Ehret will im Objektgeschäft wachsen 50 Jahre Evolution

Mehr als 2.000 Besucher kamen zum Tag der offenen Tür, mit welchem Ehret seinen 50. Geburtstag feierte. Geschäftsführer Eberhard Schopferer sprach beim Vor-Ort-Termin mit sicht+sonnenschutz über aktuelle Entwicklungen und Investitionen sowie über Meilensteine der Vergangenheit

Sein 50. Jubiläum feierte Ehret mit Mitarbeitern, Kunden und Besuchern am Firmensitz in Mahlberg. - © Metzger

Aufgeschüttete Erdhaufen, niedergerissene Hallenwände und ein Autokran mit monströsem Ausleger – hinter den mit Jubiläumsbannern abgehängten Bauzäunen lässt sich erahnen: Bei Ehret bewegt sich was. Oder passend zum Motto des Tages: Ehret – seit 50 Jahren Evolution. Aktuell investiert der Fensterladenhersteller am Firmensitz in Mahlberg einen zweistelligen Millionenbetrag in ein neues Fabrikationsgebäude sowie in eine neue, hochmoderne Pulverbeschichtungsanlage. Über die Hintergründe bestens Auskunft geben kann Eberhard Schopferer. Er ist seit Juli 2017 Geschäftsführer des Unternehmens, hatte zuvor – seit dem Jahr 2013 – die Produktionsleitung inne. „Von der neuen Anlage erwarten wir uns erhebliche Kapazitätssteigerungen“, sagt der Fachmann im Gespräch mit sicht+sonnenschutz. Demnach werde die Anlage, die Mitte 2019 in Betrieb gehen soll, im Zweischichtbetrieb ein Volumen erreichen, für das aktuell drei Schichten notwendig seien. „Wir beseitigen damit ein Bottleneck in unserer Fertigung“, sagt Schopferer. Die vor- und nachgelagerten Produktionsanlagen werden nach seinen Angaben neu in den Gesamtablauf eingebunden. Mit der neuen Beschichtungsanlage stärkt Ehret, ganz im Sinne der Unternehmenstradition, seine Unabhängigkeit – bisweilen habe das Unternehmen extern zukaufen müssen.

OBJEKTGESCHÄFT MIT WACHSTUMSPOTENZIAL

Zudem schafft der Hersteller durch den Ausbau der Fertigungstiefe weitere Möglichkeiten, um auf kundenindividuelle Wünsche einzugehen. Im Blick hat Schopferer hier insbesondere Architekten. „Im Objektgeschäft, wo Design und Individualität gefragt sind, sehen wir in Deutschland noch viel Wachstumspotenzial“, sagt der Geschäftsführer. Im Fachhandelsgeschäft – zirka 6.500 Fachpartner beliefert Ehret hierzulande – sei weiteres Wachstum hingegen nur noch durch Verdrängung möglich.

Mit dem Objektgeschäft einher geht laut Schopferer eine rasante Zunahme der Komplexität der Produkte. Auch darum ist Ehret bestrebt, kontinuierlich in neue Technologien und in die Modernisierung der Fertigung zu investieren. Als Beispiele für spezielle Kundenaufträge nennt der Geschäftsführer Fensterläden mit Designblechen, deren Perforation ein Motiv ergibt, oder verwundene Lamellen, bei denen es mehr um den Effekt geht als um den Sonnenschutz. „Das Individuelle steht im Vordergrund“, sagt Schopferer. Zu den weiteren Anforderungen im Objektgeschäft zählten die Elektrifizierung oder auch die SmartHome-Anbindung.

LÖSUNGEN GESUCHT FÜR MOTORISIERUNG IM BESTAND

Während die Motorisierung von Fensterläden in modernen Neubauten stark voranschreite und auch ohne großen Aufwand realisierbar sei, hinke der Sanierungsbereich noch hinterher, mahnt indes Vertriebsleiter und Prokurist Andreas Schnaase im Gespräch mit sicht+sonnenschutz. Bauliche Vorgaben machten im Bestand die Umsetzung mit den heute am Markt verfügbaren Systemen schwierig. „Hier müssen wir einen Sprung nach vorne machen“, sagt Schnaase. „Unsere Fachpartner wünschen sich neue Lösungen, die auch optisch eleganter sind.“ Dafür sei Ehret aber auch auf die Unterstützung der Motorenhersteller angewiesen.

Neben Objektgeschäft, Motorisierung im Bestand und Modernisierung der Fertigung will Ehret weiterhin die Internationalisierung vorantreiben. Dass das Unternehmen bislang
gut gefahren ist mit seiner Expansionsstrategie, belegen die Zahlen: Laut Schnaase hat das Unternehmen in seinen Kernmärkten jeweils einen Marktanteil von mehr als 30 Prozent und darf sich damit zu Recht als europäischer Marktführer für Fensterläden aus Aluminium bezeichnen. Besondere Bedeutung für Ehret hat der französische Markt, der mittlerweile 60 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt. Für Eberhard Schopferer stellt der Eintritt in diesen Markt rund um das Jahr 1988 gar einen der Meilensteine in der Unternehmensgeschichte dar. „Fensterläden sind in Frankreich fest in der Baukultur verankert – ob in der Stadt oder auf dem Land“, sagt der Geschäftsführer. „Vertrieblich gesehen war es ein entscheidender Schritt, sich diesem Markt zu stellen.“

ERNEUT TOPERGEBNIS EINGEFAHREN

Auch sonst gilt: Das Geschäft bei Ehret läuft gut – sehr gut sogar. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen sein bislang zweitbestes Ergebnis auf der Ertragsseite erzielt – nur übertroffen vom Rekordjahr 2016. Diese Zahlen sind für Schopferer Beleg dafür, dass das Unternehmen mit den jüngsten Investitions- und Strategieentscheidungen auf dem richtigen Weg ist. Angst, dass der Fensterladen von anderen Produkten verdrängt wird, hat der Geschäftsführer nicht. Dafür sei der Fensterladen zu sehr Dekorationselement. „Beim Fensterladen geht es in besonderem Maße um die Gestaltung an der Fassade. Er ist Schmuck am Haus“, sagt Schopferer. Andere Elemente, wie etwa auch schaltbare Gläser, könnten diese Funktion nur schwer erfüllen – und das wird wohl auch die nächsten 50 Jahre so bleiben. Matthias Metzger