Schadensfall 2/2017 Wer die Praxis ignoriert und nicht plant, zahlt die Zeche

Wenn der Fachmann in Tiefgaragen Tore montieren soll, muss er das passende Modell wählen, die richtige Position planen und sich Gedanken über die Art der Bedienung machen. Welche Probleme auf den Torbauer zukommen, wenn es dabei an Sorgfalt mangelt, zeigt dieser Schadensfall.

Das Seil verfing sich in der Dachreling eines Fahrzeugs und beschädigte das Dach. - © Macal

Im vorliegenden Fall verursachte eine Toranlage einen größeren Schaden an einem neuwertigen Pkw. Die Eigentümerin des Fahrzeugs verklagte die Verwaltung des Hauses. Nach ihrer Einschätzung hatte der ausführende Betrieb den Schalter falsch positioniert. Die Hausverwaltung zahlte nicht und deshalb beauftragte das Gericht einen
Sachverständigen, den Fall aufzuklären.

Schadensbild

Die Eigentümerin wollte die Tiefgarage mit ihrem Auto verlassen. Als sie auf der Höhe des Zugschalters fuhr, verfing sich die Zugschnur in der Dachreling des Kfz, riss von der Decke ab und fiel auf das Autodach. Der Schalter hing noch an der Leitung, schleifte über das gesamte Dach des Fahrzeugs und verkratzte den Lack. Der Schaden belief
sich auf 6.000 Euro.

Schadensanalyse

Bei der Besichtigung vor Ort fielen dem Gutachter zwei Fehler ins Auge. Den Zugschalter hatte der Torbauer zu weit in die Fahrbahn hineinragend montiert. Den insgesamt drei Meter breiten Raum in der Garage nutzten die Bewohner als Ein- und Ausfahrt. Montiert der Verarbeiter den Zugschalter dann einen Meter weit in die Fahrbahn hinein, ist es dem Fahrer kaum möglich, den Schalter seitlich durch die heruntergelassene Scheibe zu erreichen. In der Praxis wird er mehrfach anfahren müssen und der Schalter berührt dabei ständig das Dach des Fahrzeugs. Zum Zweiten betätigten die Nutzer den Zugschalter mittels eines Zugseils, dessen Ende einen dicken Knoten formte. Dieser Knoten gab zusammen mit der falschen Position den Ausschlag, dass sich der Schalter in der Dachreling des Pkw verfing.

Hintergrund

In der Regel nutzen viele Menschen eine Tiefgarage, die meist nicht ausreichend in die richtige Nutzungstechnik eingewiesen wurden. Die DIN EN 12453 beschäftigt sich genau mit diesem Personenkreis. Gerade bei solchen Nutzern müssen Planer von einer nicht immer fachgerechten Bedienung des Tors ausgehen. Diese nicht fachgerechte Bedienung sollte der Torbauer in irgendeiner Form mit in seine Planung einfließen lassen. Dieses Thema findet sich auch in der Risikobeurteilung nach Maschinenrichtlinie wieder.

Lösung

Der ausführende Betrieb musste den Zugschalter seitlich richtig montieren, so dass die Fahrer die Zugschnur oder Kette einfach erreichen und bei heruntergelassener
Scheibe ziehen können. Den Knoten am Ende der Schnur musste der Betrieb entfernen.