Wieder einmal hat man das Gefühl, der Markt laufe auf ein polnisches Unternehmen zu. 300 deutsche Händler beliefert Wiśniowski heute mit Toren und Zäunen – bald kommen Fenster dazu, und es werden mehr Points of Sale werden, tendenziell viel mehr.
40 Millionen Euro investiert das Familienunternehmen augenblicklich in die Verdoppelung seiner Produktionskapazitäten von 120.000 auf 230.000 Quadratmeter, wohlgemerkt bis 2019. Neben Zaunsystemen, Garagentoren/Türen aus Stahl, Türen aus Aluminium sollen bis dahin PVC-Fenster zur Range gehören, vorerst für den polnischen Markt, auf den 60 Prozent des 143 Millionen Euro-Umsatzes entfallen; auf die Frage, wann der Markteintritt in Deutschland geplant sei, zuckt Länderchef Michał Drąg höflich die Schultern, als wolle er sagen: Wir haben keine Eile. Dass das familiengeführte Unternehmen mit 1.700 Beschäftigten – gefragt, wie viele Mitarbeiter durch die gerade laufenden Industrie 4.0-Umstellungen dazukommen sollen, antwortet der Manager lapidar: „Je weniger, desto besser“ – strategisch die Trümpfe in seiner Hand sieht, gerade im Bauablauf, lässt er gleichwohl durchblicken: „Wer die Tore einbaut, kann auch die Fensterelemente ins Objekt liefern.“
Explizite Strategie für das Premiumsegment
Fest steht, dass Wiśniowski mit seiner Garagentorrange Prime und den Home Inclusive-Anwendungen als großer Somfy Kunde dem Trost, polnische Importeure besetzten vornehmlich die Billigschiene im Bauelementesektor, wieder einmal Hohn spricht. Zwischen 2013 und 2017 hat der Produzent seine Verkäufe um mehr als 80 Prozent gesteigert, liefert neben teils wegweisenden Produktentwicklungen aber auch clevere Unterstützungstools wie den Onlinekonfigurator AW Experts, mit dem der Fachhändler binnen 15 Minuten sein Angebot an den Endgebraucher raushaut und gleichzeitig die benötigten CAD-Skizzen erhält – und schleust per anno 500 Montageprofis durch seine mit allen Schikanen ausgerüstete Schulungseinrichtung.
Da kommt was auf uns zu
Da kommt was auf uns zu, dieser Gedanke ereilt den Besucher aus der deutschen Elementebranche ganz unwillkürlich in Anbetracht der offenkundig für riesige Mengen geplanten Fertigungskapazitäten anderthalb Busstunden vom Flughafen Krakau entfernt. Denn noch einmal: Wiśniowski brachte als Anbieter erstmals 60 Millimeter dick gedämmte Sektionaltorpaneele und Tore mit einem passivhaustauglichen Gesamtwärmedurchgangskoeffizient von 0,79 W/m2K auf den Markt, nicht die etablierten Player. Da kann man sich gut bescheiden geben. Auf die sicht+sonnenschutz-Frage im Exklusivinterview, ob die kommunizierten Expansionspläne als Kampfansage an Hörmann zu verstehen seien, sagt Vorstandsvorsitzende Krystyna Baran, als Unternehmen mit einer gerade 30-jährigen Geschichte wolle man sich nicht mit einem vor 80 Jahren gegründeten Marktbegleiter vergleichen.
sicht+sonnenschutz berichtete noch im Mai von einer Ende April unternommenen Presseausfahrt zum polnischen Torhesteller Wiśniowski, in deren Verlauf sich der Redaktion die Gelegenheit zu einem Exklusivinterview mit CEO Krystyna Baran und Deutschlandchef Michał Drąg bot.