Schadensfall 07-08/2016 Improvisieren Sie nicht zu viel auf der Baustelle

Fachbetriebe, die bei Dachfenstern einen separaten Rollladen installieren, müssen auf Details achten, um die Funktionsfähigkeit der Elemente zu erhalten. Wie wichtig Präzision bei der Montage und ein ausgearbeiteter Plan sind, zeigt die mangelhafte Installation eines Dachfensterrollladens mit Kurbelantrieb.

Die Rollladen-Führungsschienen waren mit einer Feile oder Schleifpapier bearbeitet worden. - © Hochmuth

Im vorliegenden Fall hatten Monteure Dachflächenfenster und separate Rollläden in einem vierstöckigen Mehrfamilienhaus installiert. Die Kunden reklamierten, dass sich die Rollläden nicht ohne Ruckeln öffnen und schließen ließen. Zudem seien die Rollladenkurbeln so scharfkantig, dass sie am flexiblen Kurbelgestänge reiben und das Bauteil beschädigen. In geschlossenem Zustand drang nach Aussage der Kunden Regenwasser in die Wohnung. Weitere Beanstandungen ergaben einen ganzen Katalog an potenziellen Mängeln. Das zuständige Amtsgericht beauftragte einen Sachverständigen mit der Klärung der technischen Sachfragen.

Schadensbild

Die Fenster im Kinderzimmer waren nicht fachgerecht montiert und zeigten unsachgemäße Bohrungen. Die Lagerböcke der Dachfensterflügel waren nicht fachgerecht und teilweise schräg befestigt. Im Büro war die Zugschnur der Gegenzug-Anlage, die für den Lauf des Rollladens zuständig ist, stark eingerissen. In einem weiteren Zimmer hatten die Monteure Fehlbohrungen in den Rahmen und in die Abdeckprofile mit Teerstreifen notdürftig abgedichtet. Dadurch konnte Wasser eindringen. Für die Kurbelbedienung des Rollladens hatten die Installateure falsche Bohrlöcher gesetzt und diese mit Kunststoffkappen abgedeckt. Eine Halterung für die Kurbel hatten die Ausführenden schräg eingebaut. Durch die Halterung war Wasser in den Innenraum gelaufen. In einem weiteren Raum liefen die Rollläden sehr schwergängig. Die biegsamen Wellen rieben stark am Blech der Rahmenprofile der Rollladenführung und hinterließen Abrieb auf dem Fenster. Nach innen ragende Befestigungsschrauben des Querblechprofils transportierten Wasser in den Innenraum. In der Küche schloss der Rollladen nicht dicht. Es zeigte sich ein Unterschied von acht Millimeter an der linken Seite. Im Bad hakte der Behang ab einer Höhe von zirka zwölf Zentimeter von unten und lief sehr schwer. Eine Nachbearbeitung der Rollladen Führungsschiene per Feile oder Schleifpapier brachte keine Lösung der Probleme. Sämtliche Kurbeln zur Bedienung der Rollläden zeigten Schäden an ihrer Ummantelung.

Schadensanalyse

Die Rollläden in mehreren Räumen bleiben teilweise hängen oder laufen schräg auf. Der Sachverständige führte das Ruckeln des Behangs beim Schließen auf konstruktionsbedingte Probleme zurück, weil der Rollladen nach unten gezogen werden muss und der Antrieb über eine biegsame Welle umgelenkt wird. Mehrere Lagerböcke
waren schräg verbohrt und nicht lotgerecht verschraubt. Nicht entgratete Bohrungen für die Rollladenkurbeln waren scharfkantig und beschädigten die Kurbelstangen. Die gesetzten Kurbelhalterungen behinderten das Dachfenster beim Öffnen. Beim Fenster im Bad stellte der Gutachter fest, dass eine fachgerechte Bedienung mittels einer
Kurbel unmöglich auszuführen war.

Hintergrund

Für die Beurteilung der Einbausituation zog der Gutachter unter anderem die Montageanleitungen des Dachfensterherstellers und des Rollladenherstellers heran. Die Vorgaben dieser Anleitungen hatten die Monteure in mehreren Punkten missachtet, insbesondere beim Setzen von Bohrlöchern. Zum Teil dadurch entstandene Undichtigkeiten
hatten die Verarbeiter nicht fachgerecht mit Teerstreifen überklebt. Zusätzlich stellte der Sachverständige ein grundsätzliches Problem fest: Die Dachfenster fallen bei offenem oder geschlossenem Rollladen fast gleichmäßig nach unten, mit einer Öffnung von zirka 20 bis 23 Zentimeter. Dies sei ein allgemeines Problem bei Dachfenster-Rollläden. Eine Lüftungsstellung bleibe aber erhalten.

Lösung

Für die Lösung der festgestellten Probleme stellte der Gutachter eine ganze Liste an Sanierungsmöglichkeiten zusammen. Alle Lagerböcke der Kurbelführungen mussten ausgetauscht und lotgerecht montiert werden. Im Bad empfahl er den Einsatz eines Rollladens mit Motorantrieb. Ein Dachfenster musste aufgrund mehrerer unsachgemäßer
Bohrlöcher komplett getauscht werden. In einem Raum empfahl der Fachmann den Einbau eines neuen Zugseils. Im Wohnzimmer schlug der Experte den Wechsel des Rollladens inklusive des Dachfensters vor. Insgesamt beliefen sich die geschätzten Gesamtkosten für die Sanierung auf zirka 2.500 Euro netto.