Wo Handarbeit noch nicht verpönt ist Warema empfängt mehr als 1.500 Gäste pro Jahr

In Marktheidenfeld geben sich Besucher die Klinke in die Hand. Zu sehen gibt es genug – von der Fertigungstiefe, die sich selbst auf die Kunststoff- und Elektrotechnik erstreckt, bis zum überraschend hohen Anteil manueller Tätigkeiten und zur Pulverbeschichtung.

In der Raffstorefertigung bereiten Mitarbeiterinnen den Oberkasten für die Aufnahme der Technik vor. - © Kober

Als die Gruppe Journalisten, die Ende Oktober in Marktheidenfeld zu Gast ist, Armin Fischer, der Leiter des Training Centers, durch die heiligen Hallen führt, schleust er alle Medienvertreter durch die Raffstoreproduktion, wo – wie immer, wenn Fingerfertigkeit gefragt ist – ausschließlich Frauen die Lamellenpakete zusammenschnüren und die Oberkästen wie in unserem Bild zu sehen für die Aufnahme der Technik vorbereiten. "Wir wollen, dass Sie sehen, welche Rolle bei uns nach wie vor manuell ausgeführte Tätigkeiten spielen." Natürlich werde automatisiert, wo dies sinnvoll sei; aber es gebe eben durchaus Prozessschritte, bei denen der Faktor Mensch aus der Produktion eines Qualitätsführers nicht wegzudenken sei. Jeden Behang prüfen die Mitarbeiterinnen nach der fertigen Montage einzeln auf die korrekten Abmessungen.

Vertikale Produktion

Ein paar Meter weiter nimmt Fischer ein rundes Kunststoffplättchen aus einem Sammelbehälter; Warema-Gründer Hans-Wilhelm Renkhoff höchstselbst habe einst seinen Staff dezent verschreckt – mit der Frage, warum das Unternehmen, mit Kompagnon Karl-Friedrich Wagner von dem gebürtigen Rheinländer im sagenumwobenen Pferdestall gegründet, das Teil nicht selbst herstelle. Tatsächlich, sagt Fischer, überwiege bis heute in der Unternehmensführung die Zielsetzung, mit einer möglichst hohen Vertikalität in der Fertigung den eigenen Ansprüchen an Wertschöpfung, aber eben auch Ausführungsqualität zu genügen, die andernorts allgegenwärtige Suche nach Outsourcingpotenzialen.

Auf geht’s zur Bau in München

So wahnsinnig viel falsch machen sie damit offenbar nicht im ansonsten recht beschaulichen Unterfranken. Während andernorts der Rollladen im Gefolge des Zipscreen-Trends zu kämpfen hat und teils auch schon geunkt wird, die Markise stehe vor einer schwierigen Zukunft, spricht Vorstandsvorsitzende Angelique Renkhoff-Mücke nach einem Wachstum 2015 um 3,7 Prozent auf 419 Millionen Euro für dieses Jahr fröhlich von einer "positiven Entwicklung über alle Produktgruppen und einem Plus, das nochmal höher ausfallen wird als im Vorjahr". Für die Bau 2017 in München bereits angekündigt ist eine Markisenkollektion, die das Trendthema Struktur aufgreift und die Farbpalette laut PM-Chef Thomas Wiesmann um organische, erdfarbene Kolorierungen erweitern soll.

sicht+sonnenschutz-Online hat den Termin im Spätherbst in Marktheidenfeld wahrgenommen und berichtet ab dem 4. Jänner in seiner großen Bau-Ausgabe über die aktuellen Themen beim Marktleader.