Wie Sie natürliches Licht für Ihre Kunden optimal in Szene setzen Tageslichtplanung: Auf die richtige Mischung kommt es an

Wie viel Tageslicht ist eigentlich gesund und was ist bei der Planung und Umsetzung von Tageslichtprojekten entscheidend? Antworten auf diese Fragen lieferte Andreas Danler von der renommierten Lichtakadamie Bartenbach bei einem Seminar im Haus der Architekten in Stuttgart.

Um Lichtgestaltung wie hier in der Stadtbibiliothek Augsburg, wo eine von Bartenbach entwickelte Lichttrompete den Tageslichteintrag lenkt, geht es in einem zehntägigen Intensivseminar. - © Peter Bartenbach

Es steht jeden Tag aufs Neue zur Verfügung, kostet nichts und beflügelt Körper und Geist. Tageslicht ist damit ein wesentlicher Faktor für unsere Gesundheit. Obendrein spart der Ein -
satz von natürlichem Licht Energie, die anderenfalls für Kunstlicht aufgewendet werden muss. „Licht und Gesundheit rücken als Themen immer stärker in den Fokus. Aber leider werden all diese positiven Eigenschaften von Tageslicht bislang viel zu wenig genutzt“, berichtete der Referent aus Österreich aus seiner 25-jährigen Erfahrung in der Arbeit mit Tageslicht. Lediglich bei Bauvorhaben, die eine Zertifizierung nach LEED oder DGNB anstreben, spiele das Thema über die geltende Norm hinaus eine angebracht wichtige Rolle. Danlers Zuhörer sind allesamt junge, aber auch etablierte Architekten, die sich fortbilden möchten zu diesem hochaktuellen Thema. Eine von ihnen ist Jutta Eiberger. Sie arbeitet in der Stuttgarter Niederlassung des österreichischen Raumkonzepte-Unternehmens Bene und sagte im Gespräch mit sicht+sonnenschutz, dass sich ihrer Erfahrung nach immer mehr
Arbeitgeber über die Gestaltung der Arbeitsplätze in ihren Unternehmen Gedanken machen, um Mitarbeitern langfristig ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten und sie so an sich zu
binden. „Dabei spielen auch das Thema Licht am Arbeitsplatz und somit auch möglichst viel Tageslichtnutzung eine große Rolle. Allerdings kommt dabei heutzutage das Zusammenspiel mit Sonnenschutz noch viel zu kurz“, sagte Eiberger; eine Einschätzung, die Seminarleiter Danler bestätigte: „Es gibt keine Norm, die sich mit dem Zusammenspiel von Sonnen- und Blendschutz in Kombination mit Tageslicht beschäftigt.“ Tageslicht sei gleichzusetzen mit Raumqualität, doch in 90 Prozent der Fälle gehe es um die Vermeidung von zu viel Sonnenenergie. „Deshalb brauchen wir mehr Spezialisten, die das Thema professionell betrachten“, forderte der Experte und empfahl sowohl seinen Zuhörern als auch Verarbeitern von Sicht- und Sonnenschutz-Produkten, sich zu diesem Thema gezielt weiterzubilden. Nach Aussage Danlers kommt es bei der Tageslichtplanung auf folgende fünf
Gesichtspunkte an:
• Tageslichtmenge
• Tageslichtverteilung
• Sonnenschutz (Energieeintrag)
• Blendschutz (Bildschirmarbeit)
• Bezug zu draußen (Transparenz)

So viel Tageslicht ist gesund

„Wichtig für die Tageslichtplanung ist, dass Sie zwischen bedecktem Himmel und Sonne bei Ihrer Arbeit unterscheiden“, betonte der Experte. Entscheidend seien ferner die Tatsachen,
dass Tageslicht dynamisch ist und im Verlauf eines Tages die Lichtfarbe, die Intensität und ebenfalls die Lichtmenge variieren. Diese Dynamik steuere wiederum den Hormonhaushalt und synchronisiere die innere Uhr des Menschen. „Ein wichtiger Indikator bei der Tageslichtplanung ist der Tageslichtquotient.“ Ihn richtig zu betrachten, sei maßgebend. „Ein TQ von fünf bis zehn Prozent ist für einen Raum mit weitgehend ausschließlicher Tageslichtnutzung ideal, sofern keine anderen Faktoren, zum Beispiel Konservatorik im Museum, dagegensprechen“, erläuterte Danler. Für Räume mit Seitenbelichtung sei es im Vergleich dazu oft schwierig, diesen genannten Quotienten zu erreichen. „Zumindest
ein TQ von drei Prozent in der Arbeitszone sollte aber trotzdem angestrebt werden.“ Natürlich müssten Planer stets beachten, dass der mit den genannten Werten tagesbelichtete
Raum auch die anderen Tageslichtkriterien, vor allem Blend- und Sonnenschutz, erfülle. Und vor allem: „Höhere Tageslichtquotienten als zehn Prozent können, auch wenn
Blendschutz und Sonnenschutz passen, durchaus nachteilige Auswirkungen haben, zum Beispiel auf Bildschirmarbeitsplätze oder im Shopping Center.“ Fazit: Bei der Tageslichtplanung kommt es auf eine ausgewogene Mischung an.

Kerstin Pätzold