Transparent und farbneutral auf Knopfdruck Schalten Sie Isolierglas per Flüssigkristall

Schaltbares Glas für Fenster und Fassaden schützt vor der Erhitzung durch Sonnenenergie und per opaker Oberfläche vor neugierigen Blicken. Ein neuer Hersteller hat in Fertigungskapazitäten für ein mithilfe von Flüssigkristallen schaltbares Sonnenschutzglas investiert.

Im dunklen Schaltzustand liegt die Lichttransmission der Fenster bei elf Prozent. - © Ingmar Kurth

Mit schaltbaren Flüssigkristallfenstern (Liquid Crystal Windows oder LCW) profitieren Nutzer von zwei Funktionen: Sie verdunkeln das Glas als Sonnenschutz oder schalten es opak, um ihre Privatsphäre zu schützen. Merck produziert und liefert LCW-Module, welche Partner aus der Glasindustrie zu fertigen Glaselementen, zum Beispiel zu Isolierglas, weiterverarbeiten. "Merck wird nicht mit Glas- und Fensterherstellern konkurrieren. Wir stellen LCW-Module als Vorprodukte her", sagt Martin Zitto, Business Development für die
Liquid Crystal Windows bei Merck. Um vor Sonneneinstrahlung zu schützen, schalten Flüssigkristallfenster sekundenschnell und stufenlos von dunkel nach hell und umgekehrt; entweder selbstständig oder manuell gesteuert.

Vorteile für Nutzer

Im Vergleich zu Wettbewerbstechnologien weisen die unter dem Markennamen Licrivision angebotenen Materialien laut Merck eine besonders ausgeprägte Farbneutralität auf. "Die gewünschte Farbe lässt sich maßgeschneidert an das Umfeld anpassen", sagt Zitto im Gespräch mit sicht+sonnenschutz . Zudem bleiben die intelligenten Fenster selbst bei einem schrägen Blickwinkel glasklar. Damit bieten sie Architekten die Möglichkeit, in Gebäuden viel Glas und transparente Raumkonzepte einzusetzen. Erste Messungen haben nach Unternehmensangaben gezeigt, dass Anwender bis zu 40 Prozent an Energie einsparten.

Die Lichttransmission variiert bei dieser Technologie in einer Range von fünf Prozent im dunklen Schaltzustand bis zu 70 Prozent im hellen Schaltzustand. Von den eiskalten Winternächten bis zur mittäglichen Hitze eines Hochsommertags funktionieren die Gläser, dem Anbieter zufolge. Eine sog. Privacy-Variante der Verglasung ermöglicht das Schalten von durchsichtig auf opak, was sich beispielsweise für Konferenzräume in öffentlichen Gebäuden oder für Schlafzimmer im privaten Bereich eignet. Die Technologie sei in beiden Schaltzuständen transparent und farbneutral. Blickwinkelabhängige Trübungen treten laut Merck nicht auf. Die Hersteller setzen die schaltbaren Gläser auf Wunsch in nahezu allen gängigen Fenster- und Fassadenkonstruktionen ein. Die sehr kleinen Querschnitte der Anschlusskabel machen zusätzliche Kabelkanäle überflüssig.

Anwendbarkeit und Preis

Zur genauen Preisgestaltung will Merck noch keine Angaben machen. Das Unternehmen schätzt, dass eine Isolierglaseinheit mit schaltbarer Sonnenschutzfunktion und einfacher Steuerung weniger als 1.000 Euro pro Quadratmeter kosten wird. Kommen weitere Funktionen dazu, zum Beispiel eine komplexere Steuerung, erhöhen sich
die Kosten individuell. Die Investition von 15 Millionen Euro in die Flüssigkristallfenster-Technologie sei für Merck ein wichtiger Schritt im Zug der strategischen Initiative LC 2021. Die Produktion der LCW-Module startet voraussichtlich Ende 2017; erste Gläser liefert das Unternehmen Anfang 2018 an die Kunden aus.