Im Handwerk werden nahezu überall Fachkräfte benötigt. Aus diesem Grund entscheiden sich mittlerweile viele Arbeitgeber, gut ausgebildetes Personal aus dem Ausland zu rekrutieren. Zwei Unternehmensberater erläutern, wie die langfristige Einbindung internationaler Fachkräfte gelingt und wie Handwerk und Arbeitsmarkt davon profitieren können.

Seit Jahren fehlen in sämtlichen Gewerken des Handwerks Fachkräfte. Insgesamt 630.000 Stellen sind in Betrieben nicht besetzt. Daher verwundert es nicht, dass immer mehr Arbeitgeber erwägen, Fachkräfte aus dem internationalen Raum einzustellen. Dies geht jedoch häufig mit bürokratischen Herausforderungen einher.
Neben den formalen, durch den Gesetzgeber vorgegebenen Anforderungen sind zwei weitere Punkte wichtig: eine gute Integration und die richtige Einarbeitung. Oftmals sind sich Arbeitgeber laut Marvin Flenche und Alexander Thieme, Gründer der A&M Unternehmerberatung, im Vorfeld nicht darüber im Klaren, welche Bedeutung diese Aspekte für eine langfristige Einbindung von Mitarbeitern aus dem Ausland bedeuten. Dabei verfügen internationale Fachkräfte über ein hohes Potenzial, um Unternehmen auf ihrem Weg zu mehr Erfolg und Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen.
Erfolgsfaktoren für eine gelungene Integration
Als Fundament für eine gute Integration von Fachkräften aus anderen Ländern gelten fachliche Kompetenzen, die Überwindung von Sprachbarrieren sowie die Mentalität der internationalen Arbeitnehmer. So sollten die Fähigkeiten auf einem ähnlichen Niveau wie die Kompetenzen der deutschen Mitarbeiter liegen, damit die Zusammenarbeit erfolgreich ist. Auch die Arbeitsmoral ist wichtig für eine gute Integration in das betriebliche Umfeld. Zudem sind gerade in der Anfangszeit sprachliche Hürden größer. Hier kommt es laut den beiden Unternehmensberatern darauf an, den ausländischen Fachkräften Möglichkeiten zu bieten, die Sprache schnell und in einem Umfang zu erlernen, das für den jeweiligen Aufgabenbereich benötigt wird.
So binden Betriebe internationale Mitarbeiter in die Abläufe ein
Gerade im Hinblick auf die Arbeitsmoral internationaler Fachkräfte herrschen häufig Vorurteile. Diese können jedoch – das zeigen Beispiele aus der Praxis immer wieder – oft schnell widerlegt werden. Die meisten Mitarbeiter, die aus anderen Ländern in deutsche Handwerksunternehmen gelangen, sind nach Einschätzung von Flenche und Thieme äußerst engagiert, motiviert und verfügen über eine ausgeprägte Hands-on-Mentalität, die sich durch einen proaktiven Arbeitsstil auszeichnet. Arbeitgeber, die es schaffen, dieses Engagement in die richtigen Bahnen zu lenken und gleichzeitig die Erfüllung sprachlicher sowie fachlicher Anforderungen zu gewährleisten, können hier das volle Potenzial ihrer internationalen Fachkräfte ausschöpfen.
Dabei ist auch eine gute Einarbeitung der neuen Mitarbeiter erfolgsentscheidend. Es gilt zu prüfen, welche Kompetenzen und Qualifikationen Fachkräfte aus anderen Ländern mitbringen und wo noch Fähigkeiten fehlen, um die Arbeit adäquat ausüben zu können. Auch wenn eine grundlegende Qualifikation durch einen Ausbildungsabschluss vorhanden ist, können Lücken bestehen. Ausbildungen sind international nicht einheitlich geregelt, sodass mitunter Kenntnisse und Fähigkeiten fehlen, die für die Arbeit in deutschen Unternehmen zwingend erforderlich sind.
Sobald klar ist, an welchen Stellen Nachholbedarf herrscht, können Unternehmen Informationsmaterialien, Schulungen und ähnliche Angebote genau darauf abstimmen. So werde schneller dafür gesorgt, dass der neue internationale Mitarbeiter die gleichen Fertigkeiten aufweist wie seine deutschen Kollegen. Dabei empfehlen Flenche und Thieme, neben der Vermittlung theoretischen Fachwissens von Anfang an auch eine Einbindung in praktische Abläufe zu ermöglichen. Dies erfolge, indem dem Arbeitnehmer zunächst einfache Tätigkeiten und dann nach und nach mehr Aufgaben mit wachsender Verantwortung übertragen werden.
Sprachliche Herausforderungen richtig meistern
Das Erlernen der deutschen Sprache ist ein essenzieller Teil der erfolgreichen Integration. Allerdings raten die beiden Unternehmensberater, zu schauen, welches Sprachniveau für die Aufgaben prinzipiell erforderlich ist. Mitarbeiter im Kundendienst benötigen bessere Kenntnisse als Arbeitskräfte, die erst einmal nur einfache Tätigkeiten im internen Betrieb ausführen. Oftmals sei ein hohes Sprachniveau zumindest am Anfang noch nicht so wichtig. Gerade die erste Zeit diene vor allem dazu, dass beide Seiten sich kennenlernen und feststellen, ob sie zueinander passen und eine langfristige Zusammenarbeit anstreben. Ist dies gegeben, sollte im nächsten Schritt die Teilnahme an einem Sprachkurs erfolgen.
Alles in allem sind sich Flenche und Thieme sicher, dass Arbeitskräfte und Spezialisten aus dem internationalen Raum ein hohes Erfolgspotenzial für deutsche Arbeitgeber bieten. Mit der Unterstützung aus dem Ausland bleiben Unternehmen wettbewerbsfähig und sind in der Lage, zu wachsen sowie das Auftragsvolumen zu meistern. Darüber hinaus erhalten sowohl der hiesige Arbeitgeber als auch der internationale Mitarbeiter die Möglichkeit, neue Impulse zu nutzen, voneinander zu lernen und so den eigenen Horizont zu erweitern.