft 2023 ähnlich zum Vorjahr. Plissees (35 Prozent) und Wabenplissees (13 Prozent) bilden zusammen nach wie vor die umsatzstärkste Fraktion. Einzig die Wabenplissees konnten ihren Marktanteil leicht (um einen Prozentpunkt) ausbauen. An zweiter Stelle steht der Insektenschutz mit 18 Prozent trotz eines geringen Verlustes von einem Prozentpunkt. Rollos belegen mit 15 Prozent Platz drei bei den Umsatzanteilen und konnten zwei Prozentpunkte dazugewinnen. Die Umsatzanteile der übrigen Produktgruppen wie Lamellen, Jalousien, Flächenvorhänge und Doppelrollos sind unverändert zum Vorjahr.

Jahresumfrage verdeutlicht Besorgnis der Hersteller

An der Jahresumfrage Ende Juni haben sich 28 Mitgliedsunternehmen (18 Hersteller, 10 Lieferanten) beteiligt. 54 Prozent der Teilnehmer beurteilen die Umsatzentwicklung im 2. Quartal im Vergleich zum 1. Quartal als gut bzw. eher gut, 46 Prozent bewerten sie als schlecht bzw. eher schlecht. Was die Bewertung der Auftragslage im 2. Quartal vergleichen mit dem 1. Quartal betrifft, so ist die Meinung der Teilnehmer gespalten. Je zur Hälfte wird sie als gut/eher gut und als schlecht/eher schlecht bewertet und ist in der unterschiedlichen Ausrichtung (stationärer vs. Onlinehandel, Raumausstatter vs. Discounter) der Verbandsmitglieder begründet.

Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer geben an, besonders von Kostensteigerungen betroffen zu sein. Dabei leiden zirka 40 Prozent vor allem unter den hohen Belastungen bei der Material- und Rohstoffbeschaffung, für rund ein Viertel schlagen die Kosten im Bereich Personal und Verwaltung am meisten zu Buche. Transport- und Energiekosten liegen mit je 17 Prozent an letzter Stelle und zeigen, dass zumindest hier Entspannung eingetreten ist. Zwei Drittel der Teilnehmer geben an, geplante Investitionen in den nächsten 12 Monaten eher vorsichtig anzugehen bzw. zurückzustellen, das verbleibende Drittel wird die Investitionen wie geplant durchführen.

Verbandsarbeit: Themen und Projekte

Erneut blickt der Vis auf ein ereignisreiches Projektjahr zurück.Das Standardlehrbuch für die Branche "Sicht- und Sonnenschutz – Verbindung von Design und Funktion" wird nach fast 15 Jahren überarbeitet. Auch wenn der wesentliche Inhalt nach wie vor State of the Art ist, haben sich über die Jahre Änderungen ergeben, nicht zuletzt durch die Digitalisierung, die mit SmartHome in die eigenen vier Wänden einzieht. Die Projektgruppe hat ihre Arbeit aufgenommen und die Fertigstellung zur Jahrestagung 2024 avisiert. Ferner wurde eine neue Projektgruppe "Regularien" gegründet. Hintergrund ist die zunehmende Regelungsflut auf deutscher und europäischer Ebene. Mit der Projektgruppe soll eine übersichtliche Sammlung relevanter Regelungen erarbeitet werden, die die Mitglieder in ihrer täglichen Arbeit unterstützt. Der Impuls kam aus der Gruppe der Lieferantenmitglieder.

Weiter ist positiv anzumerken, dass die Ursache zur Verfärbung von Fensterrahmen aus Kunststoff abschließend geklärt werden konnte und das Sachverständigen-Gutachten vom beauftragten Institut für Fenstertechnik in Rosenheim (ift) vorliegt. Aus der Untersuchung geht hervor, dass die Verfärbungen auf eine thermische Belastung des Kunststoffs zurückzuführen sind, und nicht durch den eingesetzten Sicht- und Sonnenschutz.

Die nächsten Veranstaltungen

Zum 5. Netzwerktreffen lädt das Kompetenz-Zentrums Textil + Sonnenschutz die ViS-Mitglieder gemeinsam mit den Mitgliedern des Verbandes der Deutschen Heimtextilien-Industrie (Heimtex) und des Fachverbandes Matratzenindustrie am 26. April 2024 nach Wuppertal ein. Die nächste ViS-Jahrestagung findet am 26. und 27. September 2024 statt, der Ort wird noch bekannt gegeben.