Nur ein ganzheitlicher Ansatz, der Gesundheit, Nachhaltigkeit und Resilienz integriert, kann den Herausforderungen im Gebäudesektor begegnen. Zu diesem Ergebnis kommt das Healthy Buildings Barometer 2024, das im Auftrag der Velux Gruppe durchgeführt und Anfang Juni in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie betont die Dringlichkeit, gesunde Gebäude in den politischen Fokus zu rücken, und formuliert Handlungsempfehlungen für Politik und Wirtschaft.

Das vom Buildings Performance Institute Europe (BPIE) durchgeführte Healthy Buildings Barometer soll Entscheidern in Politik und Baubranche als Werkzeug dienen. So skizziert die Studie anhand von fünf Dimensionen einen Leitfaden, der die ganzheitliche Betrachtung von Bau- und Sanierungsvorhaben während der Planung und Prüfung gewährleistet und so die Realisierung gesunder Gebäude ermöglicht. Außerdem veranschaulicht das Barometer Möglichkeiten für die Analyse und Evaluierung des Gebäudebestandes einzelner Städte, Regionen und ganzer Länder, die unter anderem für politische Entscheidungsprozesse herangezogen werden können.
Fünf Dimensionen des Healthy Buildings Frameworks
1. Verbesserung der psychischen und physischen Gesundheit
2. Menschliche Bedürfnisse im Fokus
3. Nachhaltiges Bauen und Bewirtschaften
4. Resilienz und Flexibilität
5. Menschen durch Wissen befähigen
Jede Dimension kann anhand unterschiedlicher Indikatoren gemessen und analysiert werden.
Jetzt Weichen für gesunde Gebäude stellen
Das Healthy Buildings Barometer betont, dass der Zustand des Gebäudebestandes nur mit einem kohärenten politischen Rahmen verbessert und zukunftssicher gemacht werden kann. Dabei müssen neben Energieeffizienz und Emissionsreduktion auch Parameter für Gesundheit, Innenraumklima und Anpassungsfähigkeit an veränderte klimatische Bedingungen beachtet werden. Um außerdem den Klimaschutz im Gebäudesektor auf Zielkurs zu bringen, braucht es konkrete und bindende Anforderungen.
Dazu will der Report Denkanstöße für die politische Auseinandersetzung mit Gebäuden liefern, insbesondere in Bezug auf ihre gesundheitlichen Auswirkungen. "Den Fokus auf Gesundheit und Wohlbefinden zu stärken, ist zweifellos eine große Aufgabe", betont Lars Petersson, CEO der Velux Gruppe anlässlich der Vorstellung des Reports. "Wir müssen uns dem Thema jedoch dringend widmen – immerhin verbringen wir 90 Prozent unserer Zeit in geschlossenen Räumen. Wir müssen heute die Weichen stellen, um dafür zu sorgen, dass kommende Generationen in gesunden Gebäuden leben, lernen, arbeiten, spielen und sich erholen."
Politische Handlungsempfehlungen
- Entwicklung von Anforderungen, die über Energieeffizienz und Emissionsreduktion hinaus gehen.
- Etablierung einer klaren Definition von Innenraumqualität (IEQ) und Umsetzung der Vorgaben aus der EPBD, auch als Grundlage für Finanzierung, Planung und Sanierungskonzepte.
- Schaffung eines politischen Rahmens für die Anpassungsfähigkeit von Gebäuden an veränderte klimatische Bedingungen, inklusive intelligenter Gebäudetechnik.
- Entwicklung bindender Anforderungen für die Betrachtung von Treibhausgasemissionen über den Lebenszyklus von Gebäuden hinweg.
- Anstoßen von Initiativen für den Schutz der Biodiversität.
Gesunde Gebäude bergen Vorteile für Bevölkerung, Klima und Wirtschaft
Nachhaltige, resiliente und gesunde Gebäude wirken sich messbar positiv auf die psychische und physische Gesundheit aus. Höhere Leistungsfähigkeit in Klassenzimmern und an Arbeitsplätzen, sogar weniger Krankheitstage. Gezielte Sanierungsprogramme könnten nicht nur zu CO2-Einsparungen führen, sondern auch Arbeitsplätze in der Bauindustrie schaffen.
"Gesunde Gebäude sind eine Triple-Win-Strategie, die den Menschen in den Mittelpunkt der Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft stellt. Das Healthy Buildings Barometer bietet Entscheidungsträgern einen kohärenten Rahmen, der relevante Parameter zur Festlegung von Prioritäten erfasst", sagt Oliver Rapf, Executive Director des BPIE.
Gebäudebestand in Deutschland erfüllt Kriterien gesunder Gebäude nur bedingt
Allerdings ist der Gebäudebestand in Deutschland derzeit weit davon entfernt, diese Potenziale vollständig auszuschöpfen. Einer von drei Menschen in Deutschland lebt in einem Gebäude, dessen Innenraumluftqualität unter dem nationalen Standard liegt. Die Zahl der Menschen, die ihr Zuhause im Winter nur unzureichend heizen können, hat sich seit 2015 auf 8,1 Prozent fast verdoppelt. Insgesamt 7,1 Prozent der Menschen in Deutschland beurteilen ihr Zuhause zudem als zu dunkel. Mit einer Sanierungsquote von derzeit 0,7 Prozent ist zudem davon auszugehen, dass der Gebäudesektor seine Klimaschutzziele verfehlen wird.
Ganzheitlicher Ansatz für gesunde Gebäude: Integration von Klimaschutz und Gesundheit
Das Healthy Buildings Barometer liefert zum ersten Mal eine holistische Definition eines gesunden Gebäudes, die anhand eines Frameworks aus fünf Dimensionen die Auswirkungen von Gebäuden auf die Gesundheit von Nutzern einerseits und Auswirkungen auf das Klima andererseits miteinander verbindet und Wechselwirkungen betrachtet.
Auch in der Bevölkerung gibt es Unterstützung für eine ganzheitliche Gebäudepolitik. Das zeigt eine ergänzende, von Velux beauftragte Umfrage. 46,9 Prozent der Befragten sind überzeugt, dass der Gebäudesektor einen entscheidenden Beitrag für das Erreichen der Klimaziele leistet. Gleichzeitig wünschen sich 50,3 Prozent, dass bei der Planung und Sanierung von Gebäuden auch der Gesundheit von Nutzern mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.
Das vollständige Healthy Buildings Barometer ist unter www.velux.de/hbb online abrufbar. Weiterführende Informationen zum europäischen Healthy Buildings Barometer, auf dem diese deutsche Version basiert, gibt es unter healthybuildings.velux.com.