Interview mit Sebastian Folgner Folgner: Lieferengpässe im Corona-Jahr

Sebastian Folgner bekundet im sicht+sonnenschutz-Interview Demut in Anbetracht der für viele Unternehmen ungleich schwierigeren Situation im Pandemiejahr. Derweil investieren die Oberbayern wegen der gestiegenen Nachfrage 2021 in einen Rollformer und zusätzliche Montagekapazitäten.

Sebastian Folgner führt das Unternehmen mit seinem Vater Bernd Folgner. - © Folgner

sicht+sonnenschutz: Herr Folgner die Seite www.folgner-rolladen.de, der Ausbau des CRM-Systems, eigener Bestelllogin und kürzere Lieferzeiten durch digitale Produktionsplanung/-vernetzung – wie kommt die Digitalisierungsoffensive bei Folgner voran?

Sebastian Folgner: Die Seite ist live, der Webauftritt bedeutet für Kunden einen Mehrwert in Verkauf und Beratung. Die Inhalte sind auf den Endverbraucher ausgerichtet, sollen unsere Partner in der Vermarktung unterstützen. Digitale Vernetzung hat in unserem Unternehmen seit Jahren einen hohen Stellenwert, in Vertrieb, Produktion und Logistik haben wir da die vergangenen Jahre einiges erreicht. Davon sollen unsere Kunden profitieren – es geht um eine offene, transparente Kommunikation entlang der Lieferkette vom Bestelleingang bis hin zur Lieferung; so kommen wir dieses Jahr mit einem neuen Produktkonfigurator im Loginbereich, mit dem die Kunden ihre Angebote und Bestellungen abwickeln. Die Firmen im (Fach-)Handwerk haben permanent Zugriff auf ihre Bestellungen, konfigurieren Produkte mit ihren Kunden und erstellen ein sofortiges Angebot. Das Ganze muss übersichtlich sein, dann spricht das Unternehmer jeden Alters an.

sicht+sonnenschutz: Welche Umsatzverteilung verzeichneten Sie 2020 in den einzelnen Produktsegmenten? Und wie kommt der bundesweite Aufbau des Distributionsnetzes voran?

Sebastian Folgner: Die größten Steigerungen haben wir mit dem Forsa-Raffstore und dem Zip-Screen erreicht. Was den Raffstore angeht, investieren wir 2021 in einen Rollformer und schaffen so zusätzliche Kapazitäten für kürzere Lieferzeiten. Im Segment Zip-Screen ist es ebenso gelungen, 2020 den Umsatz zu verdoppeln; unsere DNA bleiben weiter die Themen Rollladen und Insektenschutz, die ebenfalls eine positive Entwicklung verzeichneten. Erfreulich beim Rollladen ist der Trend zu hochwertigeren Lösungen, aus Aluminium, motorisiert und mit integriertem Insektenschutz. Wir erreichen im Bundesgebiet an die 1.000 Kunden, sicher einen Großteil von ihnen in Bayern und Baden-Württemberg sowie jenseits der Grenze in Österreich. Allerdings kommen wir auch im Norden der Republik gut voran und greifen für die Touren statt des Sprinters längst auf Lkw zu. Nicht alle Branchen kamen ja bisher so gut durch die Corona-Zeit, das macht uns demütig – Engpässen bei Lieferanten und vorübergehenden längeren Lieferzeiten konnten wir meist unbürokratisch beikommen und erhöhten zum Beispiel unsere eigenen Bestände, um das zu kompensieren. Wir erwarten einen guten Start 2021.

sicht+sonnenschutz: Welche Projekte gehen Sie 2021 an – und erwarten Sie nicht, dass die Auswirkungen der Krise mit Verspätung in der Branche ankommen? Wie sind Sie ggf. darauf vorbereitet?

Sebastian Folgner: Früher als geplant erweitern wir Anfang des Jahres die Halle um 1.600 Quadratmeter. Die Entwicklung in den Vorjahren hat für Engpässe beim Platzangebot gesorgt. Das betrifft das Lager und den Warenausgang sowie den nötigen Raum für neue Produkte. Das Dach bestücken wir mit einer PV-Anlage für den Bedarf in der Fertigung; außerdem nutzen Mitarbeiter den regenerativ erzeugten Strom kostenlos für E-Autos und E-Bikes. Made in Germany bleibt für uns ein Unterscheidungskriterium und gibt uns gerade in diesen Zeiten die nötige Stabilität in der Marktabdeckung. Immerhin mussten Firmen im Ausland teils über längere Zeiträume komplett schließen. Die Ersatzinvestitionen für entgangene Urlaubsreisen werden partiell auch noch dieses Jahr spürbar sein, gleichzeitig werden die Fördergelder nicht alle Unternehmen retten: Der Einbruch wird kommen. Für viele hat das Zuhause als Urlaubsersatz und zunehmend als Arbeitsplatz einen höheren Stellenwert, hier sehen wir uns mit unserem breiten Produktmix gut für die Zukunft aufgestellt.

sicht+sonnenschutz: Wie verfolgen Sie die Entwicklung rund um die R+T digital, die in dieser Form erstmals zwischen dem 22. und dem 25. Februar 2021 stattfindet?

Sebastian Folgner: Wir hatten für die reguläre R+T 2021 keine Teilnahme geplant. Offen gestanden sind wir noch nicht so weit, uns haben 2020 die personellen Ressourcen für eine professionelle Messevorbereitung gefehlt. Nun bietet sich mit dem neuen Digitalformat für uns die Möglichkeit, in die Messewelt zu starten und unsere Produkte zu präsentieren. Demzufolge ist eine Beteiligung von Folgner auf der nächsten Präsenzmesse nicht auszuschließen.

sicht+sonnenschutz: Wie teilen Sie sich die Aufgaben und Verantwortlichkeiten mit Ihrem Vater, Bernd Folgner?

Sebastian Folgner: Die Aufgabenverteilung klappte im Corona-Jahr gut, auch wenn wir zeitweise auf ein Schichtmodell zurückgegriffen haben. Kernaufgaben meines Vaters sind der Vertrieb und das Personal, ich kümmere mich um Produktmanagement, Technik und Marketing. Größere Investitionen besprechen wir gemeinsam. Das macht uns stark und gibt uns Sicherheit. Besonders stolz sind wir auf unsere Mitarbeiter, die in der Krise große Eigenverantwortung und viel Organisationsgeschick beweisen. Teamleiter in der Produktion und der Verwaltung stärken uns den Rücken. Mit viel Flexibilität konnten wir bisher alle Engpässe überwinden und termingerecht liefern. Dieser Zusammenhalt ist ein großer Pluspunkt unseres Familienunternehmens.

sicht+sonnenschutz: Was gibt es produktseitig Neues zum Start ins Jahr 2021?

Sebastian Folgner: Wir kommen mit Neuheiten bei Raffstore, Zip-Screen, Vorbau- und Aufsatzrollladen. Hier gab es durch Corona die eine oder andere Verzögerung, aber die Umsetzung ist in allen Bereichen in vollem Gange. Kundenevents sind ausgefallen bzw. mussten wir durch Onlinemeetings ersetzen. Sicher ist das ein Stück weit Normalität und akzeptiert, zugleich freuen wir uns schon jetzt wieder auf den persönlichen Austausch vor Ort. Ein Beispiel sind unsere Folgner Techniktage, wo wir immer eine Vielzahl an Kunden begrüßen können und die auch für uns eine wichtige Inspirationsquelle sind. Was wir im Markt feststellen, ist eine zunehmende Kombination der Produktsegmente. Heute gibt es vielfach nicht mehr die eine Bauform am Haus, also beispielsweise den Rollladen, Raffstore oder Zip; vielmehr kommen die genannten Lösungen an unterschiedlichen Räumen so zur Anwendung, dass sie ihre jeweils individuellen Vorzüge am besten ausspielen können. Für Folgner bedeutet das, dass wir unsere Produkte für die Zukunft noch besser aufeinander abstimmen werden, um den Anforderungen der Kunden bestmöglich gerecht zu werden – gemäß unserem Qualitätsversprechen made in Germany.