Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand. Dennoch scheuen viele Fachbetriebe die Herausforderung, ihre Prozesse zu digitalisieren. Zwei Experten sagen, welche Risiken dieses Zögern mit sich bringt und warum genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sich digital aufzustellen.

"Mit speziellen Programmen, die eigens dafür entwickelt wurden, um Handwerksbetrieben den Übergang in die digitale Welt zu erleichtern, gehört die Vorstellung, Digitalisierung sei komplex und kostspielig, der Vergangenheit an", betonen Adrian und Oliver Bauer, Geschäftsführer der Projekt Bauer GmbH. Das Beratungsunternehmen unterstützt Fachbetriebe rund um Themen wie Marktpositionierung, externe Kommunikation, Webseitengestaltung, Prozessoptimierung, Verkaufsgespräche und Akquise-Maßnahmen. Ihr Tipp: "Unternehmen sollten mit der Umstellung nicht länger warten – denn der richtige Zeitpunkt ist genau jetzt."
Nicht von negativen Erfahrungen abschrecken lassen
Die Digitalisierung hat schon viele Bereiche des täglichen Lebens verändert und erleichtert. Daher sei es auch Handwerksbetrieben klar, dass sie sich einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern verschaffen können, wenn sie digitale Maßnahmen in ihren Betrieben nutzen.
Warum also zögern viele Verantwortliche noch, wenn es darum geht, digitale Technologien einzusetzen? "Hierfür gibt es zwei Hauptursachen", erklären sie. "Einerseits sind dies oft negative Erfahrungen, die Betriebsinhaber bereits bei der Implementierung neuer Technologien gesammelt haben. Hierzu zählen z.B. veraltete ERP-Systeme, deren Bedienung nicht sehr benutzerfreundlich war und die daher eine aufwendige Einarbeitung erforderten."
Da die meisten Betriebe auf eine schnelle Abwicklung ihrer Vorgänge angewiesen sind, scheuen sie sich den Experten zufolge vor einer technischen Umstellung. Andererseits könne es sein, dass Unternehmer die Möglichkeiten moderner Tools unterschätzen. Oft könnten sie sich nicht vorstellen, dass eine universelle Software für den Einsatz in ihrem Betrieb geeignet sei und diesen voranbringe. Dennoch sollte das Handwerksunternehmen nicht davon abhalten, die Digitalisierung für sich zu nutzen.
Mehr Freiraum für andere Tätigkeiten
Digitale Tools tragen dazu beitragen, Prozesse innerhalb des Betriebs effektiver zu gestalten. "Eine automatisierte Lösung kann Handwerker, die diese Arbeitsschritte sonst manuell durchführen müssen, entlasten, sodass sie ihre Zeit gewinnbringend für andere Tätigkeiten im Betrieb einbringen können", so Adrian und Oliver Bauer. "Manuelle Prozesse sind zudem unnötige Kostenfaktoren, die in Angebote eingepreist und an die Kunden weitergegeben werden." Somit ermögliche die Digitalisierung Handwerksbetrieben eine größere Marge. Ebenfalls sinke die Fehlerquote durch automatisierte Prozesse in der Produktion oder der Betriebsorganisation wie z.B. in der Buchhaltung. Denn mithilfe digitaler Lösungen könnten Ausschussquoten fast vollständig eliminiert und neue Kapazitäten geschaffen werden.
"Hinzu kommt, dass einzelne Tätigkeiten durch die Anwendung digitaler Lösungen deutlich komfortabler werden", so die Experten weiter. "Dazu gehört, dass körperlich anstrengende Arbeiten von einer Maschine übernommen werden und dazugehörige computerbasierte Technologien fernsteuerbar sind." Das trage dazu bei, dass das Handwerk gerade für Nachwuchskräfte attraktiver werde. Somit könnten sich Fachbetriebe als moderner Arbeitgeber präsentieren und dem Fachkräftemangel durch den Einsatz digitaler Lösungen aktiv entgegenwirken. "Wenn sich Handwerksbetriebe nicht von ihren Wettbewerbern abhängen lassen und für Kunden weiterhin attraktiv sein wollen, sollten sie jetzt ihren Fokus darauf legen, die Digitalisierung in ihrem Unternehmen voranzutreiben", empfehlen sie.