Bei Wisniowski vor Ort Die Zukunft hat gerade erst begonnen

Bei Wisniowski im kleinpolnischen Wielogłowy herrscht Goldgräberstimmung. Die Versuche, nur ja die Füße auf dem Boden zu behalten und nicht durch markige Sprüche aufzufallen, ändern nichts an dem Bild von einem Unternehmen, das den europäischen Bauelementemarkt aufmischen wird.

Was Home Inclusive bedeutet, illustriert am besten dieses Bild. Die Farbrange aus 16 Kolorierungen sorgt für eine einheitliche Designsprache als Bindeglied zwischen der verzinkten, gepulverten Zaunanlage, der grundierten und pulverbeschichteten Alu-Haustür und dem lackierten Garagentor. - © Wisniowski

Was ist dazu nötig? Vor allem anderen fällt der Mut auf, neue Themen nicht nur anzugehen, sondern konsequent zu Ende zu denken und dann umzusetzen. Beispiel Home Inclusive: 16 Farbtöne hat Wisniowski nach jahrelang intensiver Detailarbeit herausgefiltert und bietet damit verzinkte, gepulverte Zaunanlagen, grundierte und pulverbeschichtete Aluminium-Haustüren sowie lackierte Edel-Garagentoranlagen künftig in einer Designlinie an. Natürlich, erklärt zur Sicherheit der des Polnischen mächtige Pressebetreuer Gerard Halama nochmal auf Deutsch, wäre es ein Einfaches, sich in der RAL-Palette zu bedienen. Doch zum einen schließt der Anspruch Oberflächenwirkung wie durch 3D-Metallic-Tiefeneffekte und seidenmatt glänzende Sandgrain-Optik ein, die trotz Witterungsbeanspruchung nicht unter die Räder kommen soll; zum anderen setzt sich Wisniowski – auch dank der Prozessbeteiligung von u.a. Fotografen, Farbspezialisten usw. – durch Home Inclusive 2.0 vom Markt ab und verleiht modernen Bauten eine klare gestalterische Handschrift; künftig soll diese neben bisher schon Aluminium-Hebeschiebeanlagen auch PVC-Fenster beinhalten, bei denen es nach dem Produktionsstart Ende 2018 und einem ersten Rollout auf der Bau in München nur eine Frage der Zeit sein dürfte, bis sie ebenfalls in Deutschland erhältlich sind. Architektonisch sind das nicht einfach nur 16 Farben, es handelt sich vielmehr um ein schlüssiges Designkonzept, das Materialunterschiede und funktionale Anforderungen integriert – und dass viele Planer heilfroh sein dürften, wenn ihnen der Hersteller für die genannten Produktgruppen mögliche Kombinationen in einer Vorauswahl vorschlägt, sollte ebenfalls nicht überraschen. Im Wisniowski-Sprech für den deutschen Markt klingt das dann so: Das Unternehmen liefere nicht nur Bauelemente, „sondern stellt sich zugleich selbstbewusst der Verantwortung für unser aller gebautes Umfeld“. Das ist bitte nicht mit allzu weichen Faktoren zu verwechseln. So antwortet der für Deutschland und Österreich verantwortliche Michał Drag in seiner Unternehmenspräsentation vor Journalisten auf die Frage, wie viele zusätzliche Arbeitsplätze der 40-Millionen-Euro-(!)-Invest in eine Verdoppelung der Produktionsfläche von 120.000 auf 230.000 Quadratmeter und die konsequente Ausrichtung auf Maschinenvernetzung und Industrie-4.0-Prozesse mit sich bringen soll, sachlich: „So wenige wie möglich.“ Ähnlich enthusiastisch reagiert er auf die typischen Hinweise, die Dachfläche eigne sich doch hervorragend zur Bestückung mit Photovoltaik, und – auch das darf in einer Runde mit Deutschen nicht fehlen – Sicherheitsbedenken in Zusammenhang mit SmartHome.

MEIN HAUS, MEIN AUTO, MEIN BOOT

Womit wir beim zweiten Beispiel für konsequente Ziel verfolgung sind. Wisniowski lässt keine Gelegenheit aus, die Zusammenarbeit mit Weltmarktleader Somfy – und zwar quer über alle Produktgruppen – hervorzuheben. Dass die eingebaute SmartHome-Technologie das Garagentor erkennen lässt, wenn sich der Pkw des Hausbesitzers nähert, und dieses selbsttätig öffnet und schließt, ist ein unbestreitbarer Komfortgewinn – und in vielen Märkten von einer, dann meist auch entsprechend zahlungskräftigen, Klientel gewünscht. Der Firmengründer Andrzej Wisniowski, der wahlweise als unglaublich bescheiden oder als Eigner von Villa, Hotel (die Villa ist größer), Bentley und Flugzeug beschrieben wird und während der Pressereise Mitte April zur Geschäftsanbahnung in Dubai weilt, hatte seinen Aufstieg einst mit der Motorisierung des ersten Garagentorantriebs in Polen begonnen. Für die Premium-Torrange Prime hat der Produzent mit den Franzosen eine Übereinkunft für spezielle Wisniowski-Adaptionen von
Somfy-Basisprodukten erzielt, die sich über iO in die Welten von Connexoon oder Tahoma einbetten lassen. Als im sicht+sonnenschutz-Gespräch der Reporter fragt, zu welchen Teilen die Produktrange von Wisniowski künftig mit Steuerungsautomation kompatibel sein soll, sagt Michał Drag, alle Lösungen müssten mit SmartHome funktionieren. Nun gibt es natürlich noch immer Unterschiede zwischen den Produktionsstandorten. Nur sind diese entweder nicht groß genug, um als Ausrede zu dienen – Drag verweist auf ein Lohnkostenniveau, das von ostdeutschen Bundesländern nicht weit weg sei; oder sie liegen, Stichwort Steuern und Sozialabgaben, in der Verantwortung nationaler Politik. Die Firma Wisniowski – alle drei Kinder des Unternehmers sind bereits involviert – hat zuletzt 142 Millionen Euro umgesetzt. Im Gespräch mit sicht+sonnenschutz und einer weiteren Fachzeitschriftenredaktion kündigt CEO Krystyna Baran, einst als siebente Mitarbeiterin eingestellt, für dieses Jahr ein Wachstum zwischen 20 und 30 Prozent an.

MAL SEHEN, WAS PASSIERT

Da darf man von dynamischer Entwicklung sprechen. (Nur) 40 Prozent seines Umsatzes macht der Hersteller im (fast ausnahmslos) europäischen Ausland, was auch einen Eindruck davon vermittelt, was baukonjunkturell in Polen passiert und dass dort eine vitale Nachfrage nach Produkten in höheren bis höchsten Preissegmenten zu bestehen scheint. Deutschland ist der wichtigste Exportmarkt, sagt Michał Drag, der für alle Verkaufsregionen bereits Räumlichkeiten eingerichtet hat. Vier Fünftel des Volumens entfallen bei Wisniowski zu gleichen Teilen auf Zäune (private Systeme und solche für industrielle Nutzer) sowie Garagen-Sektionaltore; was gleichzeitig erahnen lässt, welches Potenzial Hebeschiebe-Türen (bisher aus Alu) und künftig PVC-Fenster für den Produzenten haben. Alleine für die Kunststoffelemente-Fertigung sind gut 25.000 Quadratmeter reserviert, erste Produkte sind für den Auftritt auf der Bau im Jänner angekündigt. „Mal sehen, was passiert“, sagt Michał Drag, der für die Belieferung von derzeit 300 Fachhandelspartnern im deutschen Markt mit den Produkten aus Wielogłowy verantwortlich zeichnet. Irgendwie klingt es, als hätte er davon eine ziemlich genaue Vorstellung.
Reinhold Kober