Geiger vor dem Umbau „Das Unternehmen wird etwas kleiner werden.“

Kurz vor Redaktionsschluss hat der künftige Alleingeschäftsführer von Geiger Antriebstechnik, Roland Kraus, im Telefonat mit sicht+sonnenschutz die drängendsten Fragen zur Zukunft des Unternehmens beantwortet.

Zwei, die wissen, was sie wollen: Dr. Marc Natusch (li.) und Roland Kraus richten Produktions- und Logistikprozesse bei Geiger neu aus. - © Kober

„Das Unternehmen wird etwas kleiner werden“, bestätigte er, dass gerade in der individuellen Entwicklung von Kundenaufträgen Abstriche geplant sind, durchaus mit Folgen fürs Personal. Gleichwohl seien Meldungen, nach denen bis zu 30 Prozent der Belegschaft vor dem Aus stünden, ins Reich der Fabel zu verweisen. Angesprochen auf Äußerungen des Betriebsratsvorsitzenden Andreas Jähnig, zitiert in der Tagespresse, die Arbeitnehmervertretung warte seit einem halben Jahr auf Unterlagen zur Sanierung, sagte Kraus, der BR hätte es gerne gesehen, bei der konzeptionellen Umstrukturierung – die gleichwohl nötig sei – involviert gewesen zu sein; dagegen sei von Anfang an klar gewesen, dass nach Abschluss der Analyse seitens Geschäftsführung und Beirat, u.a. im Verbund mit externen Fachleuten, die umfassende Information des Gremiums sowie die intensive Beratung der sich daraus ergebenden Schritte erfolgen sollten. Zwischenzeitlich sind dem Betriebsrat die angeforderten Papiere zugegangen, ist ein zunächst anberaumter Termin vor dem Arbeitsgericht abgesetzt.

LIEBER REAGIEREN ALS SANIEREN

Was läuft denn eigentlich schief in Bietigheim? Wie Markus Sautter, Leiter der Unternehmenskommunikation bei Geiger, mitgeteilt hatte, sei die Ursache für die Schieflage des Unternehmens u.a. in der wachsenden Konkurrenz aus Asien, vor allem China, zu suchen, die zu einem deutlichen Preisverfall im Markt führe. Aber auch die gestiegenen Material- und Lohnkosten machten die Angebote von Geiger in Teilen nicht mehr wettbewerbsfähig. Die defizitären Bereiche habe man lange Zeit etwa durch neue Fertigungsanlagen kompensieren können. Mittlerweile sei aber der Preisdruck so hoch, dass das Unternehmen in einzelnen Bereichen nicht mehr wirtschaftlich produzieren könne. Gerade damit nun eine Sanierung nicht nötig werde, sagte der nach dem Ausscheiden von Dr. Marc Natusch (Kraus: „Einer der besten Vertriebsleute der Branche“; siehe Editorial in dieser Ausgabe) neue Alleingeschäftsführer Roland Kraus im Gespräch mit sicht+sonnenschutz, gelte es, sich zu verändern, neue Wege zu gehen – insbesondere in Hinblick auf die angekündigte Produktsortimentsstraffung: Intern in die Segmente mechanische Antriebe, Raffstore-Antriebe und 45-Millimeter-Rohrantriebe gegliedert, stünden Abläufe gerade in der individuellen Entwicklung für Kundenaufträge auf dem Prüfstand: „Da hat in der Vergangenheit vieles zu lange gedauert. Da wurde
noch eine Runde gedreht und noch eine usw.“ Dies bespricht die Führungsspitze nun mit Schlüsselkunden – und, ja, das werde voraussichtlich Personalentscheidungen nach sich ziehen, die ausnahmslos „so sozialverträglich wie möglich“ gefällt werden sollen.

KÜRZUNGEN NÖTIG

Schließlich gehe es darum, das Gros der Arbeitsplätze im Schwäbischen zu erhalten und als „profitabler Industriebetrieb“ in die Zukunft zu gehen; gerade deshalb ist, wie fälschlicherweise u.a. kolportiert, eine Trennung von elektronischen Antrieben nicht geplant. Auch die Zusammenarbeit mit Loxone werde weitergeführt, in dem Zusammenhang spiele die Geiger Air-Linie ebenso eine wichtige Rolle, wie das für die in Stuttgart vorgestellte Rescue Line der Fall ist. Kraus machte deutlich, dass Dr. Marc Natusch auf eigenen Wunsch das Unternehmen verlassen habe, keinesfalls „freigesetzt“ worden sei. Tatsächlich hatte der enge zeitliche Zusammenhang zwischen der Meldung von dessen Abschied und den (teilweise Horror-)Nachrichten von den angeblich anstehenden Kürzungen in der Branche Fragen aufgeworfen. Kraus zufolge geht es nun darum, das Sortiment mit Blick auf die Ertragspotenziale zu bereinigen: „Umsatz ist eben nicht alles.“