Unternehmer als Präsident, Präsident als R+S-Botschafter Abletshauser: "Ich möchte meine Kollegen begeistern"

In den 80er-Jahren ist der heute 60-jährige Heinrich Abletshauser in die operative Verantwortung bei der Jakob Rottler KG aufgerückt. Wie schon vor ihm soll innert den nächsten Jahren in seiner Tochter Claudia (33) wieder eine Frau das Ruder übernehmen. Themen vor Ort waren u.a. Nachfolge, Personal und Fachkräftemangel.

Heinrich Abletshauser (60) hat mit sicht+sonnenschutz-Online über den Fachkräftemangel und die Ursachen gesprochen. - © Kober

"Vor 20 Jahren hat ein gewisser Franz Josef Strauß gesagt: Wenn wir so weitermachen, haben wir bald mehr Maurer als Architekten", sagt der Unternehmer im Besprechungsraum seines Betriebs bei Kaffee und Butterbrezen. Und fügt hinzu: "Genau das haben wir heute, mehr Architekten als Maurer." Geht es nach Heinrich Abletshauser, so hat der aktuell beklagte und zukünftig mit Sicherheit akuter werdende Fachkräftemangel seine Ursachen in der Bildungspolitik und der als Ideal postulierten Zielsetzung, ein jeder sollte zumindest mal Abitur machen. Tatsächlich geht es schleppend voran, was die beabsichtigte Steigerung des Bekanntheitsgrads im R+S-Mechatronikerhandwerk angeht: Abletshauser verweist auf die Aktivitäten des Verbands und auf seine Kollegen, die selbst auf Ausbildungsmessen unterwegs seien, Schulen besuchten und die sattsam bekannten Sprüche der ZDH-Kampagne zum Einsatz bringen.

Der 60-Jährige ist kein Zauderer; gerade erst hat er einem Zuwanderer aus Kamerun die Möglichkeit geboten, in dem Betrieb mit 17 Beschäftigten und zwei bis drei Millionen Euro Umsatz von der Markisenreparatur über die eigene Fertigung von Toren für gewerbliche Bauten bis hin zum konstruktiven Entwerfen von Sonderbaulösungen seine Ausbildung zu absolvieren. Auch Frauen, sagt der Unternehmer, habe er schon viele, viele ausgebildet. Im Rollladenbau – FJS hätte Augen gemacht.

Wo wollten Sie lernen?

Vielleicht liegt neben der politischen Misere, dass Wähler es gern hören, wenn auch ihr Kind mal abgesehen von der persönlichen Eignung alle Chancen auf einen Hochschulabschluss hat, selbst wenn immer mehr Aspiranten die Wissenstempel ohne diesen verlassen, eine Antwort auf die Frage, wieso denn keiner mehr eine handwerkliche Ausbildung machen will, darin begründet, dass vieles, was bei der Jakob Rottler KG gelebt wird, mehr die Ausnahme denn die Regel ist. Da ist, zum einen, der Führungsstil, bei dem das Hinfallen genauso dazugehört wie das Aufstehen und die Bereitschaft, aus Fehlern dann auch bitteschön zu lernen. Zum anderen hat Heinrich Abletshauser dem Neubau vor 20 bis 25 Jahren den Rücken gekehrt, hat entgegen dem Abgesang auf die eigene Fertigung bis heute eine eigene Schlosserei, Schreinerei, aber auch Dienstleistungen wie die Markisenreparatur und technisch anspruchsvolles Entwerfen und CAD-Zeichnen als Erfolgsfaktoren am Leben gehalten – und setzt nur noch ein Drittel seines Volumens mit dem Bestellen von Zulieferartikeln und deren Einbau beim Kunden um.

Stattdessen ist bei ihm viel von, richtig gelesen, "Kreativität" die Rede, wenn es um die Umsetzung anspruchsvollster Sonderbaulösungen geht. Na, würden Sie da gerne Ihre Ausbildung machen – oder doch lieber bei einem reinen Montagedienstleister für die herstellende Industrie? Seit Herbst 2016 ist Heinrich Abletshauser im Ehrenamt Präsident des Bundesverbands Rollladen + Sonnenschutz (BVRS). Er sagt, er wolle seine "Kollegen begeistern". Kaum jemand würde dieses Mandat ähnlich gut zu Gesicht stehen.

sicht+sonnenschutz berichtet in seiner Maiausgabe über die Ergebnisse der Vorortrecherche bei der Jakob Rottler KG, Erscheinungstermin ist der 19.5.17.