Torforum auf der R+T digital Sicher, vernetzt, automatisiert

Auf der R+T digital hielten am Tag des Handwerks verschiedene Experten Vorträge rund um das Thema Tore. Im zweiten Teil ihres Rückblicks stellt sicht+sonnenschutz vor, was es Neues bei den Themen Digitalisierung, Einbruchhemmung und Automation gibt.

Vor Ort auf dem Messe gelände der R+T wurden Vorträge und Diskussions runden live gestreamt. - © Messe Stuttgart

Der dritte Tag der R+T digital war dem Handwerk gewidmet. Als zentrale Sessions standen das Torforum sowie das Smart Home Forum auf der Agenda. Das Torforum moderierten Dr. Claus Schwenzer, ehemaliger Vorsitzender des Bundesverbands Tore (BVT), sowie Dr. Ines Marbach. Interessierte können noch bis zum Beginn der R+T 2022 alle Vorträge auf der Online-Plattform nachträglich ansehen.

POTENZIALE FÜR DIE TORINDUSTRIE


Der zweite Vortrag im Rahmen des Torforums, gehalten von Michael Hesse von GfA Elektromaten, drehte sich um das Thema Internet of Things (IoT) und die daraus resultierenden Potenziale für die Torindustrie. „Menschen kommunizieren über Netzwerke und Clouds wie Alexa“, erklärte Hesse zu Beginn seines Vortrags. „Im Bereich der Torindustrie ist das fast noch ein Stiefkind.“ Er führte weiter aus, dass entsprechende Netzwerke und cloudbasierte Plattformen Voraussetzungen für solche IoT-Technologien seien, da dort Echtzeit-Ergebnisse gewonnen würden, die zur digitalen Transformation beitragen. Auch die Vernetzung von Gebäuden schreite rasant voran – mithilfe des Internets. Die Verbindung erfolge hardwareabhängig über LAN, Funk oder autark. „In der Tür- und Torindustrie gibt es verschiedene Geräte, die mit dem Internet verbunden sind – teilweise auch im Antrieb integriert“, erklärte Hesse weiter. Die Daten würden in regelmäßigen Abständen abgefragt oder melden dauerhaft ihren Status.

IOT VEREINFACHT FEHLERSUCHE UND REPARATUR


„Der Endverbraucher hat in der Regel ein funktionsfähiges Tor, das sich öffnet und schließt“, sagte Hesse. Erst bei einem Fehler oder wenn der Betrieb nicht reibungslos funktioniere, komme IoT ins Spiel, etwa indem die Reaktion eines Fachhändlers ausgelöst wird. Das bedeutet nach Aussage von Hesse, dass sich ein Fehler bereits im Vorfeld analysieren, bewerten und zeitlich einordnen lasse. „Im Tor wird ein Diag nosetool zur Verfügung gestellt und der Fachhändler kann relativ entspannt zur Reparatur fahren“, erklärte der Experte. „Außerdem gibt es auch Fehler, die keine Anfahrt benötigen. Diese lassen sich über den Support beheben.“ Das eröffne dem Fachhändler komplett neue Möglichkeiten. Auch in puncto Datensicherheit ist Hesse zuversichtlich. „Es müssen lediglich die Regeln der Datenschutzrichtlinien eingehalten werden. Ob der Nutzer Daten teilen will, liegt dann in seiner eigenen Hand.“

EINBRUCHHEMMUNG MIT NEUEM REGELWERK

Olaf Heptner vom Bundesverband Antriebs- und Steuerungstechnik. Tore (BAS.T) hielt einen Vortrag zur neuen DIN/TS 18194. Das Regelwerk behandelt die Einbruchhemmung von Toren. Heptner legte sein Augenmerk auf die Entstehung der Norm und welche Anforderungen wichtig waren. Die Motivation, das Regelwerk zu erarbeiten, war, dass gerade in der Industrie Einbruchschutz eine große Rolle spiele, etwa bei Logistikzentren, es aber bislang keine eindeutigen Prüfverfahren gegeben habe, um den Einbruchschutz sicherzustellen. Die EN 1627 ff. lasse sich nicht auf das Produkt Tor anwenden. Das Problem sei auf europäischer Ebene bekannt und werde seit Langem im entsprechenden Normungs gremi um diskutiert. Da dies laut Heptner nicht zielführend gewesen sei, hatte Deutschland, konkret der Industrieverband TTZ in Zusammenarbeit mit dem TÜV, bereits 2008 auf nationaler Ebene eine Richtlinie für den Einbruchschutz von Garagentoren erarbeitet.
Die TTZ-Richtlinie habe die Branche einen ersten Schritt weitergebracht, da die Prüfung durch eine neutrale Stelle (TÜV) erfolgen konnte. Der TÜV nahm seitdem auch die Klassifizierung und Erstellung des Zertifikats vor – jedoch nur auf nationaler Ebene, da dies keine Zustimmung auf europä i scher Ebene fand. Deswegen wurde versucht, eine neue Richt linie zu erarbeiten, die sich auch auf europäischer Ebene durchsetzen könne – die DIN/TS 18194. „Mit der DIN/TS 18194 wurden erfolgreiche Anwendungsregeln für den Einbruchschutz von Toren erarbeitet“, sagte Heptner. Diese wurde von Torherstellern, Torverbänden, Prüfstellen sowie durch das bayerische Landeskriminalamt erarbeitet. „Die DIN/TS 18194 gilt ausschließlich für Tore, die nach EN 13241 zertifiziert sind“, erklärte Heptner. Folgende Inhalte sind wichtig:
• Versagenskriterium ist eine durchgangsfähige Öffnung.
• Der statische/dynamische Einbruchsversuch orientiert sich an den Produktgruppen 1 bis 3 gemäß der DIN 1627 ff.
• Der manuelle Einbruchsversuch wurde im Vergleich mit der DIN 1627 ff. mithilfe definierter Angriffspunkte erweitert und weist nun besondere Anforderungen für die Klassen RC1N und RC2N auf.
„Wir sind froh, dass wir nun ein Dokument haben, welches eindeutige Kriterien definiert“, sagt Heptner weiter. „Der erste Schritt ist national gemacht, danach sollte der europäische Schritt erfolgen.“ Es sei aber keine Eile geboten. „Hersteller und Prüfstellen sollen mit der vorliegenden DIN/TS 18194 erst mal Erfahrungen sammeln.“

SENSORIK FÜR AUTOMATISCHE TÜRSYSTEME


Abschließend referierte Christoph Schlott, BBC Bircher Smart Access, zum Thema Sensorik für automatische Türsysteme – Entwicklungen und Stand der Technik. Schlott betonte, dass automatische Türsysteme einem sicheren und komfortablen Eintritt dienen würden und dieser Bereich sehr von Normen geprägt sei. In der Vergangenheit habe sich hier aber auch viel getan. Des Weiteren gab er einen kurzen Einblick in die Arbeit des Fachverbands Türautomation (FTA) und stellte die Ansprüche an automatische Türsysteme vor, die Personensicherheit, Barrierefreiheit, einfache Zugänge zu Gebäuden, Hygiene, Komfort, Wartung und Reparatur um fassen. „Der Anspruch ist, dass sich das System einfach warten und reparieren lässt und ein einfacher Zugang dazu existiert“, sagte Schlott. Dabei gelte in der EU die EN 16005 bei kraftbetätigten Türen sowie im deutschen Raum die Richtlinie über automatische Schiebetüren in Rettungswegen und die technische Regel für Arbeitsstätten, um für Sicherheit am Arbeitsplatz zu sorgen.

VERNETZUNG AUCH IN ZUKUNFT WICHTIG


Schlott zeigte auf, wie sich die Sensorik für automatische Türsysteme entwickelte, angefangen bei den Schaltmatten und den ersten Lichtschranken. Weiter ging er in seinem Vortrag auch auf Radarsensoren und Taster ein. Gerade Taster seien ein wachsender Bereich in der Türsystematik. „Triangulations licht taster und ToF-Sensorik sind eine neuere Entwicklung“, betonte Schlott. „Die Sensorik ist für die genauere Erfassung von Personen und Objekten, Sicherheit und Komfort, adaptive Türsteuerung und die Erfassung von Daten für Smart-Building-Anwendungen zuständig.“ Die Zukunfts frage laute: Wie kann man zukünftig Netzwerke miteinander verbinden? Dabei gehe es seiner Meinung nach darum, die Vernetzung von technischer Gebäudeausrüstung, moderne Schnittstel len, drahtlose Signalübertragung, Bedienung via App sowie Smart-Building-Anwendungen zu erschließen. Zu diesem Thema hat der FTA einen Flyer mit wissenswerten Informationen erstellt.