Frühzeitige Detailplanung und permanente Absprachen sind unverzichtbar Wo sich Architektur und Sonnenschutz perfekt ergänzen

Moderne, architektonisch anspruchsvolle Gebäude präsentieren sich oft mit großen, hellen Glasflächen. Ein optisch passender und effektiver Sonnenschutz ist für die Nutzer solcher Gebäude von größter Bedeutung. Das gilt nicht minder für die Frage, wann sich ein Architekt mit diesem Thema innerhalb des Bauvorhabens befassen sollte.

Die Ausrichtung eines Gebäudes sowie die spätere Nutzung sind entscheidende Faktoren bei der Planung von effektivem Sonnenschutz an modernen Gebäuden. Optisch anspruchsvolle Lösungen sind harmonisch in die Architektur integriert. - © Warema

Wer es gescheit macht, kümmert sich um die Frage nach einem passenden Sonnenschutz bereits in der Vorplanung, alleine deshalb, um entsprechende Nachweise in Sachen Wärmeschutzverordnung im Entwurf führen zu können“, sagt Architekt Christoph Bierschenk vom Planungsbüro pbr Rohling im Gespräch mit sicht+sonnenschutz. Obendrein, sagt Thomas Burghardt, Geschäftsführer von Schlotterer Rollcom, sind „moderne Rollladen- und Sonnenschutzanlagen schon lange kein notwendiges Übel mehr, sondern lassen sich durch ihre verschiedenen Formen und Variationen ästhetisch in die moderne Architektur integrieren“. Dabei habe ein Planer grundsätzlich die Möglichkeit, die Anlagen optisch in das
Fassadenbild einzuarbeiten oder diese durch entsprechend verputzbare Verblendungen dezent in den Hintergrund zu stellen. Bestenfalls fügen sich moderne Sonnenschutzsysteme harmonisch in die Architektur des Gebäudes und ergänzen dessen Funktionalitäten. So birgt der außen und innen liegende Sonnenschutz gerade in der modernen Architektur hinsichtlich der Energieeffizienz erhebliches Potenzial. Die Anforderungen an den sommerlichen Wärmeschutz wurden in den Vorgaben der aktuellen EnEV bekanntermaßen nochmals verschärft.

Das stellt alle an einem Bauvorhaben Beteiligten vor die Aufgabe, diese Anforderungen gerade bei komplexen Entwürfen ohne allzu große Kompromisse umzusetzen. Angesichts dieser steigenden Komplexität bei der Planung moderner Sonnenschutzanlagen rät Warema-Objektberater Lukas von Eisenhart-Rothe dazu, alle beteiligten Gewerke möglichst frühzeitig ins Boot zu holen: „Der Entwurfsgedanke kann nur dann bestmöglich umgesetzt werden, wenn alle Gewerke gut zusammenspielen. Es ist für uns in der Beratung sehr unangenehm, wenn wir aufgrund technischer Grenzen zum Beispiel den Rhythmus einer Fassadenaufteilung nur durch hohe Kosten oder nur mit der Zusage geringerer Windlasten
aufnehmen können.“ Thomas Burghardt spricht sich für einen ständigen Austausch zwischen allen Beteiligten aus und dafür, „architektonische Anforderungen und Trends aufzunehmen und diese mit den Anforderungen von baulichen Verordnungen oder industriellen Fertigungskonzepten zu kombinieren“.

Einsatzzweck und -ort sind entscheidend

Was also ist bei der Planung zum frühstmöglichen Zeitpunkt zu berücksichtigen? Letztendlich, da sind sich alle von uns befragten Experten einig, entscheiden der Einsatzzweck und der Einsatzort über die infrage kommenden Sonnenschutzsysteme. Bei einem Einfamilienhaus beispielsweise würden in der Regel für die südliche Ausrichtung
Sonnenschutzbehänge wie Raffstores eingeplant.

In nördlicher Ausrichtung oder für die Schlafbereiche sei aufgrund der notwendigen Abdunkelung und Energieeinsparung ein Rollladenbehang zu präferieren. „Um die Möglichkeiten optisch ansprechend in die Architektur zu integrieren, sollten beide Varianten bereits in der Planung aufeinander abgestimmt werden. Dies betrifft auch die gesamtheitliche Ansteuerung mittels moderner Hausautomation“, sagt Burkhardt. Handelt es sich um Bürogebäude, „sollten die Ausrichtung der Bildschirmarbeitsplätze, die angrenzende Bebauung und auch bauliche Gegebenheiten berücksichtigt werden, damit mit der indirekten Beleuchtung durch Raffstores optimale Verhältnisse an den Arbeitsplätzen geschaffen werden“, erläutert der Leiter der Architektenberatung bei Roma, Oliver Pfänder. Allerdings könne durch Textilscreens ein Bezug zur Außenwelt hergestellt und ein behagliches Arbeitsumfeld geschaffen werden. „Trotzdem wird ein optimaler sommerlicher Wärmeschutz erreicht. Durch die außenliegenden Sonnenschutzsysteme wird das Aufheizen der Räume durch das eintretende Sonnenlicht um bis zu 75 Prozent reduziert, das verringert die Klimalasten signifikant“, sagt Pfänder. Letztlich, ergänzt der Architektenberater, würden Planer häufig feste Gestaltungsrichtlinien vorgeben, die unbedingt einzuhalten seien.

Berücksichtigen Sie die Windlasten in der Planung

Auch Warema-Objektberater von Eisenhart-Rothe empfiehlt, zunächst grundlegende Aspekte wie beispielsweise die Ausrichtung des Gebäudes und der geplanten Fensterflächen oder auch die Nutzungsart der Räume beziehungsweise die individuellen Anforderungen der Nutzer/Bewohner festzuhalten. Dazu kommen die Anlagengrößen und Informationen zum Fassadentyp. „Bei energieeffizienten und architektonisch anspruchsvollen Gebäuden spielen bauphysikalische Anforderungen (gtot-, FC-Wert usw.) sowie die Angaben zur Windlast, bis zu welcher der Sonnenschutz noch nutzbar sein muss, eine große Rolle.“ Berücksichtigt werden sollten obendrein die gestalterischen Vorstellungen des Architekten und möglichst präzise Angaben zu den technischen Anforderungen an das zu verbauende Produkt. Marco Bitschnau, Verkaufsleiter DACH bei Griesser AST, verweist auf die klimatischen Verän -
derungen. „Wir haben es mit immer extremeren Witterungsbedingungen zu tun. Extrem hohe Temperaturen, starke Hagelniederschläge oder Stürme treffen uns immer wieder in kürzeren Abständen.“ Bitschnau spricht sich deshalb dafür aus, den Fokus nicht nur auf die Optik der Produkte zu legen, sondern „wirklich genau zu prüfen, was der Sonnenschutz vor dem Fenster auch leisten kann“. Seiner Erfahrung nach ist es außerdem wichtig, ein realistisches Budget dafür einzuplanen. Vorstellungen und Möglichkeiten hinsichtlich der
Umsetzung lägen nicht selten weit auseinander.