Karriere im Handwerk vor Ort bei Moritz Reiser in Wasserburg Mein Büro, mein Transporter, mein Werkzeug

Im März 2016 hat sich Moritz Reiser selbständig gemacht, nachdem er acht Jahre in Anstellung gearbeitet hatte. sicht+sonnenschutz hat den Rollladen- und Sonnenschutztechnikermeister besucht und gefragt, wie es nach etwas mehr als einem Jahr bei ihm läuft.

Gefragter Mann: Moritz Reiser (li.) bekommt zurzeit viele Kundenanfragen. - © Metzger

Wasserburg, Georgstraße, 8 Uhr morgens. Einiges hat sich geändert, seitdem der sicht+sonnenschutz -Reporter das erste Mal hier war. Damals – vor etwas mehr als einem Jahr – hatte sich Moritz Reiser gerade selbständig gemacht und bei sich zu Hause seine Firmenzentrale eingerichtet. Seine Entscheidung bereut er nicht. Inzwischen läuft das Geschäft, und zwar richtig gut. „Wir haben sehr viel zu tun. Der Steuerberater freut sich jeden Monat“, sagt Reiser. Insbesondere seit März sei die Auftragslage wieder konstant hoch – wetterbedingt. „Sobald es längere Zeit schön ist, rufen die Leute sofort an und fragen nach Sonnenschutz.“ Insektenschutzprodukte seien zurzeit ebenfalls sehr begehrt. Neben vielen Folgeaufträgen werden laut Reiser immer mehr Kunden über Facebook auf seinen Betrieb aufmerksam. Auch wenn Reiser betont, dass seine Firma „relativ klein“ bleiben soll, ist der Betrieb bereits merklich gewachsen – personell wie räumlich: So hat der R+S-Profi aus Platzgründen sein Büro vom begehbaren Kleiderschrank in das Wohnzimmer verlagert.

Die Firma wächst

Eine Zwischenlösung – das Büro wird bald seinen eigenen Raum bekommen. „Wir bauen gerade das Dachgeschoss aus; dorthin zieht das Schlafzimmer. In den dann freien Raum kommt das Büro.“ Die Zeit, die Reiser am Schreibtisch verbringt, um beispielsweise Angebote zu schreiben, war zuletzt immer länger geworden – einige Nachtschichten
musste er nach eigenen Angaben einschieben. Auch um solche Spitzen abzufedern, beschäftigt er inzwischen zwei Mitarbeiter: Der eine ist Sandro Murru, mit dem er bereits bei seinem früheren Arbeitgeber zusammengearbeitet hatte und der ihn seit September 2016 bei der Montage unterstützt. „Ich wollte eigentlich raus aus der Branche. Aber Moritz hat mich überredet, bei ihm anzufangen“, wird Murru später sagen. Ein Schritt, den er nicht bereue. Der andere Mitarbeiter ist ein Maschinenbautechniker, der seit Kurzem auf 450-Euro-Basis für Reiser arbeitet und dem der R+S-Fachmann großes handwerkliches Potenzial attestiert. „Das Ziel ist es, ihn so aufzubauen, dass er auch mal alleine oder zusammen mit Sandro eine Montage übernehmen kann, während ich mich um die Büroarbeit kümmere.“

Von der Lagerhalle auf die Baustelle

8.30 Uhr, vier Kilometer von Reisers Wohnsitz entfernt, am Rand eines Wohngebiets: Dort hat der Rollladen- und Sonnenschutztechnikermeister eine kleine Lagerhalle angemietet, die heimische Garage war zu klein geworden. Im Lager türmen sich Schachteln und Boxen mit Werkzeug, Ersatzteilen und Montagematerial, ein Kicker im
Corporate Design dient dem Zeitvertreib. „Als Selbständiger ist man plötzlich Besitzer von unglaublich vielen Dingen“, merkt Reiser an. Er investiere viel, zuletzt etwa in einen Rotationslaser zum Nivellieren und Ausrichten. Das hat einen Grund: „Ich möchte mich nie mehr über schlechtes Werkzeug ärgern müssen.“ Kollege Sandro Murru war bereits früher vor Ort und hat den Firmentransporter bis oben hin mit Material und Werkzeug für den heutigen Auftrag beladen. An einer Arztpraxis mit angeschlossenem Privathaus wird das Team an den kommenden beiden Tagen vier alte Vorbaurollläden ersetzen und an den restlichen Fenstern Vorbaurollläden anbringen, die meisten davon motorisiert
und über eine Zeitschaltuhr gesteuert – ein Auftrag mit einem Volumen von zirka 15.000 Euro. Es ist bereits der vierte Auftrag, den Reiser für die Arztfamilie ausführt. „Wir haben durch unsere Arbeitsweise überzeugt – und auch das Vertrauen in Handwerker wiederhergestellt“, erläutert der Profi. Die Auftraggeberin hatte vor dem ersten Auftrag –
es ging um die Montage eines Plissees im Erker – schlechte Erfahrungen gemacht. „Wenn Sie sich nicht sicher sind, dass Sie das zu 100 Prozent richtig machen, können Sie gleich wieder gehen“, sagte sie demnach zu Reiser. Er blieb. 9.15 Uhr, Stephanskirchen nahe Rosenheim. Reiser betritt die Arztpraxis und begrüßt die Auftraggeber. Dann geht es auch schon los.

Am Ende zählt das Ergebnis

Während Murru die Gerüstelemente vom Hänger in den Garten trägt, sortiert sein Chef die verpackten Vorbauelemente in purpurroter Farbe. „Am Anfang muss man sich immer erst orientieren, was wohin kommt. Das braucht eine gewisse Vorlaufzeit.“ Als bereits die ersten Elemente auf die Zimmer im ersten Stock verteilt sind, stellt Reiser fest, dass der Lieferant die Führungsschienen nicht vorgebohrt hat. „Das kostet uns ein paar Stunden extra, die Leisten selbst zu bohren“, ärgert sich Reiser nur kurz. Während Murru und
der sicht+sonnenschutz -Reporter an der Ostseite des Hauses das Gerüst aufbauen, greift der Montageprofi beherzt zur Bohrmaschine. „Wichtig ist, dass am Ende alles passt.“ Kurze Zeit später hängen die ersten zwei Rollläden an den Fenstern links und rechts vom Balkon im ersten Stock.

Mittagspause: Der sicht+sonnenschutz -Reporter verabschiedet sich. Während er diesen Bericht schreibt, schickt Reiser um 15.49 Uhr Bilder von der Baustelle: Die Arbeit ist gut vorangeschritten – und der nächste Folgeauftrag sicher nur eine Frage der Zeit. Matthias Metzger