Befestigung Fest an der Wand – heute und künftig

Gewicht sicher und dauerhaft befestigen: Dieser Auftrag gilt heute genauso wie vor 50 Jahren. Architektur und Baumaterialien sind heute aber vielfältiger als früher. Das fordert Fachbetriebe bei ihrer Arbeit heraus. Sonnenschutzhersteller und Befestigungsspezialisten bieten Fachwissen und Schulungen.

Alltag für Fachbetriebe: Die Montage einer Markise. Nach Schema F kann dabei aber nicht gearbeitet werden. Je nach Untergrund und Windlast ist spezielles Befestigungsmaterial zu wählen. Bei der Markisenmontage gelten die Anforderungen zur Befestigung gemäß DIN EN 13561 und der BKTex-Richtlinie. - © Kellner

Hohlblock, Kalksandstein, Ziegelstein, Eisen, Alu, Beton, Holz: Die Bandbreite des gängigen Baumaterials im Hochbau ist groß. Der Bedarf für Workshops, Schulungen und Fortbildungen rund um das Thema Montage ist nicht nur wegen der Vielfalt der Baumaterialien im Hochbau bzw. in der modernen Architektur entstanden. Auch auf der Produktseite hat sich vieles getan. "Die Sonnenschutzanlagen werden größer und schwerer und der Befestigungsgrund immer filigraner, sodass es schwieriger wird, die entsprechenden Lasten korrekt ableiten zu können", sagt Nikolaus Kratz.

Informationsbedarf rund um die korrekte Montage steigt

Gemeinsam mit Somfy und Würth organisiert Kratz seit 2019 das Programm Markisenschulung.de. Die Kooperation bietet übers Jahr verteilt an wechselnden Orten im Bundesgebiet Schulungen an, in diesem Herbst u.a. in Berlin, Hamburg und Magdeburg.

"Viele Betriebe und Monteure sind sich ihrer Verantwortung und Verpflichtung für ihr Gewerk gegenüber dem Endkunden bzgl. der korrekten und einwandfreien Montage nicht bewusst", erläutert Kratz. Da die Anforderungen und Bauvorschriften und daraus resultierend auch die Montagevorgaben in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen haben, nimmt das Thema korrekte Montage mehr Raum als noch vor ein paar Jahren bei allen Betrieben ein, sagt Kratz. Kurzum: Der Auftrag, Gewicht sicher und dauerhaft zu befestigen, lautet heute genauso wie vor 50 Jahren. Zu dessen Erfüllung muss der Fachbetrieb aber mehr Know-how und Detailkenntnis haben als früher.

Normen und Vorschriften

Zu den Normen und Richtlinien, welche die Montage von Sonnenschutz an der Fassade regeln, gehört u.a. die Richtlinie zur technischen Beratung, zum Verkauf und zur Montage von Gelenkarmmarkisen nach DIN EN 13561, die 2008 vom Bundesverband Konfektion Technischer Textilien (BKTex) herausgegeben wurde. Ferner gibt es die Regularien der Landesbauordnungen, die in Deutschland von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sein können.

Hersteller-Akademien bieten Fortbildungen und Workshops

Große Sonnenschutzhersteller wie Markilux und Warema bieten bereits seit Jahren Produktschulungen für Fachpartner an. Mit der Zeit sind weitere Themen hinzugekommen, heute gehören Workshops und Schulungen zu Montagethemen fest zum Lehrprogramm der herstellereigenen Akademien und Schulungsprogramme. Im Frühjahr nahm in Marktheidenfeld Waremas Sun Academy den Betrieb auf.

Deren Leiter Armin Fischer sagt über den Stellenwert von Montagethemen im Programm der Academy: "Der Zielgruppe der Monteure kommt eindeutig die größte Bedeutung zu. Dies gilt für Präsenzseminare, die zentral bei uns in der Sun Academy und dezentral in unseren Sun Centern und Standorten angeboten werden." Gleichermaßen habe man ein sehr vielfältiges Angebot an Digitalformaten wie beispielsweise Webinare, die Warema standardisiert und individualisiert anbiete. Explizit unterstützt werde das Angebot durch Montagevideos. "Mit dem reichhaltigen Angebot werden wir dem wachsenden Bedarf an Ausbildung von Fachkräften gerecht. Unsere Strategie ist es, diesen Bedarf konkret zu unterstützen", sagt Fischer.

Halterprogramm bietet Optionen

Markilux bietet an sechs Standorten in Deutschland und Österreich Schulungen und Trainings für Fachbetriebe an. Das Modul Technik & Service wird den Angaben zufolge sehr häufig nachgefragt. "Ein exzellentes Produkt zu entwickeln, ist das Eine. Doch begeisterte Käufer zu finden und dann in der Praxis zu überzeugen, ist das Andere", sagt Michael Gerling, Geschäftsführer Technik und Produktion bei Markilux. "Bei unseren Markisen setzt dies voraus, dass kooperierende Fachbetriebe sie handwerklich korrekt montieren und warten können. Um das zu gewährleisten, und für einen erstklassigen Kundenservice, braucht es gut geschulte Fachleute. In unserer Academy geht es daher natürlich auch um Montagethemen."

Nach seinen Worten gehen die Schulungsleiter während der Technik-Seminare auf die Fragen der Teilnehmenden ein und zeigen, wie man die Markisen in verschiedenen Situationen sicher installieren kann. Das Halterprogramm der Produkte biete viele Optionen. Wie umgehen mit der Vielzahl der Wandmaterialien bei der Montage von Sonnenschutz an der Fassade? Das beschäftigt nicht nur die großen Hersteller. Auch kleine Anbieter sind an dem Thema dran. "Als allererstes ist die Art sowie die Beschaffenheit der Materialien zu berücksichtigen, danach das zulässige Montagematerial mit den statischen Werten", sagt Urs Guggisberg von Radius International. Das Unternehmen aus Arch im Kanton Bern ist auf Markisen und Sonnenfächer spezialisiert. "Dann kommt das Wichtigste: die fachgerechte Montage. Wir finden, es gibt heute viel zu viele Normen. Zielführender ist doch, dass Berufsleute nebst allen anderen mit einem gewissen Menschen- und Innovationsverstand planen und realisieren. Auf diese Punkte setzen wir u.a. stark in der Ausbildung. So was macht auch richtig Spaß."

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    © Lunkenheimer
    Alltag für Fachbetriebe: Die Montage einer Markise. Nach Schema F kann dabei aber nicht gearbeitet werden. Je nach Untergrund und Windlast ist spezielles Befestigungsmaterial zu wählen. Bei der Markisenmontage gelten die Anforderungen zur Befestigung gemäß DIN EN 13561 und der BKTex-Richtlinie.
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    Der Fischer Thermax 12 und 16 eignet sich ideal zur sicheren und nahezu wärmebrückenfreien Markisenbefestigung an Wärmedämmverbundsystemen, heißt es in einer Produktbeschreibung.
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    Bei der Montage von Produkten, die bei Versagen der Befestigung Menschen gefährden können, sind gemäß der Landesbauordnungen Verwendbarkeitsnachweise für Befestigungsprodukte zu erbringen.
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    © Fischer
    Die neue Generation der Fischer Bolzenanker FAZ II Plus ermöglicht die hohe Lastaufnahme in Beton, Kalksandstein und Stahlfaserbeton.

Spezialfall Montage im Wärmedämmverbundsystem (WDVS)

Viele Neubauten haben heute eine Fassade mit Wärmedämmverbundsystem (WDVS). Für die Montage von Sonnensegeln oder Markisen entstehen dadurch einige Herausforderungen. Der Fachbetrieb muss sicherstellen, dass der Sonnenschutz keine Schäden an der Dämmschicht verursacht; u.a. gilt es zu verhindern, dass das Eigengewicht der Markise dazu führt, dass die Anlage in das WDVS einsinkt.

Bei Sonnensegeln muss die Befestigung so ausgeführt werden, dass sie die zulässige Windlast des Segels sicher trägt. Die gute Nachricht: Weil in den letzten Jahren tausende Gebäude mit WDVS gebaut wurden, gibt es inzwischen viel Know-how rund um das sichere und dauerhafte Befestigen von Sonnenschutzprodukten an Fassaden mit WDVS. Auf die Frage, welche Probleme bei der Montage an WDVS-Fassaden auftreten können und welche Montagearten Sonnenfächer-Spezialist Radius International empfiehlt, damit diese Probleme eben nicht auftreten, sagt Firmenchef Urs Guggisberg: "Es kommt darauf an, welche Fächermarkisen montiert werden."

Art der Fächermarkise ­entscheidend für Befestigungsart

Bei den Leichtfächern genügen Hülsen mit Klebeankern, so Guggisberg. "Bei den größeren Radiusprodukten empfehlen wir Kraftverschlüsse. Die Isolation wird ausgeschnitten, danach wird ein behandeltes verleimtes Holz eingesetzt. Das Holz wird mit ein paar Klebeankern in der Wand befestigt. Auf das Holz wird eine noch größere behandelte Stahl- oder Edelstahlplatte auf- bzw. durchgeschraubt. Damit es gegen Infiltration geschützt ist, wird Silikon unter der Stahlplatte vor dem Montieren gebracht. Als Abschluss kommt eine Ziernaht. Dieser Vorgang hat den Vorteil, dass das Silikon unter der Platte nicht der UV-Bestrahlung ausgesetzt ist. Das garantiert für eine langzeitige Dichtung. Die Größe der Platte und Anker muss auf die zu erwarteten Auszugs- und Querkräfte dimensioniert werden."

Markilux: Hoher Beratungsbedarf

"Fragen zum Thema Montage und Wärmedämmverbundsystem landen täglich bei unserem Kundenservice", sagt Michael Gerling von Markilux. "Hier können wir mit unserem Halterprogramm unterstützen. Denn es bietet verschiedene Elemente wie Distanzplatten oder Distanzhalter, mit denen sich die Dämmschicht überbrücken lässt." Nach seinen Worten greifen die Markilux-Fachpartner jedoch häufig auf Systeme der Hersteller von Befestigungsprodukten zurück.

Fischer: Wärmeverluste reduzieren

Beim Befestigungsspezialisten Fischer heißt es zum Thema Montage in Außenwänden mit WDVS: "Verfügt die Fassade über ein WDVS, sind Abstandmontagesysteme einzusetzen, welche die Dämmstoffe überbrücken und sicher in der Tragwand verankern. Zugleich gilt es, Wärmeverluste bei Markisenbefestigungen an WDVS auf ein Minimum zu reduzieren. Unser Unternehmen bietet hierzu den Thermax 12 und 16 an. Diese Ausführungen mit 12 und 16 Millimeter Gewindestangendurchmesser dienen der Verankerung schwerer Lasten bei Dämmstoffdicken von 62 bis 290."

Durch seinen Anti-Kälte-Konus aus glasfaserverstärktem Hochleistungskunststoff unterbricht der Thermax die Wärmebrücke zwischen dem Anbauteil sowie der inneren Befestigung und erreicht damit die energetische Optimierung, teilt Fischer auf Anfrage von sicht & sonnenschutz mit. "Die Ankerstange aus galvanisch verzinktem Stahl oder nichtrostendem Stahl R überbrückt die Dämmung und verankert mit dem Injektionsmörtel FIS V Plus fest in der Wand. Liegt zweischaliges Mauerwerk mit Dämmstoffen vor, überbrücken zudem Durchsteckankerhülsen wie die FIS H K von Fischer die Distanz von der Außenschale bis zur inneren Tragschale."

Warema bietet Konsolenplaner an

Armin Fischer von der Sun Academy sagt zur Montage im WDVS und seinen Empfehlungen an Fachbetriebe: "In der Tat stellen WDVS-Systeme heute die größte Herausforderung bei der Befestigung von Terrassenmarkisen dar. Unser Konsolenplaner ist dafür ein zuverlässiges und leicht zu bedienendes Tool für die Auswahl des richtigen Befestigungsmaterials. Abhängig von den Variablen, wie Mauerstein, Dämmstärke und Markise, errechnet das Programm die individuellen Auszugslasten und liefert auf dieser Basis die notwendigen Angaben, um das Befestigungsmaterial zuverlässig zu definieren."