100-jährige Erfolgsstory Pingel: "Gurtwickler haben weiterhin Zukunft."

Was in den 1920er-Jahren mit einem Gehäuse aus Gusseisen und in Einzelfertigung von Hand begann, hat sich im Laufe eines Jahrhunderts erheblich gewandelt. Dennoch sind Gurtwickler auch heute noch ein Renner im Sortiment von Selve. "Sie bleiben ein Produkt mit Zukunft", sagt Udo Pingel, Produktmanager Rollladentechnik – und nennt die Gründe dafür.

Gurtwickler im Laufe der Zeit: Udo Pingel, Produktmanager von Selve, zeigt eines der ersten, noch erhaltenen Modelle, das damals aus Gusseisen gefertigt wurde und sogar Schmuckverzierungen trägt. - © Selve

Ohne hochmoderne Technik läuft heutzutage im Zweigwerk des Unternehmens im hessischen Bad Arolsen nichts: Hier fertigte Selve allein 2021 insgesamt 4,4 Millionen Gurtwickler. Diese sind neben smarten Steuerungen und innovativen Antrieben nach wie vor ein Grundpfeiler des Portfolios. 

Breites Programm mit zig Ausführungen

Was seit mittlerweile 100 Jahren währt, fing klein an: Erste Kataloge und alte Plakate aus den 1920er Jahren zeugen von der Zeit, als die Wickler noch kein technisch so ausgefeiltes Innenleben wie jetzt besaßen, sich noch aus anderen Materialien zusammensetzten und auch teils kurios anmutende Namen hatten. Das Modell Roller ist längst Geschichte, der Einbau-Gurtwickler namens Paro (Patentmäßiger Rollladenwickler) ist in ähnlicher Bauweise noch heute im Programm. Stück für Stück hat das Lüdenscheider Familienunternehmen seither die Erfolgsstory dieses mechanischen Rollladenbauteils mit- und weitergeschrieben. "Heute verbirgt sich hinter zig Artikelnummern das in der Branche größte Wicklerprogramm in unterschiedlichen Ausführungen und Varianten", hebt Udo Pingel, Produktmanager Rollladentechnik, hervor.

Nicht zuletzt über die Gurtwickler-Fertigung ist Selve immer mehr in die Rollladen- und Sonnenschutzbranche hineingewachsen – und hat sich ab den 1960er Jahren sukzessive ausschließlich auf dieses Geschäftsfeld spezialisiert. Nachdem das Unternehmen zunächst mit Rollladenmotoren handelte, werden sie seit den 1990er Jahren selbst entwickelt und produziert. Daneben wurde neben der Antriebspalette auch der Bereich Steuerungen ausgebaut. Und so spannt sich heute der Produktbogen vom bewährten Mini-Wickler bis hin zu Selve Home inklusive smarter Anwendungen.

Neu: Getriebewickler mit neun Metern Länge

Neben dem Topseller, dem aufklappbaren Mini-Wickler 0848, reihen sich Standardprodukte für den Neubau wie der 110100 sowie Modelle für Auf- und Unterputz oder Halbeinlass ins Programm ein. Selve produziert Wickler mit aufgezogenem Gurt in unterschiedlichen Längen, Gurtwickler ohne Gurt sowie auch Schnurwickler und Sonderanfertigungen. Jüngster Zuwachs der Produktfamilie ist ein Getriebewickler mit neun Meter Gurtaufnahme. Insgesamt werden knapp 400 Wicklertypen in Bad Arolsen nahe Kassel hergestellt – durchschnittlich rund 18.000 täglich. Sie werden hierzulande palettenweise von Konfektionären und Systemgebern bestellt und in Länder wie Polen, Frankreich, Kroatien, Belgien oder Österreich ausgeliefert.

"Wickler werden in bestimmten Bausegmenten aus Preisgründen weiterhin stark nachgefragt", sagt Pingel. "Deshalb haben wir in den letzten Jahren in neue Maschinen und Montageautomaten investiert, um Technik in Top-Qualität zum guten Preis-Leistungs-Verhältnis anbieten zu können." Trotz zunehmender Rollladen-Automation und Steuerungstechnik gehören die Wickler nach wie vor nicht zu den Auslaufmodellen der Branche. "Sie sind und bleiben ein Produkt mit Zukunft – und werden mit Sicherheit noch lange unserem Portfolio bleiben", sagt der Produktmanager.

Zu 80 Prozent vollautomatische Herstellung

Basis der enormen Stückzahlen sind die systematisierte Lean Production und ein moderner Maschinenpark. "80 Prozent unserer Wickler werden vollautomatisiert hergestellt", berichtet Betriebsleiter Jürgen Weißenfeld. "Für Lean haben wir die gesamte Produktionshalle neu aufgestellt und eine Kanban-Steuerung aller Fertigungsmaterialien realisiert." Zudem wurde u.a. in ein neues Lagersystem investiert.“ Mit einer Truppe von 30 Mitarbeitern ist Weißenfeld im Selve-Zweigwerk im Einsatz. Während dafür benötigte Kunststoffteile und -gehäuse am Hauptsitz in Lüdenscheid hergestellt werden, fertigt das Unternehmen das Gros aller Metallteile selbst. Die Federdose mit innen liegender Feder bilde das Herz eines jeden Wicklers. Je nach Variante bestehen die Wickler aus neun und bis 20 Komponenten. An fünf Hightech-Vollautomaten und vier weiteren Automaten werden die Bauteile im Zwei-Schicht-Betrieb zum fertigen Artikel montiert. Und so läuft nicht nur die Produktion auf Hochtouren, auch der Gurtwickler bleibt bei vielen Fachkunden weiter ein Renner.