Schadensfall 05-06/2020 Schraube zu kurz, Markise beschädigt

Die Befestigung von Sicht- und Sonnenschutzprodukten gehört zum kleinen Einmaleins von R+S-Handwerkern. Erfolgt diese nicht fachgerecht, wird es für den ausführenden Betrieb schnell teuer – wie im vorliegenden Fall bei der Montage einer Aufdach-Wintergartenmarkise.

Die Befestigungshalter sind direkt auf der Deckleiste des Glases montiert. Alle auftretenden Kräfte drücken dadurch auf das Glas. - © Hochmuth

Der private Bauherr hatte an sein Wohnhaus einen Wintergarten anbauen und auf dessen Dach zur Verschattung eine Wintergartenmarkise anbringen lassen. Während im linken Drittel, das als Kaltdach genutzt wird, eine Einzelanlage montiert ist, kommt im als Wintergarten genutzten Teil eine gekoppelte Anlage zum Einsatz. Mit der Ausführung war der Auftraggeber nicht zufrieden. Nach seinen Angaben funktionierten die Markisen beim Ausfahren nicht ordnungsgemäß. Da er sich mit dem beauftragten Fachbetrieb nicht einigen konnte, landete der Fall vor Gericht.

SCHADENSBILD

Beim Vor-Ort-Termin stellte der hinzugezogene Sachverständige fest, dass die eingebauten Wintergartenmarkisen lotrecht montiert waren und der Fachbetrieb sämtliche in der Montageanleitung vorgeschriebenen Abstände eingehalten hatte. Auffälligkeiten zeigten sich allerdings beim Testlauf: So war bei allen Anlagen das Markisentuch an der Verbindung zur Endleiste verschoben. Beim Aufrollen bildete sich eine Wickelfalte. Was der Sachverständige darüber hinaus festhielt: Während der Fachbetrieb an der gekoppelten Anlage das alte, anfällige Zugsystem mittels des herstellerseitig gelieferten Austausch-Kits durch das neue System des Markisen-Lieferanten ersetzt hatte, befand sich in der linken Markise weiterhin das ursprüngliche System.
Das – im wahrsten Sinn – tiefer liegende Problem machte der Sachverständige indes an den Befestigungshaltern für die Führungsschienen der Markisen aus. Diese waren nicht fachgerecht gemäß den anerkannten Regeln der Technik verankert. Dadurch und durch den schon verschobenen Markisenstoff werden die Wintergartenmarkisen beim Ausfahren aus der seitlichen Führungsschiene gedrückt. Es kommt zu Schäden an den Markisen und dem darunter befindlichen Glas.

HINTERGRUND

Auf den Holzbalken des Wintergartens ist Zweifach-Sicherheitsglas aufgelegt und mittels einer Dichtschiene und einer Deckleiste verklemmt. Auf dieser Deckleiste verschraubten die Monteure die Halterungen für die Führungsschienen. Die Verbindung besteht allerdings nur mit der Deckleiste, nicht mit dem darunterliegenden Holzbalken. Alle auftretenden Kräfte drücken dadurch auf das Glas. Darüber hinaus gewährleisten die eingesetzten Schrauben keine ausreichende Stabilität.

SCHADENSANALYSE

Nicht nur war die Dicke der Schrauben mit sechs Millimeter für den Durchmesser der Lochöffnungen mit neun Millimeter falsch gewählt; es entstand so keine formschlüssige Verbindung. Auch waren die Schrauben zu kurz und zu schwach. Mit den Maßen von sechs mal 30 Millimeter (Befestigungstiefe 16 Millimeter) nehmen diese nur eine Kraft von 90 Newton auf. Die an den Wintergartenmarkisen aufkommenden Wind- und Sog-Kräfte können infolgedessen nicht auf die Schrauben abgetragen werden. Die Folge: Durch die auftretenden Kräfte lösen sich die Halterungen und wackeln. Gegebenenfalls reißen die Schrauben ab. Zudem kommt es durch die direkte Befestigung der Halter auf der Deckleiste zu Beschädigungen am Glas. Dass die einzelnen Befestigungshalter bei Sonneneinstrahlung aufgrund der zu schwachen Kraftaufnahme der Schrauben und der falsch gewählten Schraubendicke kippen, ergibt sich dem Sachverständigen zufolge auch aus dem vorgefundenen Schadensbild am Markisenstoff.

LÖSUNG

Der Sachverständige kam zum Schluss, dass alle vorhandenen Schraubverbindungen zu entfernen und durch eine Verbindung mit Stockschrauben M8 zu ersetzen seien. Diese
können eine Kraft von 386 Newton aufnehmen und sind nicht mit der Glas-Deckleiste verschraubt, sondern geben die Kraft direkt auf den unteren Holzbalken ab. Des Weiteren
muss der Markisenstoff ausgebaut und durch einen neuen ersetzt sowie das Zugband an der linken Wintergartenmarkise ausgetauscht werden. Insgesamt veranschlagt der Sachverständige die Kosten für die Instandsetzung der Wintergartenmarkise überschlägig mit 2.756,04 Euro inkl. MwSt.