Wintergartentage in Berlin Qualitätsoffensive geht in die nächste Runde

Im November traf sich die Branche zu den Wintergartentagen 2022 in Berlin. Auf dem Tagungsprogramm standen Themen wie Normen und Gesetze, der Stand der Verbandsrichtlinie 02 sowie Mitarbeiterbindung. Bei der zeitgleich stattfindenden Mitgliederversammlung ging es u.a. um die Qualitätsoffensive.

Peter Ertelt, Erster Vorsitzender des Bundesverbands, eröffnete die Tagung. - © Bundesverband Wintergarten

Nach der Begrüßung durch Peter Ertelt, Erster Vorsitzender des Bundesverbands Wintergarten, eröffnete Frank Koos, Geschäftsführer für Normung, Technik und internationale Aktivitäten des VFF, den Vortragsblock „Gesetze, Normen und Richtlinien“ mit Fokus auf Europa. „Im Zuge des Green Deals wurde 2020 u.a. die Novellierung der Bauproduktenverordnung (BauPVO) beschlossen“, sagte er. Ziel sei es, einen funktionierenden Binnenmarkt zu etablieren.

Eine wichtige Rolle spiele hier auch die Digitalisierung. Derzeit befinde sich ein digitaler Produktpass in Planung, der den Lebenszyklus eines jeden Produkts abbilden soll – vom Rohstoff bis zum Recycling. „Wir stehen hier erst am Anfang“, erklärte er. Darüber hinaus wies der VFF-Experte auf den Entwurf einer neuen Ökodesign-Verordnung hin, mit dem die EU-Kommission nachhaltige Produkte zur Norm machen will. Neben der Energieeffizienz soll sie Mindestvorgaben zu Kriterien wie Reparierbarkeit, Recyclingfähigkeit und Nachrüstung enthalten. Ein weiteres Thema, das Wintergartenbauer betrifft, ist die Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie. „Für neue Gebäude gilt künftig zero emission“, sagte Koos. Bis 2033 soll ein Drittel des Bestands mit 50 Prozent des Energieeinsparpotenzials modernisiert werden unter Verzicht auf fossile Energien. Stichwort Förderung: Die BEG-Förderung wurde erneut überarbeitet und ist zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten.. „Bei den Anforderungen für Einzelmaßnahmen gibt es keine Änderungen“, konstatierte er.

Was ist in Deutschland wichtig?

Ralf Spiekers, Abteilungsleiter Technik, Normung und Arbeitssicherheit beim Bundesverband Holz und Kunststoff, ergänzte Koo’s Ausführungen mit Blick auf die Situation in Deutschland. Nach seinen Angaben ist das Projekt „Diagramme zur Glasbemessung und Typenstatik“ inhaltlich abgeschlossen. Dabei haben Branchenverbände eine Typenstatik für 40 marktübliche ISO-Aufbauten auf Basis der DIN 18008.2:2020-05 mit fünf Windlaststufen erstellt. Daneben thematisierte Spiekers die im Januar 2022 erschienene Neufassung der Muster-Verwaltungsvorschrift „Technische Baubestimmungen“ (MVV TB 2021/1), die nunmehr sukzessive in Landesrecht umgesetzt wird. „Daher kann der Umsetzungsstand in den Bundesländern unterschiedlich sein“, mahnte er.

Bewährtes Format: Workshops

Anschließend ging es in die bewährten Workshops. Dem Thema Mitarbeiterbindung durch alternative Entlohnungssysteme widmete sich Ulrich Leber, Technischer Berater im Fachverband Leben Raum Gestaltung Hessen/Rheinland-Pfalz. „Gängige Praxis im Handwerk ist das Zeitlohnsystem“, sagte er und stellte als neue Variante die Prämienentlohnung vor. „Sie unterstützt die Motivation, sorgt für mehr Lohngerechtigkeit, steigert den Gewinn und senkt die Kosten, z.B. für Nacharbeiten“, sagte er. Für Fachbetriebe sei die personenbezogene Prämie interessant. Um ein Punkteschema zu entwickeln, werden Kriterien wie fachliches Können, Arbeitsbelastung und Einsatzbereitschaft bewertet. Sein Tipp: „Führen Sie jedes Jahr ein Mitarbeitergespräch.“

Derzeit wird die Richtlinie 02 „Planung und Ausführung der Bauanschlüsse von Wohn-Wintergärten“ überarbeitet. Sie soll im Frühjahr erscheinen. „Der Schwerpunkt liegt auf der Drei-Ebenen-Abdichtung“, sagten Frank Mücke, Produktentwickler bei Weinor, und Martin Kötter, Technischer Berater bei TS Aluminium. Künftig sollen dort u.a. Kriterien wie Taupunkt und Vermeidung von Wärmebrücken stärker berücksichtigt werden. Zudem trage die Richtlinie den verschiedenen Materialien wie Alu und Holz-Alu besser Rechnung und berücksichtige Bausubstanzen wie WDVS.

Zertifikate bekannter machen

Bei der Mitgliederversammlung betonte Ertelt, dass die Konjunktur in der Branche nach dem Coronajahr 2020 wieder an Fahrt aufgenommen hatte. Mit 135 Mitgliedern und Fördermitgliedern sei der Verband gut aufgestellt. Weitere wichtige Schritte nach vorne habe man bei der Realisierung der Qualitätsoffensive gemacht. So erhielten Planer und Monteure von Wintergärten und Terrassendächern im Oktober 2022 die ersten Zertifikate. Um den Nachweis in der Branche und bei Endkunden bekannter zu machen, soll es in diesem Jahr gezielte Maßnahmen geben. Es zeichne sich ab, dass weitere Verarbeiter ihre Mitarbeiter schulen lassen. „Dafür stehen künftig vier Schulungsorte im Bundesgebiet zur Verfügung“, freute sich Ertelt.