Schluss mit dem Lichtraub Mit dynamischen Systemen das Tageslicht besser nutzen

Moderne Beschattungssysteme können weit mehr als Schutz vor zu viel Sonne bieten: Sie versorgen im Winter Räume mit kostenloser Energie fürs Heizen, sichern gute Sehbedingungen bei der Bildschirmarbeit und nutzen das Tageslicht. Ein ganzheitlicher Ansatz, der bei der Planung häufig zu kurz kommt.

Beweglicher Sonnenschutz wie Markisen, Raffstoren, Roll- und Schiebeläden erlauben eine sinnvolle Tageslichtnutzung. Das spart auch Energie- und Beleuchtungskosten. - © BVST/Hella

„Sowohl im privaten Wohnbau wie auch bei großen Bürogebäuden muss die ausreichende Versorgung mit Tageslicht schon in der Planung berücksichtigt werden“, erklärt Johann Gerstmann, Sprecher des österreichischen Bundesverbandes Sonnenschutztechnik (BVST). Der Experte nennt außer der Gesundheit und Leistungsfähigkeit auch die Gesamtenergiebilanz.

Sonnenschutz nur bei Bedarf

Aus diesem Grund sollten außen montierte Beschattungen wie Markisen, Raffstoren, Roll- und Schiebeläden laut BVST jetzt weggefahren werden, damit möglichst viel Wärme und Licht in die Räume hineinkommt. Das spare Energie und Geld. „Das ist ja der große Vorteil des dynamischen Sonnenschutzes“, führt Gerstmann weiter aus. „Ich verwende ihn nur dann, wenn ich ihn wirklich benötige – also jetzt nur eher sparsam – dem Übergangsklima angepasst, und im Sommer dann vermehrt, damit die Hitze die Räume nicht überwärmt.“  

Blendfrei arbeiten

Viel getan habe sich in der Arbeitswelt: „Die Ansprüche an den Sehkomfort am Arbeitsplatz haben sich durch den hohen Bildschirmanteil total geändert. Das gilt sowohl im privaten Home Office als auch im Bürogebäude“, sagt Gerstmann. Nur Helligkeit sei aber nicht alles. Ein Übermaß an ungelenktem und ungeregeltem Tageslicht führt rasch zu Blendungen. Das schade den Augen und führe oft zu Ermüdung, Kopfschmerzen und Muskelverspannungen, weil die Körperhaltung nicht passt. So wichtig wie der Blendschutz ist auch der Kontakt zur Außenwelt. Moderner Sonnenschutz lässt sich dynamisch einstellen: durch das Wenden der Lamellen, die Positionierung der Läden oder durch mikroskopisch perforierte Stoffe. So passt er zu den individuellen Bedürfnissen der Menschen im Gebäude.

Beleuchtungskosten sparen

„Ganz gleich, ob hierzulande oder in anderen mitteleuropäischen Ländern, der Lichtraub ist an der Tagesordnung“, bedauert Gerstmann. Die Fokussierung auf möglichst hohe Wärmeschutzwerte oder die Reduktion der solaren Energie durch Sonnenschutzgläser bewirke oft eine massive Reduktion des Lichteintrages – laut BVST um bis zu 70 Prozent an 365 Tagen pro Jahr. Dabei ließen sich laut BVST durch eine sinnvolle Tageslichtnutzung 50 bis 80 Prozent der Beleuchtungsstromkosten einsparen – was sich auch auf die Lebenszeit der Leuchtmittel entsprechend auswirke und Instandhaltungskosten verringere. Gerstmann abschließend: „Unabhängig von der Gebäudeart weiß man heute, dass mit starrem Sonnenschutz zu viel natürliches Licht verloren geht. Lösungen, die sich nicht den sich ständig ändernden Temperatur- und Lichtverhältnissen im Außenbereich optimal anpassen, können nie wirklich effizient sein. Dynamisches Klima braucht dynamische Fassaden und damit beweglichen Sonnenschutz wie Markisen, Raffstore, Roll- und Schiebeläden.“