Jürgen Schönenborn ist Inhaber von Rolladen König in Köln. MIt sicht & sonnenschutz spricht er über die aktuelle Geschäftsentwicklung, die Bedeutung des Klimawandels für die R+S-Branche sowie die Situation auf dem Ausbildungsmarkt.
Laut BVRS-Umfrage erreichte im dritten Quartal 2022 der Geschäftsklimaindex im R+S-Handwerk mit 50 Punkten einen Tiefstand. Gründe für die Verunsicherung der Betriebe waren die Folgen des Ukraine-Kriegs, steigende Preisen sowie die Inflation. Wie hat sich Ihr Geschäft in den ersten Monaten dieses Jahres entwickelt? Sind Sie zufrieden?
Schönenborn: Der Boom ist weg, aber wir haben trotzdem eine gute Nachfrage. Unsere Auslastung liegt zur Zeit bei 90 bis 100 Prozent. Das meine Berufskollegen bei der Umfrage im vorigen Herbst so skeptisch waren hinsichtlich der Geschäftsentwicklung kann ich nicht nachvollziehen. Sicherlich, manche Kunden stellen beispielsweise den Kauf einer hochpreisigen Markise zurück. Dass kommt vor. Insgesamt fällt das aber nicht ins Gewicht bei uns. Wir liegen wirtschaftlich auf Vor-Pandemie-Niveau. Und das war kein schlechtes Niveau. Im Gegenteil.
Welche Produkte sind besonders gefragt?
Schönenborn: Wir sind ein klassischer Vollsortimenter und haben Türen, Fenster und Sonnenschutz im Programm. Im Privatkundengeschäft ist die Auftragslage sehr gut, bedingt durch die Bestandssanierung. Vor allem Fenster, Türen und Rollläden werden modernisiert. Auch Markisen und Raffstores sind gefragt. Das Geschäft zieht im Moment spürbar an. Das ist immer so zu Beginn des Frühlings. Auch die Umrüstung von manuellen Antrieben auf Motorantrieb sorgt immer wieder für Aufträge.
Im März war Hans Peter Wollseifer, Präsident der Handwerkskammer Köln und ehemaliger ZDH-Präsident, bei Ihnen im Betrieb zu Gast. Ebenso eine Kölner Stadträtin. Grund war der Sonnenschutz-Tag am 20. März. Hat das R+S-Handwerk durch die Klimawandel-Debatte an Stellenwert gewonnen?
Schönenborn: Der R+S-Tag bringt uns sicherlich den einen oder anderen Kunden ins Geschäft. Aber das ist nicht die Hauptsache. Es geht darum, auf unsere Branche bzw. deren Möglichkeiten aufmerksam zu machen. Angesichts des Klimawandels hat Sonnenschutz enorm an Bedeutung gewonnen. Diese Entwicklung wollen wir nutzen bei der Personalsuche. In den weiterführenden Schulen ist unser Beruf in der Regel nicht bekannt. Wir haben neulich an einer Berufsmesse teilgenommen, die hier im Rathaus stattfand. Wir brauchen Nachwuchskräfte. In den kommenden Jahren steht in zig Betrieben die Unternehmensnachfolge an. Bei uns auch.
Im August und September beginnt das neue Ausbildungsjahr. Bieten Sie Ausbildungsplätze an?
Schönenborn: Ja. In diesem Jahr suchen wir zwei neue Auszubildende. Bislang sind die Stellen noch nicht besetzt. Im Vergleich zu früher ist es schwerer geworden, Lehrstellen zu besetzen. Immerhin, es gibt Interessenten. Dass stimmt mich zuversichtlich. Ich habe auch den Eindruck, dass sich die Qualität der Bewerber wieder verbessert.