Auswirkungen der Krise Umfrage: Handwerksbetriebe immer stärker belastet

Fast alle Handwerksbetriebe in Baden-Württemberg sind durch gestiegene Energiekosten und anhaltende Lieferausfälle stark belastet. Das zeigt eine Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) zur geopolitischen Krisensituation.

Mehr als 60 Prozent der Betriebe melden Umsatzausfälle, fast jeder fünfte Betrieb beklagt Liquiditätsschwierigkeiten. - © Dirks

Mehr als 60 Prozent der Betriebe melden Umsatzausfälle, die direkt oder indirekt auf den Krieg in der Ukraine zurückzuführen sind. "Fast jeder fünfte Betrieb meldet inzwischen Liquiditätsschwierigkeiten, das besorgt uns enorm", teilt der Baden-Württembergische Handwerkstag mit. "Gleichzeitig bestätigt die Umfrage unsere Einschätzung, dass bisherige Hilfsprogramme für das Handwerk entweder nicht greifen oder sie schlicht nicht vor Ort bei den Betrieben bekannt sind." Hier müsse die Politik schnell nachbessern, denn die Lage werde jeden Tag dramatischer. Die Forderung des Verbands: "Wir brauchen jetzt Härtefallhilfen, die sofort entlasten, keine Maßnahmen, die erst irgendwann in der Zukunft wirken. Deshalb muss die aktuelle Ankündigung des Bundes, direkte Zuschüsse zu gewähren, auch umgehend umgesetzt werden."

Umsatzrückgänge von 17 Prozent

Im Schnitt lag der Umsatz laut der Umfrage 17 Prozent unter dem erwarteten Umsatz für dieses Jahr. Hauptgründe für die Rückgänge sind eine zunehmende Kaufzurückhaltung der Konsumenten, Auftragsstornierungen infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiekosten sowie Einschränkungen bei Produktion und Auftragserbringung infolge gestiegener Beschaffungs- und Energiepreise.

91 Prozent der Handwerksbetriebe berichten von einem Anstieg ihrer Energiekosten seit Jahresbeginn – im Durchschnitt gebe es eine Erhöhung um 70 Prozent. Drei Viertel der Versorgungsunternehmen haben nach Angaben der Betriebe bereits die Bezugspreise für Strom und Erdgas erhöht bzw. Erhöhungen angekündigt (75 Prozent); zehn Prozent haben sogar Verträge gekündigt.

Nur drei Prozent der Betriebe können ihre gestiegenen Kosten unmittelbar und umfassend an ihre Abnehmer weitergeben, 67 Prozent immerhin anteilig. Aber: 30 Prozent können die höheren Energiekosten aktuell gar nicht an Kunden weitergeben. Dies liegt laut den Betrieben insbesondere an der Zahlungsbereitschaft der Kunden, einer hohe Wettbewerbsintensität oder der Preisbindung durch bestehende Verträge.

Lieferketten weiterhin gestört

Auch die Betroffenheit im Handwerk durch gestörte Lieferketten und stark gestiegene Beschaffungspreise bleibt der Umfrage zufolge unverändert hoch – beinahe neun von zehn Betrieben leiden darunter. In der Folge seien bestehende Aufträge für die Betriebe unwirtschaftlich und es komme zu Verzögerungen bei der Erfüllung von Aufträgen oder gar Auftragsstornierungen aufgrund von Materialengpässen.