Innovative Lösungen für Sicht- und Sonnenschutz Studenten entwickeln smarte Fassadenelemente

Die Techtextil hat den Studentenwettbewerb Textile Strukturen für neues Bauen 2017 ausgelobt. sicht+sonnenschutz stellt zwei besonders interessante Entwicklungen vor.

Die dreieckigen Membranelemente steuert der Nutzer elektronisch. - © Luani Costa

Luani Costa von der Universität Minho in Portugal hat ein adaptives Fassadensystem entwickelt, das aus dreieckigen Membranelementen besteht. Diese öffnet und schließt der Anwender einzeln oder in ihrer Gesamtheit als Reaktion auf die jeweiligen Umgebungsbedingungen wie Wind, Regen und Sonneneinstrahlung.

Die Elemente bestehen aus FRP (Fiber Reinforced Polymer), welches laut Costa große Widerstandsfähigkeit und Flexibilität aufweist. Die Elemente, die in geschlossenem Zustand eine ebene Fläche bilden, kann der Anwender durch einen in jedem Segment verbauten elektromotorischen Spindelantrieb verbiegen und somit teilweise öffnen. Jedes Fassadenelement in der Form eines Dreiecks hat hierzu an zwei Rändern und in der Mittelachse in die Membrane eingearbeitete elastische Stäbe.

Costa sagt auf Nachfrage von sicht+ sonnenschutz, dass die Elemente außen vor die Fenster oder über Dächern montiert werden könnten. Auf diese Weise schützten die dreieckigen Elemente Gebäude vor Überhitzung, dienten als Blendschutz und hielten Regen und Wind ab.

Malu Lücking, Rebecca Schedler und Jack Randol von der Kunsthochschule Berlin Weißensee haben ein System aus Basaltfasern entwickelt, das sich in die Fassade integrieren lässt. Beim Shifting Stone handelt es sich um zwei mustergleiche Schichten des Gewebes, die mit Formgedächtnis-Drähten verbunden sind. Stehen diese zueinander parallel, lassen sie relativ viel Licht in den Raum. Legt der Anwender eine Spannung auf den Draht, verschieben sich die beiden Gewebeschichten und lassen weniger Licht hindurch.

Draht mit Gedächtnis

Das System könne als Sicht- und Sonnenschutz in Fassaden integriert werden und habe auch einen kühlenden Effekt, da das Gewebe Hitze absorbiere.
Die Funktionalität stand bei der Entwicklung aber gar nicht im Vordergrund, sagt Malu Lücking: „Wir studieren Textil- und Flächendesign, deshalb war uns die Optik sehr wichtig.“ Die Studentengruppe fing an, mit dem Basaltgewebe zu experimentieren. Sie entfernten einzelne Stellen im Gewebe und bemerkten, dass es so vor einem Fenster interessante Schattenspiele erzeugt. „Wir sagten uns: Das schaut gut aus.“ Im zweiten Schritt arbeiteten die Studenten an der Funktion. Sie produzierten eine formgleiche zweite
Schicht und verbanden diese mit den Formgedächtnis-Drähten. „Unsere Vision ist, dass wir das Produkt zu einem selbstaktiven System weiterentwickeln“, sagte Lücking. Zu einem solchen würde es, wenn es an eine Solarzelle angeschlossen wird. Bei einem definierten Grenzwert an Sonneneinstrahlung würde diese dann die Spannung anlegen
und die Schichten steuern.