Mit Drei-Säulen-Modell in die Zukunft ITRS startet mit BKTex-Fachgruppe neu durch

Nachdem im vergangenen Jahr noch die Spaltung drohte, hat sich der ITRS auf seiner Mitgliederversammlung in Fulda schlagkräftig für die Zukunft aufgestellt. Einen wichtigen Part nimmt die Fachgruppe IVRSA ein, die jetzt als Verein organisiert ist; mit der Fachgruppe BKTex will der Verband die Geister der Vergangenheit beschwören.

In der ITRS-Mitgliederversammlung stimmten die zirka 150 Teilnehmer der Neuausrichtung des Verbands zu. - © Metzger

„Innerhalb des Verbandes bestehen zurzeit folgende Fachgruppen: IVRSA (Industrievereinigung Rollladen-Sonnenschutz-Automation), BKTex (Bundesvereinigung Konfektion Technischer Textilien.“ Die Änderung der Satzung in § 14.1 klingt nur auf den ersten Blick unspektakulär. Sie soll den Industrieverband Technische Textilien – Rollladen – Sonnenschutz (ITRS) schlagkräftiger und fit für die Zukunft machen.

Um bei der Abstimmung darüber nichts dem Zufall zu überlassen, hatte der Verband rund um Geschäftsführer Lars Rippstein den zirka 150 anwesenden Teilnehmern das Konzept dahinter unmittelbar vor der eigentlichen Mitgliederversammlung noch einmal im Detail erläutert: In Zukunft soll es unter dem Dach des ITRS mit IVRSA und BKTex nur noch zwei starke Fachgruppen geben. Als dritte Säule soll der weiterhin eigenständige Förderverein KTex, der allen technischen Konfektionsbetrieben offensteht, eng an den ITRS und die beiden Fachgruppen angedockt sein. Dessen Geschäftsführung liegt seit Anfang 2019 beim Verband in Fulda.

SCHLANKERE STRUKTUR, WENIGER POSTEN

Die o.g. Satzungsänderung ist ein zentraler Punkt, um den Verband neu aufzustellen. Es geht darum, die vielen neben der IVRSA bestehenden Fachgruppen wie Bautechnik, Zeltvermieter, Transport- und Schutztechnik, Technische Konfektion oder Digitale Druck- und Textile Werbetechnik unter einem Dach (BKTex) zu vereinen.
Der Verband will sich dadurch zum einen in seiner Struktur verschlanken. Insbesondere der Bedarf an ehrenamtlichen Posten, für die sich kaum noch Bereitwillige finden lassen, reduziere sich deutlich. „Wir sind organisatorisch gelähmt. Wir haben mehr Posten, als wir besetzen können“, erläuterte Rippstein die Herausforderung bei der aktuellen Struktur mit insgesamt acht Fachgruppen. Pro Gruppe ist laut Satzung nämlich ein Vorstand von drei Personen vorgesehen. Mit der Reduzierung auf zwei Fachgruppen verringert sich der Bedarf entsprechend: von 24 auf sechs. „Wir werden so schlanker und handlungsfähiger“, sagte Rippstein.

MEHR INTERAKTION, MEHR MITARBEIT

Gleichermaßen soll die geringere Isolierung der Fachgruppen das Wir-Gefühl stärken und die Mitglieder zur Mitarbeit motivieren. „Wir wollen Synergien schaffen und Themen gemeinsam angehen“, sagte Rippstein. Das Arbeitsfeld von technischen Konfektionären hat sich nach seinen Angaben so stark gewandelt, dass es gilt, sich gemeinsam den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. So seien zum Beispiel Digitaldruck und Energieeffizienz Themen, die fachgruppenübergreifend eine Rolle spielen und sich nicht nur isoliert betrachten lassen. „Die Scheuklappen müssen fallen“, sagte Rippstein. Für besondere Aufgaben sollen bei Bedarf Fachausschüsse gebildet werden.

WORKSHOPS FÜR KONFEKTIONÄRE UND VERARBEITER

Das Ziel der Neuorganisation ist klar: Teile des Verbands sollen wiederbelebt, also zu mehr Mitarbeit motiviert werden, ebenso soll sich die Mitgliederbasis verbreitern – sowohl durch die Neu- als auch durch die Wiedergewinnung von Mitgliedern. Helfen soll dabei nicht nur der vertraute und positiv besetzte Name der neuen Fachgruppe: BKTex. Der Verband möchte sich auch mit neuen Angeboten und Beratungsleistungen gerade für kleinere Unternehmen interessant machen. Dazu gehören u.a. die Zertifizierung von Betrieben nach gemeinsamen Qualitätsstandards sowie die Etablierung einer zentralen Frühjahrsveranstaltung mit Workshops für Konfektionäre und Verarbeiter als zweites Event im Jahr neben der Mitgliederversammlung.

EINMÜTIGE ZUSTIMMUNG

Bei der Abstimmung in der Mitgliederversammlung gab es dann keine Überraschung: Einstimmig stimmten die Mitglieder der Satzungsänderung zu. „Die Mitglieder haben dem Verband den Weg in die Zukunft geebnet“, freute sich Rippstein im Gespräch mit sicht+sonnenschutz. Der ITRS-Geschäftsführer ist stolz, dass die Entscheidung einmütig gefallen ist. „Das zeigt das Vertrauen der Mitglieder in unsere Arbeit.“ Die neuen Strukturen will Rippstein so schnell wie möglich in die Praxis umsetzen.

In der Folge galt es für die Mitglieder, den Vorstand der BKTex-Gruppe zu wählen. Auch hier herrschte Einstimmigkeit. Vorsitzender ist Stefan Regenfuß (Röder), seine Stellvertreter sind Roger Remmel (Edscha TS) und Christopher Musculus (Georg Musculus), der sich kurzfristig zur Wahl gestellt hatte. „Dass mit Christopher Musculus jemand aus den Reihen der IVRSA dem Vorstand angehört, freut mich besonders“, sagte Rippstein. Das sei die Mischung, die er sich gewünscht habe.

FINANZIELL AUF GUTEM WEG

Zuvor hatte es für die Familie Musculus schon einmal Grund zur Freude gegeben. Christophers Schwester Sandra wurde als Schatzmeisterin in das ITRS-Präsidium gewählt, wo sie auf Michael Teckenberg folgt. „Ich scheue mich nicht, Dinge kritisch zu hinterfragen“, kündigte sie an. Rippstein kommt das recht. „Mir ist es lieb, wenn uns beim sensiblen Thema Finanzen jemand ganz genau auf die Finger schaut.“ Zu meckern gibt es derzeit nichts – im Gegenteil: Der Verband hat im Jahr 2018 einen satten Gewinn von fast 100.000 Euro erwirtschaftet; dazu hat laut Rippstein die Auflösung der BKTex Service GmbH einen wesentlichen Teil beigetragen. 2019 dürften fast 30.000 Euro übrigbleiben und für 2020 gehen die Verantwortlichen von einem Überschuss von 12.000 Euro aus.

NEUE MITGLIEDSUNTERNEHMEN

Das Ziel ist es, nach Jahren mit negativen Jahresabschlüssen mittelfristig wieder ein Vermögen von zirka 400.000 Euro anzuhäufen. „Wir wollen als Sicherheit ein Rücklagenpolster in Höhe einer Jahresausgabe“, sagte Rippstein, der dem Verband zu Beginn seiner Amtsführung im Jahr 2018 einen rigiden Sparkurs verordnet hatte. Im nächsten Jahr soll das Vermögen bereits auf zirka 350.000 Euro wachsen (2018: 307.000 Euro). Außer beim Vermögen gibt es auch bei der Zahl der Mitglieder Positives zu vermelden. Zu den neun Neumitgliedern gehören u.a. die Firmen Schmitz Textiles und Isotra Jalousien. Es scheint, als hätte die Zukunft des Verbands bereits begonnen.
Matthias Metzger