Pressekonferenz Interconnection Consulting Marktzahlen für Deutschland: Pandemie-Bonus ist vorbei

Der Markt für außen liegenden Sonnenschutz in Deutschland wird in diesem Jahr deutlich zurückgehen – mengenmäßig um zirka zwölf Prozent. Das teilte das Marktforschungsunternehmen Interconnection Consulting auf einer Pressekonferenz mit.

So entwickelt sich der Markt für außen liegenden Sonnenschutz in Deutschland mit Blick auf Menge und Umsatz. - © Interconnection Consulting

Der Markt für außen liegenden Sonnenschutz in Deutschland hatte eine wunderbare Zeit", nun folgt für die Branche jedoch eine "kalte Dusche". Das sagte Dr. Frederik Lehner, Geschäftsführer des Marktforschungsunternehmens Interconnection Consulting (IC), Ende Mai auf einer Pressekonferenz, auf der er Zahlen zur Marktentwicklung präsentierte. Zu den betrachteten Produkten gehörten Rollläden, Raffstores, Zip-Screens und das Segment Textile Outdoor Living mit Gelenkarm-, Pergola-, Vertikal- und Wintergartenmarkisen.

"Wunderbare Zeit" ist zu Ende

Wie Lehner ausführte, gehörte der Markt für außen liegenden Sonnenschutz zu den Pandemie-Gewinnern in Deutschland: Mit Blick auf die herstellerseitig verkauften Stückzahlen gab es von 2019 auf 2020 einen Sprung von 7,1 auf 7,8 Millionen – ein Plus von 9,6 Prozent. Der Umsatz ging um 10,7 Prozent nach oben, von 1,8 auf zwei Milliarden Euro. "Der Markt ist förmlich explodiert", sagte Lehner.

Im Folgejahr setzte sich diese Entwicklung fort. Im Jahr 2021 erhöhte sich die Absatzmenge noch einmal um 700.000 Stück, der Umsatz kletterte – auch aufgrund gestiegener Durchschnittspreise – um 16,2 Prozent. Im Jahr 2022 war der Boom dann vorbei. Auch wenn der Umsatz noch leicht um zwei Prozent stieg – bei der Menge war ein Rückgang um 0,8 Prozent zu verzeichnen.

2023: Mengenrückgang um eine Million

Im laufenden Jahr nun folgt die von Lehner angekündigte „kalte Dusche“ – wobei die prognostizierten Zahlen immer noch über Vor-Corona-Niveau liegen: Bei der Menge erwarten die IC-Marktforscher einen Rückgang um 11,7 Prozent von 8,4 auf 7,4 Millionen Stück, der Umsatz wiederum gehe um 9,3 Prozent zurück, von 2,4 auf 2,2 Milliarden Euro. Erwähnenswert dabei: Aufgrund der gestiegenen Preise wird der Umsatz im Jahr 2023 höher liegen als im Jahr 2020, obwohl damals 400.000 Stück mehr verkauft wurden.

Nach dem jetzigen konjunkturellen Dämpfer wird es wieder aufwärts gehen.

Dr. Frederik Lehner, Geschäftsführer Interconnection Consulting

Als Gründe für die negative Marktentwicklung führte Lehner an, dass der Corona-Effekt vorüber sei. Noch dazu befinde sich das baukonjunkturelle Umfeld aktuell "in einem perfekten Sturm". "Wir haben es mit einer Kombination aus Fachkräftemangel, Lieferengpässen und Erhöhung der Zinsen zu tun. Projekte verteuern sich, gleichzeitig sind die Finanzierungsmöglichkeiten eingeschränkt", sagte Lehner. Das führe zu einem Rückgang der Bautätigkeit.

2022: Rollläden, Raffstores und Fenster laufen parallel

Mit Blick auf die einzelnen Produktgruppen zog Lehner einen Vergleich zwischen den Jahren 2022 und 2023, wobei er die Entwicklung des Sonnenschutzmarkts jeweils in Relation zum Wachstum des Fenstermarkts setzte. Im Jahr 2022 ging der Fenstermarkt in Deutschland laut Interconnection Consulting in Menge um 0,8 Prozent zurück im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklung der Fensterprodukte Raffstores und Rollläden verlief ähnlich: mit minus 1,1 Prozent (1,5 Millionen verkaufte Stück) bzw. plus 0,1 Prozent (sechs Millionen verkaufte Stück).

Zip-Screens gehört die Zukunft

Zip-Screens legten indes um zirka fünf Prozent zu (500.000 verkaufte Stück). "Zip-Screens werden aufgrund ihrer Optik immer häufiger als Alternative zu Rollläden und Raffstores verwendet, gerade im Wohnungsneubau", erläuterte Lehner. In den vergangenen zehn Jahren sei die Produktgruppe stets überdurchschnittlich gewachsen, wobei die absoluten Verkaufszahlen im Vergleich noch gering sind. Mengenmäßig bleibe der Rollladen die Macht. "Der Rollladen profitiert von einem sehr hohen Bestand und entsprechenden Renovierungsaufträgen", erläuterte der IC-Geschäftsführer. Im vergangenen Jahr seien zirka 86 Prozent aller verkaufter Rollläden in die Renovierung gegangen.

Aus den Daten für 2022 ist auch ablesbar, dass das Produktsegment Textile Outdoor Living einen Einbruch um 16,4 Prozent erlebte, auf 400.000 Stück. Dazu Lehner: "Outdoor Living war ein starker Pandemie-Profiteur – und dann die erste Produktgruppe, die wieder eingebrochen ist."

2023: Sonnenschutz geht stärker zurück als Fenstermarkt

Nun zur Prognose für das Jahr 2023: Die IC-Marktforscher rechnen mit einem mengenmäßigen Minus von 5,4 Prozent für den deutschen Fenstermarkt. Während Zip-Screens leicht besser dastehen, gehen Rollläden mit minus zirka 13 Prozent deutlich stärker zurück. Raffstores bewegen sich bei zirka minus neun Prozent. Das Segment Textile Outdoor Living geht ebenfalls deutlich zurück, wenn auch nicht so stark wie im Vorjahr. "Generell geht der Sonnenschutzmarkt im Jahr 2023 stärker zurück als der Fenstermarkt", fasste Lehner die Entwicklung im laufenden Jahr zusammen.

Marktpotenzial weiterhin groß

In die Zukunft blickte er zuversichtlich: Das langfristige Potenzial des Markts sei groß, gerade was intelligenten Sonnenschutz betrifft. "Nach dem jetzigen konjunkturellen Dämpfer wird es wieder aufwärts gehen", kündigte Lehner an. Das Niveau des Jahres 2021 sei sehr hoch gewesen und werde sich erst langsam wieder einem niedrigeren Wert annähern, bevor erneutes Wachstum gewährleistet werden kann. Für das kommende Jahr rechnen die IC-Marktforscher mit einem weiteren Mengenrückgang um 1,7 Prozent, im Jahr 2025 soll der Markt dann wieder wachsen, um 4,6 Prozent auf 7,6 Millionen verkaufte Stück.

Als potenzielle Wachstumstreiber nannte Lehner mittelfristig die Energie- sowie die Klimakrise. Profitieren könnte die Branche dabei insbesondere von spezifischen Förderprogrammen für den Einbau von intelligentem Sonnenschutz in Neubau und Bestand. Bisher seien diese in Deutschland nicht ausreichend implementiert, anders als in einigen anderen europäischen Ländern.