Selve-Chef Andreas Böck im sicht+sonnenschutz-Exklusivinterview „Ziele: 60 Millionen Umsatz, eine höhere Rendite.“

Geschäftsführer Andreas Böck (49) hat im sicht+sonnenschutz-Exklusivinterview für den Lüdenscheider Antriebshersteller das Terrain abgesteckt: wachsen, womöglich auch durch Zukäufe, Geld verdienen, eigenständig bleiben.

Fingerzeig: Trotz einer im Verhältnis ansprechenden Rendite will Geschäftsführer Andreas Böck hier bei Selve weiterhin den Hebel ansetzen. - © Kober

sicht+ sonnenschutz: Herr Böck, für die FENSTERBAU FRONTALE in Nürnberg hatten Sie zahlreiche Kunden Ihrer polnischen Niederlassung am Stand erwartet. Wie gehen dort die Geschäfte?

Böck: Polen ist für uns ein wichtiger Markt der Zukunft. Während Selve gesamt 2015 um sieben Prozent auf 44 Millionen Euro gewachsen ist, haben wir mit Geschäftsführerin Katarzyna Kaczka in diesem Markt 15 Prozent zugelegt. Unser ehemaliger Einkäufer Hans W. Paul hat aber treffend formuliert: Umsatz ist was für Angeber, Gewinn etwas für Gewinner.

sicht+ sonnenschutz: Sie meinen, die Rendite hält mit der Entwicklung des Umsatzes nicht ganz Schritt.

Böck: Perspektivisch haben wir uns mittelfristig eine Umsatzgröße von 60 Millionen Euro sowie eine Erhöhung der Rendite um 50 Prozent zum Ziel gesetzt. Durch die Erhöhung der Belegschaft von 200 auf derzeit 230 Beschäftigte haben wir einen ersten Schritt getan, um dafür die Strukturen zu schaffen. Jetzt muss auf der Erlösseite etwas mehr passieren; denn unsere Gesellschafter – Selve ist bis heute in der Hand der Gründerfamilie – haben deutlich gemacht, dass das Unternehmen an diesem Standort weiter eigenständig bestehen bleiben soll.

sicht+ sonnenschutz: Also profitables Wachstum, wie es immer so schön heißt. Wie schaffen Sie das?

Böck: Es wird nicht möglich sein, das genannte Volumen nur rein mit organischem Wachstum zu erreichen. Wir sind daher immer mal wieder in Gesprächen, was mögliche Zukäufe angeht. Faktoren für solche Entscheidungen sind Synergieeffekte hinsichtlich Produktivität und Einkaufskonditionen sowie die Erschließung eines neuen Marktzugangs. Was die Rendite betrifft, prüfen wir ständig unsere Kosten und haben beispielsweise festgestellt, dass es durch flexiblen Mitarbeitereinsatz
Einsparpotenzial bei von uns beschäftigten Leiharbeitern gibt; das waren im vergangenen Jahr zehn zeitlich befristet tätige Personen bei 130 bis 140 Stellen im gewerblichen Bereich. Zur Erhöhung der Produktivität investieren wir in Handlinggeräte für die mannlose Bestückung und Entnahme bei unseren Spritzgussmaschinen. Im Werkzeugbau arbeiten wir mit eigenen Leuten an leistungsfähigeren Lösungen, so dass sich statt vier gleich acht oder zwölf Teile bearbeiten bzw. produzieren lassen. Dazu entwickeln wir mechanische und elektronische Lösungen für Kunden.

sicht+ sonnenschutz: Welchen Beitrag leistet das Produkt?

Böck: Schauen Sie auf die Automobilindustrie. Die schafft es immer wieder, durch technologischen Fortschritt höhere Preise durchzusetzen. Wir bringen jetzt einen Funkstick, der unseren Kunden Mehrwert bietet, weil er auf Basis von Commeo sicherstellt, dass sich unsere Motoren auch über Gebäudesteuerungen wie z.B. KNX oder Enocean
bedienen lassen. Wir beschäftigen bei Selve 30 Mitarbeiter in der Entwicklung, darunter sind viele Ingenieure. Das ist für ein Unternehmen wie unseres schon eine Größenordnung.

sicht+ sonnenschutz: Welche Investitionen stehen 2016 an?

Böck: Wir arbeiten am Thema eines modernen Lagers. Hierzu gibt es zwei Planungsvarianten, ich rechne mit einem Invest zwischen acht und zehn Millionen Euro. Die Lieferperformance für die nächsten Jahre auf höchstem Niveau zu gewährleisten, hat für uns eine sehr hohe Priorität, in Kürze steht eine finale Entscheidung mit den Ge -
sellschaftern an. Ansonsten würden wir zirka drei Millionen Euro in Maschinen, Werzeuge und die Infrastruktur investieren.

sicht+ sonnenschutz: Selve feiert dieses Jahr sein 150-jähriges Bestehen – wie?

Böck: Ganz wichtig war den Eigentümern eine Feier mit unseren Mitarbeitern. Am 17. September ist es so weit. Am 16. September steigt unser Kundenevent. Geplant ist eine Menge Action auf einer 15-Meter-Bühne, neben dem Auftritt einer Neun-Mann-Band haben wir einige Überraschungen vorbereitet – in einer sehr interessanten Location (lacht).
Reinhold Kober