Blitzinterview 6-22 Schuricht: "Ich gehe auf jeden Mitarbeiter persönlich ein."

sicht+ sonnenschutz sprach mit Daniel Schuricht von Profiroll Schuricht über fehlende Nachwuchskräfte und wie diese gewonnen werden können.

Daniel Schuricht leitet mit seiner Mutter Barbara den Familienbetrieb Profiroll Schuricht in Veitshöchheim. - © Schuricht

sicht+sonnenschutz: Herr Schuricht, im R+S-Handwerk fehlen Nachwuchskräfte. In vielen anderen Gewerken ist es ähnlich. Sie haben im Betriebsalltag immer wieder festgestellt, dass die Selbstständigkeit bei Jugendlichen deutlich nachgelassen hat im Vergleich zu früher. Wie haben Sie als Arbeitgeber darauf reagiert?


Schuricht: Mein Anspruch ist es, auf jeden Mitarbeiter persönlich einzugehen. Dabei stelle ich hohe Ansprüche an mich und mein Team. Ich will Azubis und Praktikanten ermutigen selbständig zu arbeiten, auch wenn dann Fehler passieren – vor, während und nach der Lehre. Wir schulen unsere Mitarbeiter regelmäßig und sind interessiert an Menschen, die auch Verantwortung übernehmen. Dafür braucht es eine Bereitschaft zur Fehlertoleranz. Wenn der Mitarbeiter Angst vor Strafen hat, lähmt dies sein eigenständiges Arbeiten und Entscheidungen zu treffen.


sicht+sonnenschutz:
Profiroll hat 15 Mitarbeiter, darunter drei Auszubildende. Welche Möglichkeiten bieten sie Interessierten, ihren Betrieb kennenzulernen?


Schuricht: Wir bieten jedes Jahr mehrere Praktika an. Dafür sind wir immer offen, ob für einen Tag oder mehrere Wochen. Daneben nehmen wir am Girls Day teil und bietet Betriebsführungen für Schülergruppen an.


sicht+sonnenschutz: Sie plädieren dafür, dass Jugendliche bei der Berufswahl Mut zeigen und auch mal ein Risiko wagen sollen.


Schuricht: Ja. Sie sollen mögliche Fehler bei der Berufswahl in Kauf nehmen. Der Weg für Jugendliche wird zu früh vorgegeben – und ist oft abhängig von der schulischen Laufbahn. Man muss ihnen mehr Möglichkeiten bei der Auswahl des Berufs einzuräumen. Als junger Mensch sollte man vieles ausprobieren. Es hat für mich nichts mit Scheitern zu tun, wenn man als Jugendlicher die Ausbildung abbricht. Solche Erfahrungen sind für den Einzelnen besonders wichtig und quasi das Lehrgeld im übertragenen Sinne. Sie fördern die berufliche Entwicklung und ebenso die persönliche Reife.