Spitze in der Nische 25. Jubiläum von Multifilm

Seit einem Vierteljahrhundert schon besteht der Folienrollo-Spezialist Multifilm. sicht+sonnenschutz hat an den Geburtstagsfeierlichkeiten am Unternehmenssitz in Limbach-Oberfrohna teilgenommen und sich über Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft des Sonnen- und Blendschutzherstellers informiert.

Multifilm-Geschäftsführer Jörg Wolfram (li.) und Gründer Horst H. Goldner stehen bei der Eröffnung der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen von Multifilm gemeinsam auf der Bühne. - © Krause

Das Festzelt ist edel dekoriert. Auf den weißen Tischen stehen Blumen, Luftballons hängen an der Zeltdecke. Fast alle Sitzmöglichkeiten sind belegt, als Horst H. Goldner auf die Bühne tritt und die Feierlichkeiten zum 25. Jubiläum von Multifilm eröffnet. „Eigentlich haben wir unsere Jubiläumsfeier nur auf den heutigen Tag gelegt, um den Geburtstag
von Frau Dietz zu feiern“, witzelt der 75-jährige Firmengründer und blickt zum Geburtstagskind, der Multifilm-Produktionsleiterin. Die anwesenden Partner, Kunden, Mitarbeiter
und deren Familien lachen.

Goldner gründete Multifilm Sonnen- und Blendschutz am 1. März 1993 in Limbach-Oberfrohna, um ein spezielles Produkt herzustellen: Folienrollos mit einer Aluminiumbeschichtung. Warum das Unternehmen Limbach-Oberfrohna auswählte, wo auch Sonnenschutzhersteller Warema sitzt? Das sei ein Zufall, die Unterstützung des Freistaats Sachsen nach der Wende sei einer der Hauptgründe gewesen.

BILDERGALERIE WECKT ERINNERUNGEN

Multifilm produzierte zu Beginn auf einer Fläche von 800 Quadratmeter. Heute arbeiten die 60 Mitarbeiter auf zirka 2.500 Quadratmeter. Im Sortiment befinden sich mittlerweile
auch Stoffrollos; Folienrollos machten aber weiterhin mehr als 80 Prozent des Umsatzes aus. Diese und andere Entwicklungen zeigt Multifilm stolz auf seiner Jubiläumsfeier. Im Festzelt sind zu jedem Jahr der Unternehmensgeschichte Bilder ausgestellt, die Produktneuheiten, Kunden oder Aufträge zeigen. Es finden sich darauf aber auch Fotos von alljährlichen Treffen mit Geschäftspartnern – sowie von neu eingestellten Mitarbeitern. Oft hörte man die Frage „Bin ich drauf?“, wenn sich ein Mitarbeiter der Ausstellung näherte.

FREUNDSCHAFTLICHES MITEINANDER

Auf der Tafel zum Jahr 1997 ist Maschinenbauingenieur Jörg Wolfram zu sehen. Im Jahr 2002 ernannte Goldner ihn zum Geschäftsführer: „Mit 60 Jahren haben meine Frau und ich einen Nachfolger gesucht. Jörg Wolfram zu nehmen, war die beste Entscheidung, die wir je getroffen haben.“ Seit 22 Jahren gehört Wolfram nun zu Multifilm – und er ist nicht der einzige Mitarbeiter, der so lange dabei ist. „Wir haben eine geringe Fluktuation, und auch ein großer Teil unserer Partner ist seit vielen Jahren dabei“, sagt der Geschäftsführer. Die Beziehungen zu Belegschaft und Händlern seien stets freundschaftlich. „Wenn Multifilm uns zum jährlichen Treffen der Partner einlädt, ist das immer, als würde man alte Freunde wiedersehen“, sagt etwa Rolf Andreas Mørck, Geschäftsführer des norwegischen Handelspartners Consol.

Die Zusammenarbeit mit den Partnern ist wichtig. Sie vertreiben und montieren die Multifilm-Produkte. „Wir liefern nicht an Endkunden. Unser Fokus liegt auf Produktion, Entwicklung und Marketing“, sagt Wolfram. „Wir unterstützen unsere Partner aber auch bei der Montage oder in der Montageleitung bei größeren oder anspruchsvollen Projekten – insbesondere wenn es um kundenspezifische Lösungen geht.“ In Deutschland arbeite das Unternehmen mit seiner Schwesterfirma Multifilm Ing.-Büro für Sonnen- und Blendschutz in Schwabhausen und fünf unabhängigen Partnern zusammen. Im Ausland erfolge der Vertrieb über unabhängige Händler.

REFERENZOBJEKTE AUF DER GANZEN WELT

Gewerbliche Kunden und Projekte stehen bei Multifilm im Fokus. Das zeigt auch die Liste der Referenzobjekte. Sie reicht vom Zentrum für virtuelles Engineering in Stuttgart
über den Europäischen Gerichtshof in Luxemburg bis hin zum Geschäftsgebäude Harbourfront & Keppel Bay Towers in Singapur. Gerade in Krankenhäusern, Schulen und Büros besteche Multifilm mit seinen transparenten Folien in Bezug auf den Blendschutz. So rüstete das Unternehmen über Partnerfirmen in den Niederlanden bis heute etwa 800 Schulen mit seinen Systemen aus. „Die Systeme reduzieren die Blendung, gewährleisten die Tageslichtversorgung und ermöglichen gleichzeitig die Sicht nach draußen“, sagt Wolfram. „Planer haben oft nur den Sonnenschutz mittels Raffstores im Sinn. Der Blendschutz wird vernachlässigt.“ Bei etwas mehr als 50 Prozent der Aufträge handle es sich daher um Nach- oder Umrüstungen.

Direkt an Verarbeiter und Monteure des R+S-Handwerks oder an Endverbraucher richtet sich Multifilm bewusst nicht. Deswegen besuche das Unternehmen die R+T in Stuttgart
seit 2015 nicht mehr. „Sie spricht nicht unsere gewünschte Zielgruppe an“, sagt Wolfram. Multifilm strebe die Zusammenarbeit mit Planern, Fassaden- oder Metallbauern an. Aus diesem Grund war der Sicht- und Blendschutzhersteller auf der FENSTERBAU FRONTALE 2018 präsent und wird im kommenden Jahr auf der BAU in München vertreten sein.

ERFOLG IM NISCHENMARKT

Insgesamt läuft das Geschäft gut für Multifilm. „Für dieses Jahr rechnen wir mit einer Umsatzsteigerung von 15 Prozent“, sagt Wolfram. Dennoch verfolgt der Geschäftsführer
die Entwicklungen möglicher Konkurrenzprodukte in der Branche aufmerksam. „Diese Technologien bergen mittelfristig ein gewisses Risiko, aber im Moment sehen wir da keine Gefahr. Bei schaltbarem Glas stellt sich z.B. immer auch die Kostenfrage.“ Das Produktportfolio von Multifilm bleibe vorerst in der aktuellen Größe bestehen. Zum Vollsortimenter wolle man nicht werden. „Im Vergleich zum gesamten Sonnenschutzmarkt ist der Markt für Folienrollos überschaubar und durch unsere langjährige Erfahrung besitzen wir eine gewisse Expertise“, sagt Wolfram. „Wir bedienen mit unseren Produkten erfolgreich einen Nischenmarkt.“ Andrea Mateja