Interview auf der Bau Braun: "Immer die ­gewünschte Dosis an Tageslicht im Raum."

Alukon stellte auf der Bau Produktneuheiten und Weiterentwicklungen vor, darunter den Raffstore LS Dark mit Seitenaufzug für die Verbindung von Verdunkelung und Tageslichtnutzung. Wir sprachen mit Geschäftsführer Klaus Braun über die Entwicklungsgeschichte sowie digitale Services und serielles Bauen als Antwort auf den demografischen Wandel.

Geschäftsführer Klaus Braun leitet seit 2011 Alukon mit Stammsitz im fränkischen Konradsreuth. Seit 2013 gehört das Unternehmen zur Hörmann-Gruppe. - © Metzger

Herr Braun, welche Neuheiten haben Sie nach München mitgebracht?

Klaus Braun: Wir haben richtig viel gemacht. Zum einen haben wir uns intensiv mit dem Thema beschäftigt, wie wir Architekten und Planer bestmöglich unterstützen können. Hier haben wir uns mit Fragen beschäftigt wie z.B.: Wie wird geplant und wie können wir dabei unterstützen? Wie gestaltet man die Geschäftsprozesse von der Planung bis zur Bestellung von Sonnenschutzsystemen optimal? Aber auch auf Produktebene haben wir Innovationen und Weiterentwicklungen im Gepäck. Mit dem neuen Raffstoresystem LS Dark eröffnen wir neue Möglichkeiten bei der Planung und Realisierung von Sonnenschutzlösungen in Wohngebäuden.

Das System verbindet eine optimale Verdunkelung mit einer effizienten Lichtlenkung und ermöglicht so immer die gewünschte Dosis an Tageslicht im Raum. Nachts ist es trotzdem dunkel im Schlafzimmer. Hier konnten wir durch eine smarte, konstruktive Lösung zwei sich fast ausschließende Produktvorteile vereinen.
Unsere Raffstore produzieren wir seit einigen Jahren selbst. Durch Umbaumaßnahmen an unserem Firmenstandort in Konradsreuth und dem neuen Standort in Haigerloch haben wir Platz für neue Anlagen bekommen. Die Produktionsanlagen laufen jetzt und wir können das Produktprogramm schrittweise erweitern.

In der Ankündigung zur Messe hieß es, das neue Raffstoresystem LS Dark basiere auf einer Weiterentwicklung der Lichtleitlamelle LS 80.

Braun: Wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie wir das Thema Textilaufzug am Raffstore besser machen können. Ich denke, wir haben es sehr gut gelöst. Und zwar auf der Basis einer Plattform, die es schon gab. Mit dem Ziel, dass der Raffstore nicht nur für eine optimale Lichtlenkung tagsüber sorgt, sondern Räume auch fast komplett verdunkeln kann. Und das gelingt uns mit einer seitliche Führung. Die Auf- und Ab-Bewegung des Behangs erfolgt über einen speziellen Seitenaufzug, der in den beiden Führungsschienen des Raffstores integriert ist. Dadurch kann auf die sonst üblichen Textbandlöcher in den Lamellen verzichtet werden. Somit tritt, im geschlossenen Zustand, wesentlich weniger Tageslicht in den Innenraum.

Am Messestand hat Alukon die unterschiedlichen Lamellentypen nebeneinandergestellt.

Braun: Richtig. Man erkennt so gut die einzelnen Evolutionsstufen. Von der ganz einfachen Lamelle bis hin zu einer, die Licht lenken kann. Man sieht anhand der verschiedenen Lamellentypen, wie die Lenkung funktioniert und als Highendprodukt eine Lamelle, die die nicht nur das Licht lenkt, wenn es reinkommt, sondern auch den Raum optimal abdunkelt, wenn sie geschlossen ist. Das ist das beste Raffstoreprodukt auf dem Markt, das in Richtung Lichtlenkung und vor allen Dingen Abdunklung zu finden ist.

Das war für uns in München auf der Bau ein wichtiges Thema, weil die Messe von ganz vielen Architekten und Planern besucht wird. Lichtlenkung im Raum ist ein Architektenthema. Wenn man nicht um die Möglichkeit der Produkte weiß, dann nimmt man sich als Architekt die eine oder andere Gestaltungsmöglichkeit. Darum ist es gut, hier vor Ort zu sein, wo wir neben unserer Kundschaft eben auch die Planer treffen.

Wie sieht es mit der Lieferfähigkeit aus? Ausgelöst durch die Pandemie kam es zu Materialengpässen und Störungen in den Lieferketten. Inzwischen scheint sich die Lage normalisiert zu haben.

Braun: Wir zeigen grundsätzlich nur Produkte, die lieferfähig sind.

Das ist nicht bei allen Ausstellern so.

Braun: Ich weiß. Wir zeigen nie Konzepte, das ist schon mal ein ganz anderer Ansatz wie viele andere. Das heißt, wir haben lieber was fertig, was auch lieferfähig ist. Natürlich hätten wir uns gewünscht mit der Entwicklung, ein halbes bis dreiviertel Jahr früher fertig zu werden. Aber das hing in der Tat mit der Lieferfähigkeit zusammen. Die ganze Prozesskette war gestört, zumindest in dem Zeitpunkt, wo wir auf Muster angewiesen waren. Wir benötigen ja Muster, um Tests zu machen.

Das war genau in der Zeit, als die Lieferketten extrem gestört waren. Es dauerte viel länger, um Guss- und Stanzwerkzeuge zu machen. Aktuell haben wir keine Probleme mit Material oder Lager. Das machen wir schon ganz gerne, denn wir wissen, mit vollem Lager lässt sich gut leben. Das hat uns in Krisenzeiten und hinterher auch geholfen. Ich glaube, im gesamten Markt hat sich das Thema Material beruhigt.

Mit dem Ukrainekrieg gingen die Preise für Strom und Erdgas massiv in die Höhe. Im Gegensatz zur Pandemie ist der Krieg weiterhin im Gang.

Braun: Dass die Preise eben noch hoch sind, hängt jetzt an vielen Dingen. Wir sind sehr energieintensiv trotz Gaspreis- und Strompreisbremse.

Heißt?

Braun: Energie ist nicht mehr so teuer wie am Beginn des Ukrainekrieges. Aber leider immer noch dreimal so teuer wie vorher. Die Lohnkosten sind auch nicht zu vernachlässigen. Irgendwie müssen wir die Inflation bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ausgleichen. Das wird auch noch eine gewisse Zeitlang bleiben. Wie weit sich das überhaupt normalisiert? Das weiß niemand. Letztlich führt es dazu, dass die Produkte teurer werden. Nicht nur bei uns, das gilt für alle Hersteller. Folglich werden sie teurer für denjenigen, der sie einbaut und denjenigen, der sie letztlich nutzt. Das ist im Moment der Hemmschuh für Investitionen. Hinzu kommt die Ungewissheit durch die Zinspolitik und gestiegene Kosten.

Das führt dazu, dass wir im Moment eine verhaltene Baubranche haben. Dieser Entwicklung kann sich ja auch niemand völlig entziehen. Das Gute ist, dass speziell der Bereich Raffstore und der Textilbereich relativ junge Produktgruppen bei Alukon sind. Als Marktführer ist es schwierig, sich gegen den Trend durchzusetzen, aber mit Produkten, die aus der Nische kommen, können wir jetzt nochmal aufholen. Das freut uns gerade, dass wir ein paar Joker haben, die wir an dieser Stelle ausspielen können.

Die Preise sind hoch, sie haben es angesprochen. Wenn das so bleibt, geht irgendwann die Nachfrage zurück.

Braun: Das ist ein Problem, ja. Auf der anderen Seite ist der Bedarf unverändert hoch. Es braucht bezahlbaren Wohnraum. Die Zahl von 400.000 Wohnungen jährlich ist ja nicht eine Erfindung der Bundesregierung, sondern sie werden gebraucht. In diesem Jahr wird es wohl nicht klappen. Aber irgendwann wird es der Fall sein. Sobald man Wohnraum schafft, braucht man Fenster und auch etwas davor.

Mit einem Wort: Uns ist überhaupt nicht bange. Wie lang ist die Strecke dahin? Dass wird man gucken müssen, aber unstrittig ist, dass man sich jetzt aufstellen muss für die nächste Welle, die da kommen wird. In Westeuropa wird es relativ schnell gehen. Aber eines muss klar sein: Das Bauen wird sich sicherlich verändern, wir werden standardisierter und industrieller bauen.

Der demografische Wandel schlägt sich immer mehr nieder, sei es im Handwerk, sei es in der Industrie. Handwerksbetriebe schließen oder werden verkleinert, weil sie schwer Personal finden. Auch aus diesem Grund muss sich das Bauen verändern, heißt es. Was bedeutet das für Hersteller wie Alukon?

Braun: Die Industrie erkennt mehr und mehr, dass sie den ausführenden Betrieben, den Fachhandwerkern bei allem Belastenden unterstützen muss. In der Planung, in der Bestellung und in der Praxis. Wir müssen umfassende Dienstleistungen schaffen, sodass es nicht kompliziert ist.  Auch mit der Vermittlung von Fachwissen. Ein Rollladen ist kompliziert, auch wenn man es nicht glaubt.

Es gibt viele verschiedene Montagarten und damit verschiedene Kastenarten, viele Größen sowie viele Bedienungsmöglichkeiten. Da ist selbst der Bestellprozess nicht ganz einfach. Das müssen wir für die Nutzer so gut wie möglich und so digital wie möglich aufbereiten.

Das Ziel muss sein, dass diejenigen, die mit den Händen arbeiten, das auch tun können. Alles drumherum müssen wir ihnen abnehmen. Da sind wir als Hersteller bzw. als Industrie gefragt. Hier auf dem Messestand zeigen wir viele digitale Themen wie beispielsweise zu unseren digitalen Bestellprozessen. Als Unterstützung gibt es viele Schnittstellen, damit die Bestellungen direkt in das Warenwirtschaftssystem integriert werden. Den Weg müssen wir mehr und mehr gehen.

Mit anderen Worten: So viel digitalisieren wie nur möglich, dann geht es sich aus?

Braun: Vergleichen Sie doch einfach die aktuellen Abläufe auf den Baustellen. In der Rohbauphase eines Gebäudes kommt der Fachbetrieb und misst jedes einzelne Fenster zeitintensiv händisch auf. Warum kann sowohl der Fensterbauer als auch der Rollladen- und Sonnenschutzpartner sich nicht auf Bauzeichnungen verlassen, um damit schnell und einfach danach zu produzieren.

Hier bietet sich auch im Zuge von seriellen und modularen Bauen die Chance bereits vor der Baustelle Gewerke vor zu verlagern und damit einfacher zu gestalten.