Reportage von der Baustelle – Teil 2: Profis wissen sich zu helfen Der Mann mit der Flex ist da

In Heldenstein (Oberbayern) montiert das Team um Moritz Reiser und Sandro Murru von Jalousien Huber in Wasserburg die Terrassenüberdachung Camargue. Im zweiten Teil der Reportage zeigt sicht+sonnenschutz, dass Monteure oftmals einfallsreich sein müssen.

Sandro Murru und Moritz Reiser (re.) montieren den Zip-Screen, mit dem sich Camargue von Renson optional ausstatten lässt. - © Metzger

Gegen Mittag. Die Regenwolken haben sich verzogen, inzwischen brennt – wie vom Kunden prognostiziert – die Sonne auf die Terrasse. „Das ist der Nachteil: Den Sonnenschutz gibt es erst, wenn wir wieder weg sind“, scherzt Moritz Reiser. Nachdem die Wandseite der Camargue steht, wenden er und Kollege Sandro Murru sich den Pfosten auf der gegenüberliegenden Seite zu – und damit den beiden anfänglichen Problemfällen: Murru kniet sich auf den Boden und flext jeweils das abknickende
Ende des im Pfosten verlaufenden Regenrohrs weg. Mit einem Messer schabt er den entstandenen Grat ab und schiebt das Abflussrohr aus dem Baumarkt über die gerade gekürzte Röhre. Fertig. Anschließend stülpt das Montageteam die Pfosten über die Montagefüße und stellt sie provisorisch auf die beiden Fundamente.

Im nächsten Schritt wuchten Reiser und Murru den Querbalken, der den Zip-Screen enthalten wird, über Klappleitern nach oben und hängen ihn zwischen dem Pfosten an der Hauswand und dem gegenüberliegenden Pfosten ein. Weiter geht es mit dem letzten Pfosten. Hier entpuppt sich schnell das Leerrohr mit der Stromzuleitung als Problem. Dieses muss durch den Montagefuß hindurch im Pfosten nach oben verlaufen. Wegen der Dicke des Rohres, das seitlich neben dem Entwässerungsrohr – und damit auch noch schief im Verhältnis zur Ausrichtung des Pfostens – aus dem Fundament ragt, ist das nicht so einfach möglich.

Strafarbeit mit Hammer und Meißel

Eine unkonventionelle Lösung muss her – und schon hat Reiser eine neue Aufgabe für seinen Kollegen. Abermals mit der Flex bringt Murru eine Aussparung in die Bodenplatte des Montagefußes ein. Um das Leerrohr nach innen zur Öffnung hin zu biegen, muss er zusätzlich das Fundament aushöhlen – mit Hammer und Meißel. „Das ist eine Strafarbeit – schlimmer als bei Al Capone“, ächzt Murru, ehe er mit der Bohrmaschine auf elektrisches Gerät umsteigt.

Die bisherigen Verzögerungen haben viel Zeit geraubt, so dass Reiser vorschlägt, ohne große Mittagspause weiterzuarbeiten. „Wir wollen heute noch fertig werden mit der Montage.“ Murru willigt ein. Nach einer Trinkpause hängen die Montageprofis den zweiten kurzen Querbalken ein. Als abschließend der lange Balken an der Reihe ist, wird es wieder komplizierter: Die beiden Monteure müssen jeweils den kurzen Balken ein wenig anheben, um den Längsbalken absenken zu können – sonst bleibt dieser am Profil der kurzen Traverse hängen. „Normalerweise reichen zwei Mann bei der Montage aus“, sagt Reiser, dennoch kommt den beiden Monteuren die Anwesenheit des
sicht+sonnenschutz-Reporters nicht ungelegen, der die Balken jeweils kurz anhebt.

Jetzt, wo die Grundkonstruktion steht, geht es daran, die Pfosten auszurichten und ins Wasser zu bringen. Damit die Camargue ein Rechteck bildet, messen die Monteure zunächst die Diagonalen. „Diese müssen gleich lang sein“, erläutert Reiser und fordert seinen Kollegen auf, das lange Maßband zu holen. Aber ratlose Gesichter, das Band ist nicht aufzufinden. Stattdessen behelfen sich die Monteure mit einer langen Schnur und messen damit jeweils den Abstand zur schräg gegenüberliegenden Seite aus. „Man wäre kein Profi, wenn man sich nicht zu helfen wüsste“, kommentiert Reiser. Als die Pfosten mit Distanzklötzen unterlegt sind und alles rechtwinklig steht, bohrt Murru durch die
Montageöffnungen der beiden Pfostenfüße Löcher in das Fundament und versenkt jeweils vier lange Schrauben darin. Reiser hält den Pfosten in Position.

Hände waschen nicht vergessen

Als Nächstes heben Reiser und Murru die Zip-Anlage in die Öffnung des Querbalkens. Der R+S-Mechatronikermeister startet sogleich einen Testlauf: Einmal runter, einmal hoch bewegt sich der dunkle Screen auf Knopfdruck. „Beim Transport kann sich das Tuch verschieben und ist dann schief aufgewickelt“, erläutert Reiser, bevor er den
Screen in die seitlichen Führungsschienen einfädelt. Noch schnell die Blende drauf. Fertig.

Die aufwändigste Arbeit haben die beiden Monteure nun hinter sich. Weiter geht es monoton, aber nicht weniger anstrengend. Wie am Fließband schleppt Murru die Lamellen für das Dach der Camargue am Haus vorbei auf den Rasen. Diese müssen die beiden jetzt oben im Dach einhängen. Zuvor verschwinden die beiden auf die Toilette: Hände waschen. „Auf den weißen Bauteilen sieht man sonst jeden Fingerabdruck“, mahnt Reiser. Über zwei Leitern hieven die beiden die Lamellen schließlich nach oben – eine nach der anderen. „Bist du drin“, fragt Reiser seinen Kollegen regelmäßig, ob die Lamelle in der vorgesehenen Kerbe eingerastet ist. Schon ein paar Lamellen später
läuft die Montage flüssig.

Verrenkungen inklusive

Als das Dach befüllt ist, profiliert Reiser die Lamellen in die Führungsschiene ein und verbindet diese mit dem Motor. Per Schraube justiert er die Einstellung der Endpunkteinstellung nach. „Auf dem Transport kann sich da etwas verstellen“, erläutert der Montageprofi. Der anschließende Test verläuft positiv, die Lamellen öffnen und
schließen wie gewünscht. Mit dem Abdeckprofil verschließt Reiser die Steuerungsleiste. Da sich die Leiste an der Wandseite befindet, gestaltet sich das schwierig. Bäuchlings reckt er sich über die Dachkonstruktion, um die Schrauben in den Querbalken zu jagen. Während Murru abschließend Verpackungsmaterial und Arbeitsgeräte zurück zum Firmenwagen bringt und die Spuren der Monteure beseitigt, kümmert sich Reiser um die ordnungsgemäße Verkabelung und dichtet eine Stelle mit Bitumen ab. „An der Stelle,
an der die Regenrinne undicht sein könnte, kommt die Beschichtung drauf“, sagt Reiser. Am Ende eines langen Tages ist der R+S-Mechatronikermeister zufrieden mit der Montage. Der Bauherr ebenfalls, der die Anlage am späten Nachmittag auf ihre Funktionsfähigkeit testet. Matthias Metzger