Schadensfall 9/2017 Viel mehr Fehler gehen auf keine Kuhhaut

Manchmal entpuppen sich eigentlich klare und einfache Aufträge als vollendetes Desaster für den Kunden und das ausführende Montageunternehmen. Hier lesen Sie, welche eklatanten Fehler ein Fachbetrieb besser vermeidet und wie er danach den Auftraggeber glücklich macht.

Der montierte Rollladen wellte sich unten nach innen, weil der Unternehmer den Behang für die Last zu dünn gewählt hatte. - © Santner

Die Anfrage des Endkunden hörte sich wie eine schöne, klare Sache an: In einer Wohnanlage sollte der Unternehmer Rollladenbehänge mit Elektroantrieben inklusive eines Funkempfängers und Insektenschutzes in Rollladensturzkästen einbauen. Zum Zeitpunkt des Aufmaßes und der Angebotserstellung hatten die Vorgewerke auf der Baustelle die Fensterlaibungen, Fensterbänke und Terrassenböden fertiggestellt. Die Einbausituation schien mithin völlig klar.

SCHADENSBILD

Nach dem Einbau traten allerdings einige Probleme auf, die dem Auftraggeber sauer aufstießen. Deshalb beauftragte er einen Gutachter. Bei der Bestandaufnahme vor Ort fielen dem Sachverständigen sofort kritische Punkte auf. Der Rollladenbehang kippte unten aufgrund zu hoher Last komplett nach innen bis an die Insektenschutz-Schiebetür und eine dahinter befindliche Tür. Zudem hatte sich die Schürze des Sturzkastens verformt. Im Schlafzimmer schloss der Rollladen nicht vollständig, deshalb fiel Licht in das Innere des Gebäudes. Führungsschienen für den Rollladen am Fenster hatten die Monteure zu kurz und in unterschiedlicher Länge montiert. Verschiedene zu große Toleranzen schmierten die Arbeiter mit Silikon zu.

HINTERGRUND

Beim Einbau der Rollläden weckten die Stemmarbeiten der Monteure Misstrauen beim Endkunden, weil bei den Nachbarn im Gebäude keine ähnlichen Aktionen nötig waren. Auch ein Blick auf das Angebot machte den Auftraggeber misstrauisch: Der Unternehmer hatte einen Vorsatz-Rollladen mit 37 Millimeter Profildeckbreite kalkuliert und auf Nachfrage des Bauherrn versichert, das gehe schon in Ordnung.

SCHADENSANALYSE

Weil der Betrieb einen Vorsatzrollladen mit Putzschiene ohne Putzträger und Kastengrößen von bis zu 170 Millimeter einsetzte und der Sturzkasten nur 150 Millimeter Platz bot,
stemmten die Monteure den Kasten auf und schwächten damit die Schürze des Sturzkastens. Als weiteres Highlight hatten die Arbeiter einen Rollladen in einer Größe von 3.260 mal 2.330 Millimeter eingebaut, obwohl die maximale Breite des Rollladenprofils nach Herstellerangaben bei 2.500 Millimeter lag. Deshalb verformte sich der Behang. Im Kastenbereich hatten die Monteure einen Spalt mit Silikon ausgefüllt, um die zu geringe Breite des Behangs zu kompensieren. Einen weiteren Spalt zwischen Vorbau- und Sturzkasten versuchten sie auf die gleiche Weise zu kaschieren.

LÖSUNG

Trotz der zahlreichen Fehler des ausführenden Betriebs blieb der Kunde auf den Kosten für die Sanierung sitzen, weil ihm das Prozessrisiko zu hoch erschien. Letztlich hätte ein Fachbetrieb das System komplett neu installieren und die dabei maximalen Größen beachten müssen. Der vermeintlich günstige Kauf mit dem um ein Drittel niedrigeren Angebot entpuppte sich nachträglich als Pleite.