Schadensfall Prüfen Sie, was Ihnen Vorgewerke und Planer hinterlassen

Ein etwas kurioser Fall zeigt, dass sich die Gutmütigkeit des Handwerkers bei Planungsfehlern und mangelhafter Vorleistung nicht auszahlt. Um hohe Folgekosten zu vermeiden, sollten Sie die Situation auf der Baustelle kritisch prüfen.

Der Rollladenpanzer saß nicht richtig in den Führungsschienen. Die Endleiste ließ sich von Hand aus den Schienen klappen. - © Rinn

Im neu erstellten Anbau eines Bürogebäudes hatte das Rohbauunternehmen sog. Einbau- bzw. Sturzkästen eingebaut. Diese hatten keine seitliche Auflage: Sie waren innen genauso breit wie die lichte Öffnung der Laibungen – zum Teil sogar schmaler. Darüber hinaus schaffte es der Rohbauer, Moniereisen so in die Kästen hineinzubasteln, dass diese den Lauf der Rollläden später zwangsläufig behindern würden.

VIELE KÖCHE VERDERBEN DEN BREI

Dann kam der Fensterbauer und setzte seine Fenster samt Rollladenführungsschienen – und zwar so, dass die Schienen ganz weit außen lagen und so eine maximale Behangbreite der Rollläden erforderlich machten. Der Verputzer zeigte sich zumindest beim Innenputz nicht kleinlich und gönnte den Laibungen einen ordentlich dicken Putzbelag, was die Breite der Innenlaibung deutlich reduzierte.

Jetzt machte sich der Rollladenbauer ans Werk: Er maß die Rollläden von außen auf und lieferte Rollladenpanzer in der richtigen Breite. Nur konnte er sie zunächst nicht einbauen. Erstens waren die Innenlaibungen zu eng, um die Rollläden einzuwerfen. Zweitens wären diese Rollläden unweigerlich an den Motorlagern sowie an den Gewindebolzen der Kugellagerschalen hängen geblieben – ganz abgesehen von den Moniereisen, die in die Kästen hineinragten. Spätestens hier hätte er eine Behinderungsanzeige anbringen und nach Hause gehen sollen. Er machte sich aber dennoch ans Werk.

SCHADENSBILD

Tatsächlich liefen die Rollläden nach den Umbaumaßnahmen und alle Beteiligten waren zufrieden. Zumindest bis die ersten Schäden auftauchten und der Kunde reklamierte. Die Endleisten der Rollläden ließen sich von Hand aus den Schienen ausklappen. Der seitliche Lichteinfall zeigte sich durch die geringe Breite der Rollläden eigentlich als unzumutbar, was aber im Büro nicht so sehr ins Gewicht fiel. Die Rollläden liefen sehr ruckartig und blieben mit den Blindnieten an den Einlauftrichtern der Führungsschienen hängen. Dadurch blockierten die elektrisch betriebenen Rollläden, stauchten sich beim Ablaufen im Kasten auf, wurden durch die Moniereisen beschädigt und zerstörten ihrerseits die Isolierung der Rollladenkästen. Teilweise rissen sie die recht provisorisch erstellte Verkabelung der Motoren mit.

HINTERGRUND

Edel, gut und hilfsbereit, wie ein Rollladenbauer eben ist, suchte dieser nach Lösungen, die Wünsche des Kunden trotz der verfahrenen Ausgangslage zu erfüllen. Er kürzte die Aluminiumrollläden so weit in der Breite ein, dass er sie mit Mühe durch die Innenlaibungen montieren konnte. Da er keinen passenden Tacker hatte, fixierte der Handwerker die seitlichen Arretierstücke in Fleißarbeit mit je zwei Blindnieten. Die Lagerbolzen der Kugellager flexte er ab und arbeitete die Motorlager kunstvoll um. Diese Konstruktion ermöglichte den Lauf der Rollläden eher schlecht als recht. Die Moniereisen bog er so weit wie möglich weg.

SCHADENSANALYSE

Es lag zum einen ein Planungsfehler vor: Der Planer/Architekt muss ausreichende Auflager für die Rollladenkästen vorsehen. Zum anderen sollte die Innenlaibung mindestens zwei Zentimeter breiter sein als der Behang des Rollladens. Darüber hinaus lagen Ausführungsfehler zumindest seitens des Rohbauers und des Verputzers, eventuell auch des Fensterbauers vor.

LÖSUNG

Der Schaden blieb am Ende zum größten Teil am Rollladenbauer hängen. Die Parteien einigten sich darauf, neue Führungsschienen anzubringen, für die der Rollladenbauer neue Rollpanzer liefern und montieren musste.