Tiny House hält an 17 bundesweiten Stationen Probewohnen in der Fußgängerzone

Tiny Houses heißt ein neuer Trend, bei dem sich Bewohner auf wenige Quadratmeter Wohnfläche beschränken. Derzeit reist ein solches Haus, ausgestattet mit SmartHome-Technik, durch die Republik und zeigt, wie komfortabel es sich im Kleinen leben lässt.

Das Haus rollt Anfang Juni auf dem Sattelschlepper in Hannovers City an. - © GKW Fachvertrieb

Was braucht man, um gut zu leben? Was ist wirklich nötig? Für immer mehr Menschen bedeutet Konsum nicht alles – Besitzen war gestern, Teilen ist heute. Das gilt für Autos ebenso wie für Wohnraum oder Werkzeuge. Willkommen in der Sharing Economy.
Dieser Trend zum Minimalismus zieht in Europa derzeit große Kreise. Nicht nur selbsterklärte Minimalisten beschäftigen sich mit der Frage, wie viel Platz zum Wohnen nötig ist und wie die eigene Wohnung ausgestattet sein muss. Und so sind Tiny Houses, also Minihäuser mit einer Wohnfläche von maximal 30 Quadratmeter, enorm en vogue. Ganz entfernt erinnern sie an Wohnwagen, bieten jedoch mehr Komfort, mehr Raum und vor allem höhere Deckenmaße. Ihr Markenzeichen: Die vorhandene Fläche wird geschickt ausgenutzt, eine eingezogene Hochebene dient als Schlafbereich und jede luftige Lücke, etwa unter der Treppe, bietet Platz als Stauraum. Ein solches Tiny House war unlängst in Hannovers Innenstadt zu bestaunen: Angeliefert auf einem Sattelschlepper, wurde das Mikrogebäude per Kran auf dem Platz der Weltausstellung abgesetzt – mitten in der Fußgängerzone. Die Bausparkasse Schwäbisch Hall will mit diesem Projekt zeigen, wie wir in Zukunft leben können, wenn Wohnraum in den Städten immer knapper wird. Dabei wollen die Bausparer drei Ansätze vereinen: das Tiny House als moderne, minimalistische Wohnform, die SmartHome-Technologie für einen hohen Wohnkomfort und nachwachsende Baustoffe für maximale Nachhaltigkeit. Das sind laut Bausparkasse die drei großen Zukunftstrends in Sachen Bauen und Wohnen.

SMART VOM SCHALTER BIS ZUM FENSTER

Das Haus stammt vom Berliner Architektenteam Cabin Spacey, hat eine Wohnfläche von 25 Quadratmeter und ist drei mal elf mal 3,3 Meter groß. Zirka 10,3 Tonnen bringt es auf die Waage und besteht im Original komplett aus Holz. Je nach Ausbau ist es für 75.000 bis 100.000 Euro zu haben. Auf der Deutschlandtournee mit dabei ist auch der Gebäudetechnikspezialist Gira. „Wir haben im Smarthaus vom Schalter über die Türkommunikation und Sicherheitssysteme bis hin zur datensicheren, digitalen Steuerung von Licht, Heizung, Dachflächenfenstern, Jalousien und Unterhaltungselektronik die gesamte Bandbreite unseres Angebots im Einsatz“, freut sich Torben Bayer, bei Gira Leiter Markenentwicklung und Marketing.

FOLIE UND PLISSEES FÜR MEHR SICHTSCHUTZ

Bereits an der Haustür des Tiny Houses, das in Hannover die dritte von 17 Stationen absolvierte, beginnt diese Smart Home-Technik: Wie von Geisterhand öffnet es sich, sobald sich der dazugehörige Handsender der Tür nähert und der Griffkontakt berührt wird. Nach Eintritt ins Haus verriegelt sich die Tür wieder automatisch. Anders als bei einem Wohnwagen sind viele Fenster in der Fassade eingebaut. Damit sich Bewohner nicht wie im Glashaus fühlen, ist in die Haustür eine Folie integriert, die per Knopfdruck von klar auf milchig umstellt und dabei den gewünschten Sichtschutz bietet. Die Fenster im Wohnbereich sind mit Wabenplissees ausgestattet.

SPIELEND MIT DEM WÜRFEL STEUERN

Eine KNX-Steuerung regelt die Hausautomation im Hintergrund. Sie ist auf verschiedene Arten zu bedienen: entweder über ein kleines, an der Wand montiertes Touchpanel, über Schalter oder auch per Sprachsteuerung. Einzelne Aktionen lassen sich dabei zu kompletten Szenarien zusammenstellen. Eine gänzlich neue Steuerungsmöglichkeit bietet ein überdimensionierter Würfel, dessen sechs Seiten mit Symbolen gekennzeichnet sind und der auf eine Kontaktfläche am Herd gelegt wird. Hinter jedem Symbol verbergen sich ausgewählte Szenarien, wie beispielsweise die Kochszene, bei der sich der Herd anstellen lässt, während der Rauchmelder sich ausschaltet und die Beleuchtung den Kochbereich erhellt.

LÜFTEN ERFOLGT AUTOMATISCH

Zudem ist das Haus als SmartHome mit CO2-Sensoren ausgestattet. Das bedeutet, dass die Fenster automatisch zum Lüften öffnen. Solch ein SmartHome sei auch für die ältere Generation bestens geeignet, heißt es von Schwäbisch Hall: Es gibt viele Sensoren, die den Alltag vereinfachen. Und wenn beispielsweise der Kühlschrank bis 11 Uhr nicht geöffnet wird, erhalten Angehörige schnell ein Signal – so lässt sich überprüfen, ob der älter werdenden Mutter respektive dem Vater etwas zugestoßen ist.

ANWESENHEIT SIMULIEREN

Natürlich lässt sich auch in einem mit SmartHome-Technik ausgestatteten Minihaus von Ferne Anwesenheit simulieren. Die LED-Leuchten bieten im Schwäbisch-Hall-Objekt eine Lichtsteuerung, die sich durch Leuchten zum schnellen Anstecken dem Biorhythmus anpasst. Auf dem Dach des Miniaturgebäudes befinden sich Photovoltaikmodule, die für einen hohen Autarkiegrad sorgen. Der selbst produzierte Strom wird im Akku im Sandwichboden gespeichert.
Das Smarthaus der Bausparkasse ist noch bis Mitte Oktober auf Deutschlandtournee. „Es besteht sogar die Möglichkeit, an einigen Standorten ein Probewohnen zu vereinbaren. Besser und realitätsnäher lassen sich aktuelle Wohntrends nicht vermitteln“, ist Torben Bayer überzeugt. Regine Krüger