Branchentreff und Vorschriftenbörse Tür- und Tortage: Nach der Norm ist vor der Norm

Subjektiv könnte man das Gefühl haben, gerade die Torbranche hetzt von Verordnung zu Verordnung. Dennoch kritisieren bei den Rosenheimer Tür- und Tortagen die Referenten, anstehende Normen ließen zu lange auf sich warten.

260 Teilnehmer haben sich für die Tür- und Tortage angemeldet. - © Kober

Diesen Sound hat der sicht+sonnenschutz-Reporter noch vom vorgeschalteten Exklusivinterview mit Institutsleiter Prof. Ulrich Sieberath im Ohr. Bereits der Normenprofi hatte darauf hingewiesen, Regelsetzung zementiere keineswegs per se den Status quo, das zeigten gerade die Erfahrungen dieser Branche. Tatsächlich haben sich Anforderungen an Tore in den zurückliegenden zehn bis 15 Jahren verändert, angefangen von der Wärmedämmung und den sog. Offenzeiten über die Verbreitung von Sectionaltoren auch im privaten Anwendungsfall Garage bis hin zu zeitgemäßen Steuerungslösungen. Die Produktnorm Tore DIN EN 13241-1 hat solche Vorgaben formuliert und entsprechende Leistungsmerkmale beschreibbar gemacht.

Wo bleibt die Norm?

So stellen nicht nur die ift-Referenten Ingo Leuschner und Christian Kehrer zu Beginn der zweitägigen Veranstaltung heraus, Regelungen etwa hinsichtlich der maximal zulässigen Verformung von Türblättern ließen (zu lange) auf sich warten – und der Harmonisierungsstau bei Baubeschlägen sei nicht zu übersehen. Siegenia-Mann Jürgen Meinhardt, als stellvertretender Obmann des Spiegelausschusses Schlösser und Beschläge auf Du und Du mit Technical Committees und Working Groups, stellt dar, dass die im Official Journal of the European Union (OJEU) – einer Art Amtsblatt der EU – veröffentlichten Normen aus dem Geltungsbereich von TC 33 für Türen, Tore, Fenster, Abschlüsse, Baubeschläge, Vorhangfassaden noch auf die Bauproduktenrichtlinie zurückgehen, wohingegen der Nachfolger BauPVo längst schon wieder hinterfragt werde.

Prof. Sieberath zu den Rosenheimer Tür- und Tortagen

© Holzmann Medien

Kommen mechatronische Beschläge?

Ebenfalls Handlungsbedarf besteht laut Kehrer im Bereich der mechatronischen Beschläge. Zwar hat man als Außenstehender den Eindruck, gerade in der Entwicklung der Beschlagtechnik sei die Innovationsdichte zuletzt nicht die höchste; doch wer weiß: Vielleicht bedarf es ja tatsächlich des Impulses aus dem Normungsgremium. Jedenfalls erwartet der Leiter der ift-Zertifizierungsstelle "stabile Entwürfe" einer in der Überarbeitung befindlichen EN 1627 ff., die dann auch mechatronische Neuerungen einschließen bzw. auf den Weg bringen soll.

sicht+sonnenschutz veröffentlichte in seiner Juniausgabe ein mehrseitiges Exklusivinterview mit ift-Boss Prof. Ulrich Sieberath sowie natürlich die Nachberichterstattung zu den vor Ort verfolgten Tür- und Tortagen; auf der Webseite finden Sie die Videofassung des Gespräche mit dem Institutsleiter.