Schadensfall 3/14 Prüfen Sie, was Vorgewerke und Planer hinterlassen

Ein etwas kurioser Fall zeigt, dass sich die Gutmütigkeit des Handwerkers bei Planungsfehlern und mangelhafter Vorleistung nicht auszahlt, sondern teuer werden kann. Prüfen Sie kritisch die Situation auf der Baustelle.

Die elektrisch betriebenen Rollläden blockierten und beschädigten die Rollladenkästen. - © Rinn

Für den neu erstellten Anbau eines Bürogebäudes lieferte und baute das Rohbauunternehmen sogenannte Einbau- oder Sturzkästen ein. Diese hatten keinerlei seitliche Auflage, d.h., sie waren innen genauso breit wie die lichte Öffnung der Laibungen – und zum Teil sogar noch schmaler. Darüber hinaus schaffte es der Rohbauer, Moniereisen so in die Kästen hineinzubasteln, dass diese den Lauf der Rollläden später zwangsläufig behindern würden.

Dann kam der Fensterbauer und setzte seine Fenster samt Rollladenführungsschienen – und zwar so, dass die Schienen ganz weit außen lagen und eine maximale Behangbreite der Rollläden erforderlich machten. Der Verputzer zeigte sich zumindest beim Innenputz nicht kleinlich und gönnte den Laibungen einen ordentlich dicken Putzbelag, was die Breite der Innenlaibung deutlich reduzierte.

Jetzt machte sich der Rollladenbauer ans Werk: Er maß die Rollläden von außen auf und lieferte Rollladenpanzer in der richtigen Breite. Nur leider konnte er sie nicht einbauen. Erstens waren die Innenlaibungen zu eng, um die Rollläden einzuwerfen. Zweitens wären diese Rollläden unweigerlich an den Motorlagern sowie an den Gewindebolzen der Kugellagerschalen hängen geblieben – ganz abgesehen von den Moniereisen, die in die Kästen hineinragten. Spätestens hier hätte er eine Behinderungsanzeige anbringen und
nach Hause gehen sollen.

Schadensbild

Tatsächlich liefen die Rollläden nach den Umbaumaßnahmen und alle Beteiligten waren zufrieden. Zumindest bis die ersten Schäden auftauchten und der Kunde reklamierte. Die Endleisten der Rollläden ließen sich von Hand aus den Schienen klappen. Der seitliche Lichteinfall zeigte sich durch die geringe Breite der Rollläden eigentlich als unzumutbar, was aber im Büro nicht so sehr ins Gewicht fiel. Die Rollläden liefen sehr ruckartig und blieben mit den Blindnieten an den Einlauftrichtern der Führungsschienen hängen. Dadurch
blockierten die elektrisch betriebenen Rollläden, stauchten sich beim Ablaufen im Kasten auf, wurden durch die Moniereisen beschädigt und zerstörten ihrerseits die Isolierung der Rollladenkästen. Teilweise rissen sie die recht provisorisch erstellte Verkabelung der Motoren mit.

Hintergrund

Aber edel, gut und hilfsbereit, wie ein Rollladenbauer nun eben ist, suchte er nach Lösungen, die Wünsche des Kunden trotzdem zu erfüllen. Er kürzte die Aluminiumrollläden so weit in der Breite ein, dass er sie mit Mühe durch die Innenlaibungen montieren konnte. Da er keinen passenden Tacker hatte, fixierte der Handwerker die seitlichen Arretierstücke in Fleißarbeit mit je zwei Blindnieten. Die Lagerbolzen der Kugellager flexte er ab und arbeitete die Motorlager kunstvoll um. Diese Konstruktion ermöglichte den Lauf der Rollläden
eher schlecht als recht. Die Moniereisen bog er so weit wie möglich weg.

Schadensanalyse

Zum einen lag ein Planungsfehler vor, weil der Planer/Architekt ausreichende Auflager für die Rollladenkästen vorsehen muss. Zum anderen sollte die Innenlaibung mindestens zwei Zentimeter breiter sein als der Behang des Rollladens. Darüber hinaus lagen Ausführungsfehler zumindest seitens des Rohbauers und des Verputzers, eventuell auch des Fensterbauers vor.

Lösung

Der Schaden blieb am Ende zum größten Teil am Rollladenbauer hängen. Die Parteien einigten sich darauf, neue Führungsschienen anzubringen, für die der Rollladenbauer neue Rollpanzer liefern und montieren musste.

So sind Sie auf der sicheren Seite

"Der Rollladenbauer sollte schon beim Aufmaß alle für ihn sichtbaren Umstände prüfen und rechtzeitig auf Erschwernisse und Behinderungen hinweisen. Er hätte auf keinen Fall einen mangelhaften Zustand herstellen dürfen, nur um die Montage überhaupt möglich zu machen. Seine Hilfsbereitschaft wurde ihm zum kostspieligen Verhängnis. Wer aus Mitleid improvisiert, zahlt die Zeche", mahnt Friedrich Karl Rinn.

Der frühere BVRS-Vizepräsident ist ö.b.u.v. Sachverständiger für das Rollladen- und Jalousiebauerhandwerk.