Schadenfall 10-21 Wenn bei der Montage nicht alles im Lot ist

Nach mehreren Jahren in Betrieb war das Markisentuch fleckig und wellig geworden. Hatte der Kunde die Markise unsachgemäß bei Regen genutzt oder liegt dem Schadensbild ein Montagefehler des Fachbetriebs zugrunde? Darüber stritten beide Parteien vor Gericht.

Der Markisenkasten schließt nicht einheitlich: Von links, außen gesehen, zeigt sich zwischen Ausfallprofil und Kassette ein Spalt von sechs Millimeter. - © Hochmuth

Der Bauherr hatte einen regionalen R+S-Fachbetrieb beauftragt, an der Gartenseite seines Wohnhauses (EFH) eine motorbetriebene Kassettenmarkise mit den Maßen von 6.000 mal 2.500 Millimeter zu installieren. Nachdem die Anlage bereits mehrere Jahre in Betrieb war, bemängelte er, dass das Markisentuch fleckig und wellig geworden war.

Ausgangssituation

Das Schadensbild führte der Kunde auf die schlampige Arbeitsweise des Montagebetriebs zurück: Bereits seit dem Zeitpunkt der Lieferung sei der Markisenkasten im oberen Bereich undicht. Er weise einen Spalt von zwei bis drei Millimeter auf, über den Regenwasser und Schmutz eindringen können. Eine restlose Reinigung des Tuches sei nicht möglich. Die Imprägnierung sei ebenfalls beschädigt und die Lebensdauer des Markisentuches erheblich verkürzt.
Der Auftraggeber sah einen erheblichen Mangel und verlangte Nachbesserung vom ausführenden Betrieb. Dieser wies jede Schuld von sich: Die Flecken seien auf eine nicht sachgerechte Nutzung der Markise bei Regen zurückzuführen. Auch die Spaltbildung sei durch Ansammlung von Regenwasser auf dem Tuch verursacht, jedenfalls sei ein solcher Spalt systembedingt und stelle keinen erheblichen Mangel dar. Es kam, wie es kommen musste: Der Fall landete vor Gericht, das zur Klärung einen Sachverständigen hinzuzog.

Schadensbild und -Analyse

Beim Vor-Ort-Termin stellte der Sachverständige fest, dass der aus Markenacryl bestehende Markisenstoff am Ausfallprofil stark verschmutzt ist. Zwischen 320 und 620 Millimeter bildet sich in der linken und in der rechten Mitte jeweils ein Wassersack. Dies zeigt sich auch auf einem Foto, das der Hausbesitzer wenige Wochen zuvor gemacht hatte. Des Weiteren vermerkte der Sachverständige in seinem Gutachten, dass am Ausfallprofil der Markise der Stoff verschoben ist. Ferner sei das gesamte Ausfallprofil sehr schmutzig.
Worin liegt die Ursache für die festgestellten Schäden? Im Rahmen der Untersuchung fuhr der Sachverständige die Markise ein. Dabei stellte er fest, dass der Markisenkasten nicht einheitlich schließt. Von links, außen gesehen, zeigt sich ein Spalt von mindestens sechs Millimeter zwischen Ausfallprofil und Kassette. Über diesen Spalt treten Wasser und Schmutz in den Kasten ein und ziehen das Markisentuch in Mitleidenschaft.

Hintergrund

Der ausführende Betrieb hatte die Kassettenmarkise mit den Wandkonsolen an den bauseitigen, halbverdeckt in der Decke montierten Stahlplatten befestigt. Im oberen Teil verschraubten die Monteure die Konsolen durch das Holzbrett der Verkleidung hindurch mit den zehn Millimeter dicken Platten. Unten, wo die Stahlplatten über die Verkleidung hinausragen, nutzten sie Aluminium-Distanzrohre als Abstandhalter.
Das Problem: Die Distanzrohre sind etwas länger, als das Brett dick ist. Das führt zu einer ungewollten Keilwirkung an den Konsolen, so dass diese nicht lotrecht montiert sind. Hinzu kommt, dass bereits die bauseitigen Stahlplatten nicht exakt senkrecht ausgeführt sind. So ergeben sich Ungenauigkeiten: Die Klemmprofile schließen nicht flächenbündig ab – und auch der Markisenkasten schließt nicht einwandfrei.

Lösung

Der Sachverständige kam zum Schluss, dass die eingebaute Kassettenmarkise durch die nicht lotrecht montierten Konsolen mangelhaft ist. Durch den nicht fachgerechten Einbau der Befestigungskonsolen schließt der Markisenkasten im eingefahrenen Zustand nicht einheitlich, es entsteht ein Spalt von sechs Millimeter. Über diesen Spalt gelangen Wasser und Schmutz in den Kasten und auf das Markisentuch. Ebenso ist das Markisentuch nach links verschoben. Unter diesen Umständen sei das Tuch auszubauen und durch ein neues zu ersetzen.
Zu den Ausführungen des Fachbetriebs, die dieser gegenbeweislich vorgebracht hatte, erläuterte der Sachverständige, dass die Flecken auf dem Stoff in der Tuchmitte durch Regenwasser entstanden sein könnten, das sich beim Einlaufen der Markise gesammelt habe. Die Verschmutzung im Bereich des Ausfallprofils sei dagegen auf das nicht sachgerechte Schließen des Markisenkastens zurückzuführen. Bei fachgerechter Montage würde der Motor das Ausfallprofil ohne Spaltbildung schließen, so dass es nicht zu Wasser- und Schmutzeintritt gekommen wäre.
Matthias Metzger