Vorbereitungskurs in Wiesbaden geht zurück auf 1960er-Jahre Neue R+S-Meister: Hier werden sie gemacht

Die Meisterprüfung im Rollladen- und Sonnenschutztechnikerhandwerk kann ein Geselle auch ohne Vorbereitung ablegen – allerdings steigert ein Vorbereitungskurs die Chancen beträchtlich. Hier lesen Sie, wie das Berufsbildungs- und Technologiezentrum (BTZ) Wiesbaden II Kandidaten fit für den Karrierekick macht.

Gemeinsam in die Meistervorbereitung 2017 (v.li.): Tobias Abeck, Daniel Fuchs, Marc Weber, Kai Nachtmann und Dozent Wolfgang Löster. - © Heiler

Mit insgesamt 612 Unterrichtsstunden für die Teile I und II in Vollzeit führt das Wort Kurs eher in die Irre – die Teilnehmer lernen in dieser Zeit am BTZ Wiesbaden II der Handwerkskammer Wiesbaden alles, was sie für einen Erfolg in der Meisterprüfung brauchen. Der Lehrplan reicht von Fachzeichnen über Werkstoffkunde, Konstruktionslehre, Werkzeug- und Maschinenkunde bis zu Kostenrechnen, Kalkulation, EDV und Werkstattpraxis. Nach erfolgreicher Prüfung der ersten beiden Hürden müssen die Kandidaten nochmal 360 Unterrichtsstunden in die Prüfungsteile III und IV investieren. Hier konzentriert sich das BTZ auf die Betriebsführung vom Controlling über steuerliche Grundlagen bis zur Qualifikation für die Berufsausbildung von Lehrlingen.

Wissen für den Praxiseinsatz

„Wir wollen die Gesellen auf die Meisterprüfung vorbereiten, ihnen aber auch das Handwerkszeug für die spätere Praxis im Betrieb an die Hand geben“, erläutert me. Wolfgang Löster, Meister im Rollladen- und Sonnenschutztechnikerhandwerk und Dozent der Meistervorbereitung. Zu den wichtigen Themen, die sich auf dem Lehrprogramm wiederfinden, zählt er zum Beispiel den fachgerechten Anschluss von Bauelementen ans Mauerwerk, Einbruchhemmung, 3D-Zeichnen und CAD-Zeichnen für Meister. „Ich versuche immer, die Themen aufeinander abzustimmen. Zum Beispiel berechnen wir die Hebel- und Auszugskräfte für Sicht- und Sonnenschutz-Elemente und kombinieren
diese Aspekte mit der Montage“, erläutert der Fachmann. Um den Blick für Zukunftsthemen zu schärfen, lassen Dozenten Infos zum Thema 3D-Druck als Ergänzung des 3D-Zeichnens einfließen. In der Werkstatt lernen die Teilnehmer den Umgang mit dem Schweißgerät sowie die Holzverarbeitung und arbeiten an der Drehbank. Dieses Wissen spielt für den Bau des praktischen Prüfungsprojekts und die praktischen Arbeitsproben während der Prüfungswoche eine große Rolle. In der Vergangenheit standen die Prüflinge zum Beispiel vor der Aufgabe, einen Rollladen in Rautenform zu fertigen. Das Eigenstudium und gegenseitige Hilfe der Meisterschüler sieht Löster als Erfolgsfaktoren neben dem Fachunterricht. Den Meister zeichnet aus seiner Sicht die Kompetenz aus, Sachfragen selbstständig richtig einzuschätzen und zu beantworten: „Unser Job als Dozenten lautet: Kompetenz für alle Meister zu vermitteln.“ Exkursionen zu namhaften Firmen in der Branche runden das Angebot ab und schlagen eine Brücke zu praxisrelevantem Wissen, etwa in Sachen SmartHome-Lösungen.

Infos zur Kursteilnahme

Zum aktuellen Meistervorbereitungskurs, der am 11. September 2017 startet, haben sich zehn Gesellen verbindlich angemeldet, weitere Handwerker haben ihr Interesse bekundet. „Ich bin zuversichtlich, dass wir wieder die 16 Teilnehmer aus dem Vorjahr erreichen. Ein Teilnehmer kommt sogar aus Berlin zu uns“, sagt Löster. Mehr als 18 Prüflinge könne das BTZ von den Räum lichkeiten her gar nicht aufnehmen. Neben Wiesbaden haben angehende Meister in der R+S-Branche nur in Ulm die Möglichkeit, sich in Fachkursen auf die Prüfung vorzubereiten. Fragen zur Anmeldung und zum Ablauf der Kurse in den Teilen I und II bzw. III und IV beantwortet Annette Giersch-Kunz unter der E-Mail: annette.gierschkunz@hwk-wiesbaden.de. Sie gibt auch Tipps zum Meister-BAföG, mit dem Teilnehmer 40 Prozent der Kursgebühren von 4.200 Euro sparen.

Das sagen die Meisteranwärter

Geselle Marc Weber wird am Vorbereitungskurs 2017 teilnehmen und will vor allem seinen Blick fürs Große und Ganze schärfen: „Ich möchte ein breites Bild vom Betrieb
gewinnen und größeren Einblick in die betriebswirtschaftlichen Aspekte bekommen. Als Geselle montiere ich aktuell fast nur und habe wenige Berührungspunkte mit den
wichtigen Bereichen eines Unternehmens.“ Er will das Handwerkszeug erlernen, um einen eigenen Betrieb zu führen. Dieses Ziel hat er fest ins Auge gefasst. Daniel
Fuchs stieß über den Umweg Kfz-Handwerk ins R+S-Gewerk und hat gerade seine Ausbildung abgeschlossen. Jetzt überlegt er, den Meistertitel sofort nachzuschieben:
„Auch wenn ich nicht der Schultyp, sondern mehr der Praktiker bin, brauche ich noch das Fachwissen aus der Kalkulation und der Betriebswirtschaft, um eine Firma zu
führen.“ Kai Nachtmann aus Karlsruhe hat sich für den Schritt zum Meister entschieden, weil er sich vorstellen kann, einen Betrieb zu übernehmen, und das dafür nötige
Hintergrundwissen braucht. „Ich bin zwar eher per Zufall ins R+S-Handwerk gekommen, aber es macht mir Spaß. Ich will mich hier weiterentwickeln“, sagt der junge Handwerker während des Tags der offenen Tür am BTZ. Wenn alles gut geht, tragen diese jungen Menschen bald den Titel Meister im Rollladen- und Sonnenschutztechniker- handwerk. Das sollten sie mit Stolz tun, sagt Löster: „Wie ein Dr. können Handwerksmeister den Titel me. vor ihren Namen setzen und so ihre Qualifikation nach außen hin
zeigen. Dieser Titel ist etwas wert.“